Gelebtes Familienunternehmen mit sehr guten Ansätzen. Umsetzung aber teilweise ausbaufähig.
Verbesserungsvorschläge
Etwas mehr auf Mitarbeiter "an der Front" hören, statt Entscheidungen top-down zu treffen. Kultur des offenen & ehrlichen Austauschs fördern (nicht nur gegenseitige Beweihräucherung). Werte mehr leben und weniger predigen (betrifft insbesondere das Lieblingswort der Führungsriga "Agilität"). Ein Kulturwandel funktioniert nur, wenn man sich auch von Mitarbeitern trennt, die ihn nicht mitgehen wollen.
Arbeitsatmosphäre
Überwiegend gut, besonders auf der gleichen Ebene. Größtes Kapital von Lorenz dürften die Menschen sein, die dort arbeiten. Auch erfährt man in der Regel viel Unterstützung von Kollegen. Auf die Wünsche & Bedürfnisse des einzelnen wird eingegangen. Man fühlt sich wohl & willkommen.
Kommunikation
Grundsätzlich gut, aber nicht einwandfrei. Man möchte gerne vermitteln, man hätte eine überragende Kommunikation. Dies tut man beispielsweise durch regelmäßige virtuelle Meetings der Geschäftsführung, an denen alle Mitarbeiter partizipieren können. Diese haben aber selten einen großen Informationsgehalt. Manches wird sehr frühzeitig kommuniziert, wenn noch gar nicht ausgereift (um dann später wieder revidiert zu werden). Anderes wird sehr verspätet oder gar nicht kommuniziert. Die beste Informationsquelle ist und bleibt der "Flurfunk". Seit Bestehens der Intranet Plattform, wird vieles nur noch über diese kommuniziert (= Verzicht auf Mails). Das führt dazu, dass viele Informationen gar nicht bei den Mitarbeitern ankommen. Insbesondere die, die nicht die Zeit haben, aktiv diese Informationen dort abzurufen oder die, die unzureichende Englischkenntnisse haben.
Kollegenzusammenhalt
Sehr stark ausgeprägt. Das ist vermutlich das, was zu einer besonders hohen Mitarbeiterbindung zum Unternehmen führt bzw. die Leute dort zusammenschweißt. Mit einer Vielzahl von ehemaligen Lorenz Kollegen bin ich nach wie vor befreundet bzw. habe den Kontakt gehalten. Das habe ich bisher in keinem Unternehmen in der Ausprägung so erlebt.
Work-Life-Balance
Kann nicht einheitlich beantwortet werden. es ist alles vorhanden, von "Boreout" bis "Burnout". Manche Mitarbeiter spazieren fröhlich um 15 Uhr täglich raus. Andere bleiben bis 19 Uhr. Die Verteilung der Arbeit scheint wenig System zu haben. Einige Abteilungen sind über einen langen Zeitraum hoffnungslos überlastet und bekommen dennoch keine Unterstützung durch neues Personal. Andere Abteilungen stocken regelmäßig auf, trotz moderater Auslastung. Solche erheblichen Unterschiede innerhalb einer Firma darf es eigentlich nicht geben! Die Firmenkultur sieht die Balance durchaus vor, aber die Umsetzung über die Hierarchieebenen klappt leider nicht überall.
Vorgesetztenverhalten
Fällt ebenfalls sehr unterschiedlich aus, trotz des Strebens nach einer einheitlichen Unternehmenskultur. Viele Führungskräfte sind einfach in ihre Rollen über die Jahre hineingewachsen, haben aber wenig bis keine Managerqualitäten. Auch könnte das (Middle) Management eine generelle "Verjüngungskur" gebrauchen. Manche Mitarbeiter sitzen einfach zu lange und bequem auf ihren Posten. Das tatsächliche Leben der Unternehmenskultur wird meiner Meinung nach zu wenig kontrolliert/eingefordert. Manche Führungskräfte weisen z.B. noch einen sehr veralteten Führungsstil auf (kein Coaching, reines Delegieren von Aufgaben, fehlendes Lob, etc.). Auch hängt die interne Weiterentwicklung eines Mitarbeiters sehr stark vom Vorgesetzten, sowie dessen Draht zur GF ab. Manche Vorgesetzte wissen genau, wie sich "nach oben" verkaufen müssen, um Ihren guten Ruf zu bewahren.
Interessante Aufgaben
Zu hoher administrativer Anteil der Arbeit durch fehlenden administrativen Support (das trifft auf mehrere Funktionen zu, die ich bei Lorenz inne hatte). Teilnahme an interessanten Projekten durchaus möglich, aber in der Regel ohne Entlastung im Tagesgeschäft und/oder zusätzlicher Vergütung. Das macht es dann wiederum weniger reizvoll. Positiv ist, dass man sich stark einbringen kann und tiefe Einblicke bekommt, sofern man das möchte. Generell herrscht eine starke Kultur des Vertrauens, was sehr lobenswert ist. Man hat die Möglichkeit, sich ein tiefgehendes Fachwissen in kurzer Zeit aufzubauen.
Gleichberechtigung
Hier gibt es nichts auszusetzen. Wird zu 100% gelebt. Ich würde sogar behaupten, dass hier mehr Damen als Herren beschäftigt sind. Darüberhinaus auch unterschiedlichste Herkünfte vertreten.
Umgang mit älteren Kollegen
Man ist sich seiner Verantwortung gegenüber der Mitarbeiter sehr bewusst. Starker Betriebsrat. Faire Regelungen für Ältere.
Arbeitsbedingungen
Wirklich vorbildlich. Modernes Bürogebäude mit großzügigen Räumen und sehr guter Ausstattung. Auch für mobiles Arbeiten wird alles zur Verfügung gestellt. Klimatisierung vorhanden. Hier wird nicht gespart. Ein kleiner Kritikpunkt: die Abkehr von Microsoft Office als gängigste Standardlösung weltweit kann ich bis heute nicht nachvollziehen. Das hat sehr viele Mitarbeiter verärgert (mich inklusive) und wurde komplett top-down entschieden. Das hat Anfangs zu einem erheblichen Mehraufwand geführt und ich kann mir persönlich nicht vorstellen, dass die Kostenersparnis dazu im Verhältnis steht.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Fester Bestandteil der Unternehmensstrategie. CSR Abteilung und QM haben ein hohes Standing im Unternehmen. Man ist gut über die Rechtslage und Entwicklungen informiert. Ein bisschen agiler bzw. schneller in der Umsetzung könnte man aber sein.
Gehalt/Sozialleistungen
Generell marktgerecht & fair. Allerdings sind teilweise große Gehaltsunterschiede für vergleichbare Tätigkeiten vorhanden. Man sollte sich also nicht unter Wert verkaufen!
Image
Überwiegend gut. Seit einem Wechsel in der Führungsetage, hat sich doch relativ viel verändert. Strategie nicht immer klar, viele abgesagte Projekte und teilweise große Diskrepanz zwischen Worten und Taten können Mitarbeiter verunsichern/demotivieren. Was aber unterstrichen werden kann, sind starke Marken und ein außerordentlich hohes Engagement vieler Mitarbeiter im Unternehmen.
Karriere/Weiterbildung
In Sachen Weiterbildung wird viel geboten und gefördert. Hängt aber auch stark vom Vorgesetzen ab. Karriere ist aufgrund der Unternehmensgröße und der Besetzung der meisten interessanten Posten durch "alte Hasen" schwierig. Ohne Mentor oder guten Beziehungen zum "Inner Circle", schlechte Aufstiegschancen. Eine Beförderung ergibt sich meistens nur dann, wenn eine Führungskraft in den Ruhestand geht. Solange möchte aber nicht jeder durchhalten. Daher konnte in den letzten Jahren eine höhere Fluktuation, besonders bei jüngeren Mitarbeitern, beobachtet werden. Schade, dass so mehrjährig aufgebautes Know-How dann wieder verloren geht...