Verlockend, aber mit hohem Risiko für den Lebenslauf
Arbeitsatmosphäre
Es gibt viel zu tun und alle arbeiten konzentriert und konstruktiv an den Aufgaben. So wie man sich das wünscht!
Kommunikation
„Verständlicherweise“ wurde mir im Bewerbungsprozess zunächst nicht überdeutlich gesagt, warum man nur einen Ein-Jahres-Vertrag erhält. Immerhin dann auf Nachfrage und, naja, man kann es sich denken.
Etwas merkwürdig finde ich, dass es bei so einer kleinen Firma mit nur 20 Leuten so viele kununu-Bewertungen gibt, und es in diesen dann auch kaum um das Vorgesetztenverhalten geht. Letzteres ist aber unter Mitarbeitern z. B. beim Mittagessen in der Tat oft Thema. Das erscheint mir intransparent und nicht repräsentativ.
Work-Life-Balance
Niemand muss Überstunden machen, jeder kann seine Kinder pünktlich von der Kita abholen und Teilzeit ist glaube ich auch möglich.
Vorgesetztenverhalten
Ich musste leider erleben, wie eine Mitarbeiterin von einem Vorgesetzten zum Weinen gebracht wurde, und das war wohl keine Ausnahme. Ich selbst empfand zwei, drei seiner Ansprachen an mich auch harsch und vollkommen unnötig überzogen. Konnte meine Tränen zum Glück zurückhalten :-D
Ein dickes Fell ist also empfehlenswert. Ansonsten wird man schnell die Lust verlieren und auch das Interesse, Leistung zu zeigen.
Interessante Aufgaben
In der Tat ist die Codequalität wirklich gut und die Softwareentwicklung entsprechend angenehm.
Gehalt/Sozialleistungen
Augenscheinlich zwar exzellent, aber das trügt, denn relevant ist nicht das sehr hohe Gehalt ab dem zweiten Jahr, sondern der Erwartungswert des Einkommens in den nächsten zehn Jahren. Und wenn man in der Probezeit entlassen wird und in der Folge nicht so leicht einen neuen Job bekommt bzw. eine schlechtere Verhandlungsposition hat, weil man zuletzt „nicht genug Leistung gezeigt“ hat, rächt sich die Gier nach den 130.000 € mit einem langfristigen, finanziellen Schaden. Ein Lebenslauf, der nicht aalglatt ist, kostet sehr viel Geld, das dürft ihr mir glauben.
Jeder kann sich ausrechnen, dass es bei diesem versprochenen Gehalt einen Haken geben muss. Auch mögliche psychische Erkrankungen und Schlafstörungen als Folge dieses Jobs sollte man in die Rechnung mit aufnehmen.
Meine Empfehlung: Wenn man nicht zartbesaitet ist, das Risiko nicht scheut und direkt vom Studium kommt – probieren! Beim ersten Job nimmt einem ein Fehlschlag noch niemand krumm.
Image
Das Unternehmen ist ziemlich unbekannt und leider ist das wichtig: Wenn man sich später woanders bewirbt, wird man gefragt, warum man denn nur so kurz dort gearbeitet hat. Dass es eine Auszeichnung ist, überhaupt dort eingestellt zu werden, dass der Bewerbungsprozess sehr fordernd ist und dass es gute Gründe gibt, zu gehen, kann niemand Außenstehendes nachvollziehen.
Spätere Recruiter sehen nur den Bruch im Lebenslauf. Ich hatte Glück, dass mein jetziger Chef think-cell kannte.