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Göttingen
Bewertung

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Fazit für mein Institut: Gehen Sie lieber gleich in die freie Wirtschaft, anstatt hier zu promovieren.

2,5
Nicht empfohlen
Ex-Angestellte/r oder Arbeiter/inHat zum Zeitpunkt der Bewertung nicht mehr im Bereich Forschung / Entwicklung gearbeitet.

Gut am Arbeitgeber finde ich

Das Prestige. Und ja, ich habe meinen Doktorgrad bekommen :)

Schlecht am Arbeitgeber finde ich

Das Arbeitsklima, die Vorgesetzten, das Gehalt. Es herrscht ein allgemeines Klima der Unsicherheit. Wer als Physiker in die freie Wirtschaft möchte, dem bringt der Doktor nicht viel. Falls Sie Forscher werden wollen, informieren Sie Sich gut über die Arbeitsgruppen und sprechen Sie mit den Institutsangestellten.

Verbesserungsvorschläge

Doktoranden sollte man ausschließlich mit 100%-Stellen anstellen. Den Doktoranden sollten unabhängige Ansprechpartner zur Seite gestellt werden, um auf Missstände aufmerksam machen zu können. Professoren sollten nur dann einen Institutsleiterposten bekommen, wenn sie sich als verantwortungsvolle und kompetente Führungskräfte eignen. Mehr Macht für Doktoranden und den akademischen Mittelbau.

Arbeitsatmosphäre

Viel Druck, keine Wertschätzung. Aber die Gebäude sind für Uni-Verhältnisse ganz gut.

Kommunikation

Keine. Entscheidungen fallen quasi unbegründet vom Himmel. Mitarbeiter werden nicht in Entscheidungen mit eingebunden. Vorgesetzte haben quasi nie Zeit für richtige Absprachen. Einen Großteil der Zeit verbringt man stattdessen in unnötigen Meetings und Videokonferenzen, in denen die Anwesenheit erwartet wird, man aber nur seine Zeit absitzt.

Kollegenzusammenhalt

Die meisten Doktoranden unterstützen sich gegenseitig, allerdings gibt es auch hier Einzelkämpfer.

Work-Life-Balance

Ganz ehrlich: Wer eine W-L-Balance möchte, geht nicht in die Forschung. Trotz 50%-Stelle wird unter der Woche mindestens 50 Stunden geackert und man wird zu längeren Forschungsaufenthalten im Ausland genötigt. Wochenenden, an denen nicht gearbeitet wird, sind die Seltenheit. Um Nachtschichten im Kontrollraum des Experiments kommt man nicht herum.

Vorgesetztenverhalten

Professoren besitzen einen gottgleichen Status. Bossing ist Teil der Institutskultur. Einige sozial inkompetente, narzisstische Professoren und Post-docs (nicht alle!) vergiften das Klima. Pech hat man, wenn einer dieser Personen die Doktorarbeit betreut, denn dann wird man auch mal persönlich unter der Gürtellinie beleidigt und systematisch unter Druck gesetzt. Dabei sind sich diese Personen keiner Schuld bewusst und der Wunsch auf Wechsel der Ansprechpartner für die Promotion wird nicht stattgegeben. Einige Vorgesetze lassen die Doktoranden für sich forschen und drücken sich somit an ihnen hoch, ohne die Leistung in irgendeiner Form zu wertschätzen.

Interessante Aufgaben

Man arbeitet tatsächlich an der Speerspitze der Forschung. Allerdings muss man auch viel repetitive und stupide Arbeiten zur Aufrechterhaltung der Experimente durchführen. Dazu kommt, dass der Prof seine privaten Hobbys nicht von der Institutsarbeit auseinanderhalten kann und seine Angestellten unentgeltlich dafür einspannt. Außerdem muss man viel Zeit für Lehre verwenden, was aber - je nach Studenten - Spaß macht. Insgesamt kommt man vielleicht in 20% der Zeit zum Forschen.

Gleichberechtigung

Frauenstipendien sollen theoretisch für einen höheren Anteil an Frauen in der Physik sorgen. Allerdings führt dies dazu, dass man als Mann eher die vorteilhaftere Doktorandenstelle bekommt, da die Frauen ja besser auf die (etwas unvorteilhafteren) Stipendien zugreifen können. Ansonsten sehe ich keinerlei Diskriminierung. Gleichstellungsbeauftragte existieren.

Umgang mit älteren Kollegen

Wenn man ab 40 keine der wenigen unbefristeten Stellen oder der sehr raren Professuren ergattert, hat man das Spiel des Lebens verloren. Dann ist es auch zu spät, in die Wirtschaft zu wechseln. Hier verweise ich auf das Wissenschaftszeitvertragsgesetz.

Arbeitsbedingungen

Die IT wird von den Doktoranden gestellt und ist entsprechend mau. Das Sekretariat ist zu dünn und für die anfallenden Aufgaben falsch besetzt. Dementsprechend bleiben Reisekostenabrechnungen über hunderte Euro gerne mal über Monate liegen. Dienstlaptops gibt es natürlich nicht. Die Freiheit der Forscher ist ein Mythos von Anfang des 20ten Jahrhunderts. Das persönliche Fortkommen ist in hohem Maße fremdbestimmt. Immerhin funktionieren die Naturgesetze immer, weshalb man zumindest hier nicht ausgebremst wird.

Umwelt-/Sozialbewusstsein

In der Uni wird viel darüber geredet und einiges wird auch umgesetzt. Allerdings merkt man im Arbeitsalltag nicht viel davon.

Gehalt/Sozialleistungen

Wie gesagt: 50%-Stellen bei über 100% erwarteter Leistung. Hier dient das Gehalt nicht der Wertschätzung, sondern dem puren Überleben. Wer nicht nach 3 Jahren mit der Promotion fertig wird, muss von Arbeitslosengeld leben und trotzdem weiterforschen. Man wird dazu angehalten, bei Auslandsaufenthalten auf Per Diems oberhalb einer bestimmten Grenze "freiwillig" zu verzichten.

Image

War für Physik mal eine der tollsten Unis der Welt und der Ruf haftet Ihr auch heute noch an. Mein Forschungszweig gilt unter interessierten Laien als "cool" und man erhält dadurch tatsächlich ein recht hohes gesellschaftliches Ansehen. In nicht-akademischen Kreisen oder unter Ökos treffe ich oft auf Unverständnis.

Karriere/Weiterbildung

Kaum jemand wird Professor oder landet auf einer festen Stelle dank Wissenschaftszeitvertragsgesetz. Der Rest eiert mit befristeten Verträgen durch die Gegend. Wissen kann man sich jedoch eine Menge anhäufen, wir sind ja schließlich an einer Uni. Die Menge an erworbenen Wissen korreliert jedoch kaum mit dem beruflichen Vorankommen. Berufungsverfahren auf Lehrstühle sind für die Doktoranden nicht transparent und es entsteht so der Eindruck, als seien Netzwerke wichtiger als tatsächliche wissenschaftliche Exzellenz.

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