Es gibt Potenzial für Verbesserung...
Gut am Arbeitgeber finde ich
Es gibt ohne Zweifel viele positive Punkte. Die Mitarbeiter werden an sich respektvoll behandelt und es läuft alles innerhalb der gesetzlichen Normen ab. Zum Glück wurde im Bereich Finance eine äußerst kompetente Person eingestellt, die maßgeblich daran beteiligt ist, dass das Unternehmen heute noch existiert. Deshalb kann man wohl sagen, dass die Zeichen der Zeit zumindest teilweise erkannt wurden und Learnings aus den Misserfolgen der letzten Jahre gezogen wurden. Es gibt viele Veranstaltungen für die Mitarbeiter und zahllose Dinge, die den Arbeitsalltag erleichtern. Jeder, der schon mal in einem Unternehmen gearbeitet hat, dass sich überhaupt nicht um die Belange der Angestellten schert, weiß, dass so etwas nicht selbstverständlich ist. Auch die Prozesse in der HR laufen reibungslos und fair ab. Die Meinung der Mitarbeiter wird oft abgefragt, leider erfährt man aber nicht, ob die eigenen Stellungnahmen zu einer Veränderung geführt haben. Aber der Ansatz ist gut. Insgesamt war ich immer zufrieden mit meiner Arbeit, auch wenn sich vieles in meiner Bewertung sehr negativ anhört.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Schlichtweg dumme Entscheidungen. Die falschen Leute entscheiden ohne Kompetenzen für ganze Fachabteilungen. Die "Führungspersonen" sind ein Witz, sie sind nur besser bezahlte Aufgabenverteiler. Ihnen müssen unbedingt mehr Befugnisse erteilt werden. Außerdem müssen dringend einige Positionen neu besetzt werden, auch wenn diese vielleicht schon lange im Unternehmen sind. Loyalität den Mitarbeitern gegenüber schön und gut, aber wenn dem Unternehmen ein wirtschaftlicher Schaden durch Inkompetenz entsteht, ist das durch nichts zu rechtfertigen. Ich wünsche UNIQ wirklich nur das Beste, aber wer alle Rettungsseile durchschneidet und sich sehenden Auges in sein Verderben schmeißt, dem kann nicht mehr geholfen werden. Ich hoffe trotzdem sehr, dass der Absturz durch einen versteckten Fallschirm gebremst wird und es keine Sauerei gibt. Falls das gelingt, stehe ich applaudierend am Abgrund und rufe "well played!".
Verbesserungsvorschläge
Unbedingt weiter Aussortieren. 2/3 des Unternehmens sind meiner Meinung nach überflüssig. Es muss eine klare Struktur entstehen, die genau festlegt, was der Mehrwert von einzelnen Mitarbeitern ist. Dieser Schritt ist hart und unangenehm, aber unumgänglich, wenn man in Zukunft wirtschaftlich agieren möchte. Qualifizierte Mitarbeiter mit Berufserfahrung (!) zum Beispiel eine im Bereich Marketing mit einstellen. Die Geschäftsführung muss außerdem endlich in der Lage sein, die Verantwortung abzugeben, damit Entscheidungsprozesse schnell und unkompliziert abgewickelt werden können. Wenn die oberste Führungsebene nicht vor Ort ist, können keine Entscheidungen getroffen werden - nicht zu rechtfertigen! Teilweise wurde wochenlang auf ein einfaches "Ja" gewartet. Niemand hat die Weisheit mit Löffeln gefressen. Ein König (oder auch zwei) ist nur so gut wie seine engsten Berater.
Ich hoffe sehr, dass zumindest Teile meiner Kritik erhört werden. Wäre mir das Unternehmen egal, hätte ich mir nicht so viel Zeit für eine ausführliche Bewertung genommen. Aufstehen, Staub abklopfen, Krönchen richten und anpacken. Ich wünsche alles Gute für die Zukunft!
Arbeitsatmosphäre
Alles in allem ziemlich gut. Man kann vernünftig arbeiten und es wird kein übermäßiger Druck ausgeübt. Die Kollegen sind immer sehr freundlich gewesen und in manchen Fällen werde ich den Kontakt auch nach Verlassen des Unternehmens weiter halten. Die wegen der Kündigungen oft angesprochene "schlechte Atmosphäre" hat sich nie großartig auf mich ausgewirkt. Entweder man redet die ganze Zeit darüber, wie schlimm die Situation gerade ist, oder man setzt sich hin und versucht etwas zu verbessern.
Kommunikation
Die Kommunikation wird in vielerlei Hinsicht ernst genommen und es wird auf verschiedenen Wegen versucht, gewisse Entscheidungen nachvollziehbarer zu machen. Es gibt wöchentliche News, einen Podcast mit wichtigen Fragen der Mitarbeiter und eine halbjährliche Infoveranstaltung. Leider gelingt es meiner Meinung nach trotzdem nicht, die Informationen der Realität entsprechend weiterzugeben. Gerade negative Nachrichten werden in einen Mixer mit unzähligen positiven Verstärkungen geschmissen und solange vermengt, bis die ursprüngliche Message nicht mehr zu erkennen ist. Deshalb habe ich mir persönlich immer eine sehr viel klarere und weniger beschönende Kommunikation gewünscht. Letztendlich ist es auch für die Mitarbeiter schwierig, bestmöglich im Sinne des Unternehmens zu handeln, wenn man immer nur ein Teil des Bildes sieht. Es entstand immer der Eindruck, als wolle man die wichtigen Informationen im engsten Kreis halten, um ja niemanden zu verschrecken. Stets getreu dem Motto "Teile meiner Antwort würden sie verunsichern...". Entscheidungen sind so nicht nachvollziehbar und wirken wie ausgewürfelt oder dem Bauchgefühl nach gefällt.
Kollegenzusammenhalt
Im Team immer top. Leider hat die Kündigungswelle im Unternehmen nicht eine "jetzt packen wir richtig an", sondern eine "ich lästre leise/ und zieh den Kopf ein"-Mentalität hervorgerufen. Es war also kein gemeinsames an einem Strang ziehen mehr, sondern Belegschaft gegen Führungsetage. Das ist sehr schade und vermutlich in der falschen Kommunikation begründet. Die gefühlte Ohnmacht gegenüber dem "Feindbild" hat, wenn man so will, einen negativ geprägten Zusammenhalt geschaffen.
Work-Life-Balance
Insgesamt super. Es gibt Überstunden Ausgleich, Homeoffice, soziale Arbeitstage, 30+ Urlaubstage, Krankmeldung ohne AU und Gleitzeit. Ich persönlich habe nicht von all diesen Dingen Gebrauch gemacht, hätte aber die Möglichkeit dazu gehabt. In meinem Fall ging die Arbeit oft auch nach den 8h von zuhause aus weiter. Das lag aber an meinem eigenen Bestreben etwas voranzubringen, ich wurde nicht dazu gedrängt. Es wurden nie explizit Überstunden angeordnet, sondern wenn, immer in Absprache mit mir vereinbart. Trotzdem hätte ich meinen Aufgaben zu bestimmten Zeitpunkten ohne Überstunden nicht gerecht werden können. Angesammelte Überstunden wurden entweder auf Wunsch ausbezahlt, oder es sollte schnellstmöglich Ausgleich genommen werden. Das neu eingeführte Zeiterfassungssystem lieferte zudem eine transparente Übersicht aller relevanten Daten. In meiner Zeit bei UNIQ wurde nicht ein einziges Mal mein Urlaub nicht genehmigt oder gestrichen - äußerst vorbildlich.
Vorgesetztenverhalten
Mein direkter Vorgesetzter hat mich immer im höchsten Maße korrekt und fair behandelt. Er traf seine Entscheidungen stets wohlüberlegt und hat meine Kritik, Zweifel oder Probleme ernst genommen. Selbst als ich unter vier Augen direkte Kritik an seinem Verhalten geübt habe, hatte das keinerlei negative Auswirkungen auf mich. So sollte es sein, damit man gemeinsam wachsen und lernen kann. An vielen Stellen hätte ich mir allerdings gewünscht, dass Entscheidungen aus der obersten Etage häufiger und intensiver infrage gestellt werden. Es gibt fast jede Woche eine CEO-Sprechstunde, bei der brennende Fragen geklärt werden können. Wie vorher schon gesagt fehlen aber einfach Informationen, um gerechtfertigte Kritik an Entscheidungen vorbringen zu können. Eine ernst zunehmende Bestätigung für gute Arbeit oder auch die direkte Besprechung von manchen Entscheidungen, die mich direkt betrafen, blieb leider aus. Entscheidungen wurden gelegentlich durch Lautstärke in einem Meeting getroffen.
Interessante Aufgaben
Durch die Arbeit, die ich machen durfte, hatte ich eigentlich durchgehend interessante Aufgaben. Klar gab es hier und da nervige Arbeit zu tun, aber im großen Ganzen gab es immer viel Spielraum für Kreativität und persönliche Entfaltung. Die Sinnhaftigkeit und Wirtschaftlichkeit meiner Aufgaben habe ich allerdings immer angezweifelt und diese Zweifel auch mehrfach geäußert. Es bringt mir nichts die schönsten Aufgaben der Welt zu machen, wenn ich durch die Ausführung die Sicherheit meines eigenen Jobs gefährde. Das würde ignoriert, bis nach zwei Jahren endlich jemand nachgerechnet hat und herauskam, dass mein Tun ja tatsächlich völlig unwirtschaftlich war (Oh Wunder). Trotzdem hat das Arbeiten an sich immer Spaß gemacht.
Gleichberechtigung
Eigentlich in Ordnung. Die Kritik, die hier in mancher Bewertung Form annimmt, ist aber nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Manche Angestellte genießen einen Sonderstatus, andere haben sich ihre Position über lange Jahre erarbeitet. Leider spielte es oft eine Rolle, von wem bestimmte Aussagen zB. in einem Meeting kamen, anstatt sich mit dem Gesagten inhaltlich auseinanderzusetzen. Dennoch hat zumindest jeder die Chance etwas zu sagen. Wie ernst es im Zweifel genommen wird, ist eine andere Sache.
Umgang mit älteren Kollegen
Ich habe nie etwas Negatives mitbekommen. Teilweise habe ich sogar eher das Gefühl gehabt, dass ältere Kollegen über ein gesundes Maß hinaus extra gut behandelt wurden. Ältere Kollegen waren außerdem eine Seltenheit, wahrscheinlich durch das junge Unternehmen und recht neuartige Geschäftsmodell.
Arbeitsbedingungen
Es wird alles nötige zur Verfügung gestellt. In meinem Bereich gab es außerdem regelmäßig Investitionen um auf dem aktuellen Stand der Technik zu sein. Um das Arbeiten zu erleichtern gibt es Getränke, Obst, Snacks und manchmal sogar komplette Mahlzeiten. Außerdem gibt es regelmäßig Events sowohl innerhalb, als auch außerhalb der Räumlichkeiten. Das Alles empfinden viele leider als selbstverständlich. Ich wünsche mir sehr, dass mein nachfolgenden Arbeitgeber ähnliches anbietet. 1+ mit *.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Wie so oft gesagt beißt sich das natürlich im ersten Moment grundlegend mit dem Geschäftsmodell des Unternehmens. Ich bin allerdings der Meinung, dass noch viel mehr Menschen reisen sollten, um zu erkennen, wie schützenswert dieser Planet ist. Den kurzfristigen Schaden eines Fluges sollte man also in Kauf nehmen, wenn dieser dazu beiträgt ein Leben lang umweltbewusster zu leben.
Im kleinen Rahmen wird auch in der Firma selber versucht die Umwelt nicht unnötig zu belasten. Ein V8 Motor hilft dabei aber nicht wirklich...
Gehalt/Sozialleistungen
Kommt sehr stark auf die Position an, leider in vielen Fällen nicht gerechtfertigt. Es geht in der Regel eher nach dem Preis pro Kilo statt nach der Qualität des Fleisches. Eine Gehaltserhöhung entspricht meiner Erfahrung nach gewissen Rahmenbedingungen (Gehaltstabelle), besonders gute Arbeit wird nicht mit mehr Geld gleichgesetzt. Das Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, junge und unerfahrene Bewerber (auch gerne direkt nach dem Studium) mit der Unternehmenskultur zu locken und für ein unterdurchschnittliches Gehalt einzustellen. Auch wenn jeder die Wahl hat einen Arbeitsvertrag abzulehnen, wird dennoch gerne mit vielen Versprechungen und allen möglichen Benefits geworben. Diese existieren zwar, rechtfertigen aber keinesfalls ein so viel geringeres Gehalt. Völlig desillusioniert und mit enttäuschten Hoffnungen verlassen deshalb sehr viele Mitarbeiter nach 1-2 Jahren das Unternehmen und nehmen besser bezahlte Jobs an. Der "wir können nicht mehr zahlen, wir sind ein Start-Up"-Bonus ist aufgebraucht. Es gibt ca. 40-50 Leute, die den Laden schmeißen und aus reiner Angst etwas Neues zu suchen oder blinder Loyalität im Unternehmen bleiben. Das ist das große Glück der Firma.
Image
Das Image des erfolgreichen Start-Ups wir mit allen Mitteln bedient. Leider sind die internen Prozesse aber oftmals so, als würden Grundschüler über den Nahostkonflikt diskutieren. Kaum jemand hat wirklich Ahnung, Entscheidungen werden irrational und willkürlich getroffen. Zum Glück hat das Unternehmen eine starke Social-Media Präsents und ebenso fähige Teams, die die gewaltigen, internen Fehler mit enormen Aufwand in der Außendarstellung gerade biegen. Wie lang sich dieses aufgeblasene Konstrukt noch halten wird ist sehr fraglich.
Karriere/Weiterbildung
Es gibt theoretisch die Chance aufzusteigen. Allerdings nur, wenn man selber aus eigenem Antrieb ein noch nicht vorhandenes Tätigkeitsfeld erschließt oder jemand die Firma verlässt. In meinem Fall blieb langfristig jeder Versuch aufzusteigen oder in eine Position mit mehr Verantwortung zu kommen, auch nach unzähligen Stunden Mehrarbeit, ohne Erfolg. Solange das Pferd rennt, braucht man es nicht zu füttern. Die Möhre an der Angel erfüllt ihren Zweck. Wenn es nicht mehr rennt, wird es angepeitscht oder direkt erschossen.