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Potemkin lässt grüßen

2,3
Nicht empfohlen
Ex-Angestellte/r oder Arbeiter/inHat zum Zeitpunkt der Bewertung nicht mehr im Bereich Forschung / Entwicklung bei Universität Trier in Trier gearbeitet.

Gut am Arbeitgeber finde ich

Die Freiheit der Forschung und Lehre.

Schlecht am Arbeitgeber finde ich

Dass vieles mehr Schein als Sein ist, dass Forschende und Lehrende oft das Gefühl haben, eher der Verwaltung zu dienen als anders herum--und natürlich das fehlende Interesse an Mitarbeitern, ihrer Arbeit und ihrer Zukunft.

Verbesserungsvorschläge

Ehrlich sein und den produktiven kritischen Diskurs mit allen Mitgliedern der Uni suchen! Wenn alles immer als super dargestellt wird und die Mitarbeiter etwas anderes erleben, fühlen sich diese nicht verstanden und ernst genommen. Außerdem scheint für den Mittelbau angezeigt, dass Vorgesetzte mit ihren Mitarbeitern regelmäßig Mitarbeitergespräche führen (in Anwesenheit z.B. der Fachbereichsreferenten - um das nicht faken zu können) und Zielvereinbarungen treffen sollten.

Arbeitsatmosphäre

Ich (befristete Qualifikationsstelle) wurde in der Regel von Vorgesetzten und Kollegen in Ruhe gelassen. Es war gut, nicht gegängelt zu werden. Allerdings führte das Desinteresse an der eigenen Arbeit von Seiten der Kollegen und anderer Mitglieder der Hochschule auf Dauer zu großer Frustration.

NB: Die Betrachtungen sind sehr subjektiv. Andere Mitarbeiter machen ganz andere Erfahrungen, wie ich weiß. Durch die fehlende Kontrolle der Hochschullehrer (Professoren), hängt die Lage von Mitarbeitern oft vor allem von ihnen ab.

Kommunikation

Die Hochschulleitung kennt nur positive Nachrichten: Alles ist immer super, die Hochschule mega erfolgreich. Als Mitarbeiter fühlt man sich von den reinen PR-Meldungen nicht informiert sondern indoktriniert - und, weil die Divergenz zwischen Verlautbarungen und der erfahrenen Realität offenkundig ist, auch für dumm verkauft. Der regelmäßige Rundbrief der Hochschulleitung ist eine einzige Lobhudelei. Besuche z.B. politischer Amtsträger (Ministerin) werden geschickt geplant, die großen Erfolge vorgeführt. Potemkin lässt grüßen! Eine rationale und offene Diskussion der Probleme findet nicht statt. Kritik wird häufig "hinten herum" kommuniziert, so dass eine Diskussion unmöglich ist.

Kollegenzusammenhalt

An der Oberfläche funktioniert alles gut. Tauchen Probleme auf, fehlen häufig Empathie, Anstand und Zusammenhalt (z.B. bei längerer Krankheit eines Kollegen). Zuweilen wird intrigiert, um Ziele zu erreichen (Gremienarbeit, Stellen- und Mittelzuteilung). Einzelne Kollegen arbeiten allerdings auch sehr gut zusammen, interessieren sich für die Arbeit der anderen und sind miteinander befreundet.

Work-Life-Balance

Da das Interesse an der Arbeit der Mitarbeiter fehlt, kümmert sich niemand um die Work-Life-Balance, wenn man es nicht selbst tut. Das ist z.B. im prekär beschäftigten Mittelbau besonders problematisch, da hier innerhalb der Befristung exzellente Leistungen erzielt werden müssen. 60-Stunden Wochen sind bei Promovenden auf einer halben Stelle keine Seltenheit. Die Belastung führt zu psychischen Problemen wie Depression und Burn-Out. Promovierende scheitern mitunter, weil sie überlastet sind und sich allein gelassen fühlen. Der Arbeitgeber scheint diese Belastung zu akzeptieren, wie sich z.B. auch an dem Umstand zeigt, dass er sich zwar die "Familienfreundlichkeit" hat zertifizieren lassen, aber gleichzeitig die massenhafte und psychisch überaus belastende prekäre Beschäftigung im Mittelbau als "notwendige Flexibilität" lobt.

Vorgesetztenverhalten

Abhängig von der Person, lassen Vorgesetzte einen in Ruhe, unterstützen kaum bei der inhaltlichen Arbeit und bei der Planung der Karriere. Gutachten und Empfehlungsschreiben werden von den Mitarbeitern selbst verfasst und dann vom Vorgesetzten (überarbeitet und) unterschrieben.

Interessante Aufgaben

Freiheit von Forschung und Lehre - hurra!

Gleichberechtigung

Sehr abhängig vom Fach. In Jura, z. B. gibt es fast nur männliche Professoren. In den Geistes- und Sozialwissenschaften werden bevorzugt Frauen neu beschäftigt. Es gibt einige inoffizielle Männervereine (Männerabend, Professorenfreundeskreise), die für die Chancen an der Uni wichtig scheinen. Um diesen Nachteil auszugleichen, gibt es ein Mentoring-Programm zur Frauenförderung. Feministische Männer werden dort aber nicht geduldet (Kommunikation darüber wieder "hintenrum" (siehe oben)) und somit in die Arme der etablierten chauvinistischen Strukturen getrieben.

Umgang mit älteren Kollegen

Ältere Kollegen werden wie alle anderen behandelt. Da sie schon länger da sind, haben Sie häufig auch mehr zu sagen.

Arbeitsbedingungen

Klimatisierung fehlt im Sommer. Verbesserungen im Arbeitsumfeld werden durch unsinnige Regelungen und unnötigen Papierkram erschwert. Die Software zum Management des Campus z.B. (Studierende, Prüfungen, Noten, Urlaubsantrag, Beschaffung) ist dysfunktional und schafft Frust und unnötigen Mehraufwand bei vielen Beschäftigten. In den letzten Jahren haben Optimierungen der Verwaltung in der Regel zu Arbeitsmehraufwand bei Forschenden und Lehrenden geführt. Die Raumsituation ist in Ordnung, die Ausstattung auch. Arbeitsmittel stehen zur Verfügung. Mensa und Cafeteria haben--außer in den Semesterferien--attraktive Angebote.

Gehalt/Sozialleistungen

Öffentlicher Dienst: Bezahlung gut. Allerdings wieder das Problem der mehr-als-Vollzeit arbeitenden Qualifikationsmitarbeiter, die eben oft nur auf einer halben befristeten Stelle sitzen.

Image

Es wird intern viel gejammert und genörgelt. Mitarbeiter nehmen Aktionen der Hochschulleitung nicht ernst, scheuen aber die direkte Kritik, weil sie das Gefühl haben, dass diese nicht erwünscht ist.

Karriere/Weiterbildung

Es gibt Weiterbildungsangebote, die bestimmten Statusgruppen nicht zugänglich sind. Z.B. nur für nichtwissenschaftliche Angestellte. Ansonsten muss man die Karriere in Eigenverantwortung planen. Wie schon geschrieben (siehe oben) ist das aber sehr von der Stelle abhängig. Ich kenne ein Beispiel, wo sich Vorgesetzte rührend um ihre Mitarbeiter kümmern.

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