Außen hui, innen pfui
Gut am Arbeitgeber finde ich
Nette Kolleginnen und Kollegen, gutes Prestige, Kaffee
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- Ständiges Arbeiten an der Belastungsgrenze und darüber hinaus
- Mitarbeitende die weinend durch die Flure laufen, weil sie nicht wissen, wie sie auf ihre acht Stunden am Tag kommen sollen, obwohl sie schon mehr als zehn Stunden da sind. Sie aber auf die einzelnen Projekte keine Zeit mehr buchen dürfen, weil von Vornherein falsch kalkuliert wurde und 'man das doch nicht dem Kunden anrechnen könne'
- Bier und sonstiger Alkohol am Arbeitsplatz. Teilweise wird schon am Vormittag getrunken
- Zeitbuchungen im 15-Minuten-Takt mit genauer Beschreibung was man denn in den 15 Minuten gemacht hat. Das hält einfach nur auf und so genau will der Kunde das auch nicht wissen. Sagen die Kunden auch selbst. Man gewinnt dabei eher den Eindruck, dass die Vorgesetzten nur Daten sammeln, um bei Gehaltsverhandlungen einem vorhalten zu können, dass man hier und dort zu lange braucht
- Beförderung unfähiger, empathieloser Kollegen die alles abnicken was "von oben" kommt und denen dabei die Mitarbeitenden völlig egal sind. Hauptsache der eigene Kontostand stimmt
- Für ein Jahresgespräch beurteilen sich Kollegen gegenseitig mittels einer Skillmatrix. Das ist für beide Seiten unangenehm und insgesamt nicht aussagekräftig
- Überstunden werden einem abgesprochen, wenn sie nicht offiziell angeordnet wurden. Wobei "offiziell angeordnet" nicht definiert ist. Der Satz "das muss aber dringend heute fertig werden" vom Vorgesetzten gilt hier nicht als offizielle Anordnung und man hat dann mehr oder weniger umsonst gearbeitet
Anmerkung an HR: Bitte spart euch euren Standardsatz "melde dich doch bei uns wenn du Kritik anbringen willst" hier. Das haben ich wie auch andere Kolleginnen und Kollegen des Öfteren schon gemacht. Mit dem Resultat, dass sich nichts geändert hat, man aber nur noch zusätzlich Probleme bekommen hat, weil man es wagte den Mund aufzumachen.
Verbesserungsvorschläge
Nehmt die Anmerkungen und gegebenenfalls Beschwerden eurer Mitarbeiter endlich ernst. Ihr treibt die Kolleginnen und Kollegen mit wehenden Fahnen in den unausweichlichen Burnout
Arbeitsatmosphäre
Fast ausnahmslos nette Kolleginnen und Kollegen. Schöne Büros in Traunstein und München, wenn auch die Lage am Bahnhof (TS) früher besser war wegen Geschäften usw.
Team-Events finden ausschließlich an Wochenenden und nach Feierabend statt. Wenn man dann mal keine Zeit oder Lust hat, wird einem das angekreidet.
Lob gibt es nicht...außer auf Plattformen wie LinkedIn oder Xing. Innerbetrieblich wird natürlich via Teams kommuniziert wie toll doch alles laufen würde. In Einzelgesprächen und Team-Meetings findet das aber nicht statt.
Kommunikation
Kurz und knapp: Schrecklich und unterirdisch. Mauscheleien sind gefühlt an der Tagesordnung. Kommunikation mit Arbeitnehmern findet erst statt, wenn der Drops schon gelutscht ist. Als Arbeitnehmer wird man dann einfach vor vollendete Tatsachen gestellt im Sinne von Take it or Leave it/friss oder stirb.
Kollegenzusammenhalt
Ganz groß. Man sitzt ja im selben Boot.
Work-Life-Balance
Versprochen wird viel, gehalten wenig. Die beim Vorstellungsgespräch verabredete Kernzeit von 10 bis 15 Uhr ist nur schwer einzuhalten, wenn Meetings schon auf neun angesetzt werden und Live-Gänge diverser Kunden um 17 Uhr und später stattfinden.
Auch pocht man stark auf minutengenaues Timeloging. Dabei wird vorgeschoben, dass das der Kunde so wolle. Im Gespräch mit den Kunden selbst wird aber schnell klar, dass diese gar keinen Wert darauf legen.
Und selbst für den Gang zur Toilette wird einem ans Herz gelegt, sich doch bitte abzumelden.
Vorgesetztenverhalten
Die Satzfragmente "ja, ich verstehe, aber..." und "das schaffen wir schon!" sind die Schlachtrufe der jeweiligen Vorgesetzten. Aber die geben den Druck auch nur nach unten weiter, wenn auch mit Überzeugung und bei besserem Gehalt das sie dafür kassieren. Befördert wird nicht nach Können, sondern nach Linientreue und der Bereitwilligkeit, die Untergebenen über den Rand der Belastbarkeit zu treiben.
Interessante Aufgaben
Ja und nein. Man ist mit dem Daily Business so stark eingespannt, dass keine Zeit bleibt interessantere Aufgaben zu übernehmen. Viele Mitarbeitende und ich, würden gerne den eigenen Horizont erweitern was das Tätigkeitsfeld betrifft.
Gleichberechtigung
Ist mir nichts Negatives aufgefallen.
Umgang mit älteren Kollegen
Es gibt nur wenige ältere Kollegen. Wir sind alle so um die Fünfundzwanzig bis Vierzig. Wobei ältere Kolleginnen und Kollegen oft belächelt werden, falls der Nachwuchs mal krank wird und er/sie dadurch ausfällt.
Arbeitsbedingungen
Schöne Büros und 3.000 Euro Macbooks um vor den Kunden zu glänzen. Guter Kaffee und manchmal auch Obst. Danke für letzteres.
Es wird von einem verlangt, minutengenaue Timelogs zu führen an was man gerade arbeitet. Auch soll in den Timelogs festgehalten werden, was genau man macht. So wird aus einem Task, der gerade einmal zehn Minuten dauert gerne mal eine Viertelstunde und mehr. Die Zeit in der man die getätigten Änderungen in den Timelogs festhalten muss, darf man aber dem Kunden nicht anrechnen, was dazu führt, dass man selbst Fehlzeiten hat und Minusstunden macht.
Corona-Prämie, Inflationsausgleich, Weihnachtsgeld uÄ wird nicht gezahlt.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Man verändert nicht die Welt, aber wenigstens gibt es einen Sodastream.
Im Sommer wird die Klimaanlage auf gefühlt 15 Grad gestellt, im Winter sitzt man dann im T-Shirt bei voll aufgedrehter Heizung und 30 Grad im Büro weil mans kann. Gelebter Umweltschutz geht anders.
Die Weihnachtsgratifikation wird gespendet, ohne Zustimmung der Mitarbeitenden.
Gehalt/Sozialleistungen
Man wird bei Gehaltsverhandlungen gedrückt wo es nur geht. Wenn man mehr will, muss man sich neue Projekte suchen, was aber unmöglich ist, da der normale Workload schon kaum zu stemmen ist. Selbst nicht bei einem 10h-Arbeitstag. Der Satz "wir können doch alle froh sein, dass wir nicht in Kurzarbeit müssen" wird dann gebetsmühlenartig wiederholt.
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Siehe einleitende Überschrift
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildungen finden nicht statt. Selbst nicht nach mehrfacher Nachfrage vom Arbeitnehmer. Teamleads wird bei Beförderung ein Managementseminar aufgezwungen, und es wird dann erwartet, dass sie nach den paar Stunden auch ein Team leiten können. Dem ist nicht der Fall.