Gut am Arbeitgeber finde ich
Es war nie leicht, in dieser Firma zu arbeiten, insbesondere auch, als sie noch Eigentümer-geführt war. Da brauchte es schon sehr viel Durchhaltevermögen. Hat man das und darüber hinaus noch das Vermögen sich selbst zu motivieren, und dann vielleicht noch eine Nische, in welcher man die Chance zur persönlichen Entwicklung findet, dann kann man es hier schon aushalten.
Und es gibt ja seit dem Sommer einen kleinen Lichtblick, 3 ½ Jahre systematischer, hoffentlich nicht gewollter, Niedergang durch eine personelle Glanzbesetzung sind nun zu Ende!!! Nicht fristlos, sondern mit dicker Prämie, aber vorbei ist vorbei, das ist das Wichtigste!
In Erinnerung bleibt jedoch, wie chronisch desinteressiert er am Unternehmen, an den Produkten des Unternehmens und an den Mitarbeitern war, und das von Beginn an. So hatte er sich weder vernünftig vorgestellt, noch hatte er sich informiert, mit welchen Mitarbeitern er arbeitet. Vieleicht hatte er auch ganz schnell gemerkt, dass er für eine solche Position nicht geeignet ist. Leider hatte er dann nicht die Notbremse gezogen und sich etwas anderes gesucht. Stattdessen wurden neue Mitarbeiter eingestellt, die ihn dann ganz toll fanden. Zum Dank wurden diese dann von ihm nach kurzer Zeit, ohne jeglichen Erfolgs¬nachweis, in den Himmel gelobt.
Da er ja auch Privatleben hatte, wurde jedoch als aller erstes eine jüngere „Projektmanagerin“ eingestellt, welche in einem stundenfressenden internen Projekt die Gestaltung und Beschriftung von Ordnerrücken erforschte. Ab diesem Zeitpunkt war sein Büro mit einem Schild versehen: „Wenn die Bürotür geschlossen ist, dann bitte bei der Sekretärin melden!“. Ab dann war es ihm wohl nicht mehr so langweilig.
Die neuen Mitarbeiter waren natürlich nicht für einfache Tätigkeiten vorgesehen. Sie sollten hier Karriere machen. So wie der Datenbank-besessene Jungingenieur, welcher gleich Abteilungsleiter werden sollte, und das, obwohl er außer ein paar Monate Baustellentätigkeit keine fach¬spezifischen Erfahrungen, geschweige denn Leistungen vorweisen konnte.
Eine andere Methode seine Nichteignung zu verschleiern war die Erschaffung von Titeln und Pseudoposten. Und er fand dann wirklich welche, die sich für ein paar Euro einfangen ließen. Nicht jeder ist halt charakterfest! Aber so hatte er sich sein Jubel-Komitee geschaffen, welches wiederum bei den Prämien bevorzugt berücksichtigt wurde.
Von den erfahrenen, altgedienten Mitarbeitern wurde er zu diesem Zeitpunkt kaum noch akzeptiert, und umgedreht hatte er dann richtiggehend Angst mit diesen in Kontakt zu treten.
Da er ja zum Tagesgeschäft im Grunde von Anfang an kaum etwas beitragen konnte, wurden erst recht die internen Projekte seine Lieblingsbeschäftigung, mit welchen er gegenüber der Geschäftsführung Aktivität vortäuschen konnte. Zum Beispiel war es sehr bald unum¬gänglich, sich um die Personaleinsatzplanung zu kümmern. Aber statt sich einfach dieser Aufgabe zu widmen, wurde wieder ein internes Projekt aufgelegt, und das bei doch überschaubarer Mitarbeiteranzahl. Irgendwann fiel die Ineffizienz dieses und der vielen weiteren internen Projekte auch der Geschäftsführung auf, aber da waren dann erst mal die kleinen Mitarbeiter schuld.
Erst als es richtig ernst und bitter für das Unternehmen wurde, als er ein großes an¬spruchs-volles Projekt in bisher nicht vorstellbarer Tiefe in den Morast gesetzt hat, da hat wohl auch die Führung das Problem erkannt. Dann blieb ihm eigentlich nichts anderes übrig, als zu gehen.
Auf Grund seiner fehlenden Befähigung zur Personalführung wurden leider in dieser Zeit zu viele Leute in Positionen gebracht, für die sie einfach nicht geeignet waren. Zum Beispiel musste ein Überforderter wegen psychischer Erschöpfung schon nach kurzer Zeit das Handtuch als Projekt¬leiter werfen, was weder diesem noch dem Projekt gut tat. Oder bei einem von ihm zum Abteilungsleiter gemachten Sportsfreund, wo bereits nach ein paar Wochen klar war, dass er es nicht kann. Es dauerte dann noch viele, viele Monate bis sein Nachfolger hier endlich die Konsequenzen zog, und das war die verlorene Zeit, wo nichts vorwärts ging.
Es gibt also schon Gründe, warum es in den letzten Jahren so bergab ging, aber all das, und das ist das wichtigste, all das ist nun Vergangenheit, und man sollte wieder unvorein-genommen und positiv eingestimmt nach vorne blicken.
PS: Es gibt einen weiteren Lichtblick! Zum Jahresende hat der letzte "Jubel"-janer, welcher hier in der an ihn übertragenen Funktion nie überzeugen konnte, nun auch die Firma verlassen. Und der Sportsfreund wird im neuen Jahr in die Wüste geschickt, wo er einen Baustellencontainer beschlafen kann.