Schlechte Medizin und Arbeitsbedingungen wegen maximaler Gewinnorientierung
Gut am Arbeitgeber finde ich
Letztlich nur das meist freundliche miteinander und die abwechslungsreichen Fälle.
Verbesserungsvorschläge
Die ganze Unternehmenspolitik muss sich ändern, dabei bezweifle ich, dass das im Interesse eines gewinnbringenden Unternehmens ist. Ein Uniklinikum, welches auch als Lehranstalt fungiert, sollte nicht allein monetär orientiert sein. Fließband Medizin führt nicht nur zu schlechter Medizin, auch der Nachwuchs wird auf lange Sicht auf diesem Weg ausbleiben. Selbst kann ich den Arbeitsplatz auf keinen Fall empfehlen und auch als Patient wäre das Uniklinikum Gießen nicht mehr meine erste Wahl.
Arbeitsatmosphäre
Trotz eines sehr modernen Klinikums und vieler sehr freundlicher Kollegen ausgesprochen schlecht. Einem chronischen Mangel an Mitarbeitern wird nicht entgegengewirkt. Die Arbeitsbelastung steigt ins unerträgliche, Pausen sind meist nur eine Wunschvorstellung und Kollegen weinen unter dem Druck am Arbeitsplatz.
Kommunikation
Gute Ansätze, viele essentielle Informationen wurden dennoch meist über die „Stillepost“ weitergegeben.
Kollegenzusammenhalt
Schwarze Scharfe gibt es immer, aber im großen und ganzen sehr freundliches Personal. Ohne diesen weitestgehend freundlichen Umgang wäre die Arbeit unter den gegebenen Arbeitsbedingungen auch nicht mehr möglich.
Work-Life-Balance
Unterirdisch. Wegen des Arbeitszeitschutzgesetzes ist es überhaupt nicht möglich alle Überstunden aufzuschreiben. Dienste müssen wegen des knapp bemessenen Personals in einer kaum tragbaren Häufigkeit abgeleistet werden. In den ca. 4 Tagen im Monat, welche man nicht auf der Arbeit verbringt, kann man dann schlafen - Energie ist für mehr, trotz sportlicher Verfassung, nicht übrig.
Vorgesetztenverhalten
Ich bewerte hier ausdrücklich nur den Arbeitgeber und nicht meine Vorgesetzten als Person. Eine Universitätsklinik in ein gewinnorientiertes Unternehmen umzuwandeln ist mit Sicherheit das dümmste was man sich vorstellen kann. Ich hatte steht’s das Gefühl, dass ich als Arbeitnehmer gemolken werde bis ich umfalle. Im Austausch mit Kollegen aus kleineren Kliniken wurde ich in dieser Hinsicht bestätigt. Arbeitsbedingungen wie im Uniklinikum Gießen findet man leider immer mehr in den großen Krankenhäusern. Leider wird es durch wachsende Aufgabenbereiche, starke Kosteneinsparungen (besonders im Personal), unzureichend qualifiziertes Personal (den Job möchte schließlich auch keiner mehr unter diesen Umständen machen, dabei kann ich persönlich nur aus ärztlicher Sicht berichten) und letztlich auch den Arbeitszeiten von Jahr zu Jahr schlechter. Das „private equity“ Verhalten der Führungsetage wird auf lange Sicht immer mehr die guten und qualifizierten Arbeitskräfte verdrängen, weil gut ausgebildete intelligente Arbeitnehmer dieses Spiel auch einfach nicht mitmachen.
Interessante Aufgaben
Kaum möglich sich konstruktiv mit komplexeren Thematiken zu befassen, dafür fehlt schlicht die Zeit. Auch die freundlichen Vorgesetzten laufen meist so auf dem Zahnfleisch, dass die Lehre im Lehrkrankenhaus nicht stattfinden kann. Interessante Fälle gibt es jedoch häufig, daher die 3 Sterne.
Gleichberechtigung
Nichts negatives zu beobachten. Ein toller Wandler zumindest in vielen Bereich der Medizin.
Umgang mit älteren Kollegen
Kann ich schlecht beurteilen, tendenziell habe ich den Umgang aber als gut wahrgenommen.
Arbeitsbedingungen
Tolles Gebäude, schlechte Arbeitsbedingungen, wie oben bereits erläutert.
Gehalt/Sozialleistungen
Auf die Stunden gerechnet unverschämt, dadurch dass man sich nicht alle Überstunden wegen des Arbeitszeitschutzgesetzes aufschreiben kann und der Arbeitgeber der Arbeitslänge auch nicht entgegenwirkt.
Image
Die schlechten Umstände führen zwangsläufig, trotz überwiegend sehr kompetentem und fachkundigem Personal, oftmals zu einer unzureichenden Patientenversorgung. Unglückliches Personal und ebenso unglückliche Patienten verursachen ein deutlich merkbares schlechtes Image.
Karriere/Weiterbildung
Ok, aber mehr auch nicht.