Wenn Eigen- und Fremdwahrnehmung als Arbeitgeber Welten trennen.
Verbesserungsvorschläge
- Jungen Mitarbeitenden Perspektiven außerhalb des Vertriebs bieten
- Offenes Ohr der Unternehmensführung an der Mitarbeiterbasis
- Kritische Selbstreflektion der Selbstwahrnehmung als Arbeitgeber
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre ist prinzipiell von einem familiären Charakter geprägt. Bei ca. 150 Mitarbeitenden kennt man sich und kann die Arbeit des jeweiligen anderen gut ein- und entsprechend wertschätzen. Eigenverantwortliches Arbeiten ist grundsätzlich gegeben und wird auch durchaus ermöglicht, sofern die Leistung zuverlässig erbracht wird. Wünschenswert wäre hier allerdings eine mitarbeiterdifferenzierende Betrachtung innerhalb der Abteilungen. Nicht selten ist es der Fall, dass es 2-3 "Zugpferde" gibt, die die Ergebnisse für das Team tragen. Durch die hohe Ergebnisorientierung bleibt erheblicher Optimierungsbedarf bei Einzelnen unerkannt, was zur Frustration beim Rest führt. Erschwerend kommt hinzu, dass dies teilweise auch in den oberen Führungsebenen bekannt ist, der direkten Führungskraft aber oftmals keine Handhabe zur Maßnahmenergreifung ermöglicht wird.
Kommunikation
Der Informationsfluss im Arbeitsalltag ist grundsätzlich gegeben. Der Betriebsrat, sowie die jeweiligen Abteilungen informieren schnell und ausführlich zu relevanten Themen. Ein positiv hervorzuhebender Punkt ist, dass in der Jahresauftaktversammlung inzwischen detaillierter auf den strategischen „Fahrplan“ der Bank eingegangen wird, sodass man als Mitarbeiter im Wesentlichen gut bei der aktuellen Situation abgeholt wird und eine Vorstellung davon bekommt, wo es hingehen soll. Lobenswert sind zudem die „VorstandTalks“ im Podcast-Format.
Dem gegenüber steht eine desaströse Kommunikationspolitik bei innerbetrieblichen Bewerbungen und Übernahmegesprächen bei Auszubildenden. Als Beispiel ist hier aufzuführen, dass auf mehrere internen Bewerbungen oder Bewerbungsgespräche keine Rückmeldung seitens der Fach- oder Personalabteilung erfolgten. Die Besetzung der Stellen (ausschließlich mit extern eingestellten Fachkräften) konnte dem digitalen schwarzen Brett entnommen werden. Auch danach erfolgte keine Information über den Abschluss des Einstellungsverfahrens.
Übernahmegespräche bei Auszubildenden lassen sich zusammenfassen mit: „Sie können sich für den Service / den Vertrieb entscheiden.“
Kollegenzusammenhalt
Kann als hervorragend bezeichnet werden. Abteilungsübergreifende Unterstützung ist jederzeit gegeben. Man hilft sich gegenseitig unabhängig von der Dauer der Betriebszugehörigkeit und des Alters. Die grenzwertige Personaldecke in allen Bereichen schweißt hier eher zusammen, als dass der Frust gegenseitig überhandnimmt.
Work-Life-Balance
Das Gleitzeitmodell wird hier vollumfänglich angeboten. Es können bis zu drei Urlaubstage mit in das Folgejahr genommen werden. Lediglich im Vertrieb kann die Work-Life-Balance aufgrund des hohen Terminquotendrucks zu kurz kommen.
Vorgesetztenverhalten
Das Verhalten des direkten Vorgesetzten ist erfahrungsgemäß wertschätzend und konstruktiv. Eine Zusammenarbeit ist in den allermeisten Fällen von Vertrauen geprägt.
Die Führungsstruktur darüber hinausgehend ist auf der einen Seite sehr hierarchisch geprägt. Auf der anderen Seite werden Entscheidungen oftmals vom Vorstand über die Führungsebenen hinweg getroffen (zumindest wird dies von der zweiten Führungsebene so vermittelt). Diese sind teilweise für den Mitarbeitenden nicht nachvollziehbar, wohlwissend, dass es sich manches Mal eben um geschäftspolitische Entscheidungen handelt (Stichwort: Kommunikation). Im Zuge der vergangenen Neubesetzung von einigen Führungspositionen inkl. eines neuen Vorstands ist hier mit Sicherheit eine Verbesserung zu erwarten.
Interessante Aufgaben
Im Angesicht der Herausforderungen, welchen sich mittelgroße Genossenschaftsbanken gegenübersehen (Digitalisierung, neue Absatzkanäle, Regulatorik,…) , sind die Aufgaben entsprechend vielfältig und fachbezogen interessant. Einfluss auf die eigene Ausgestaltung der Arbeit besteht eher weniger, da man abhängig von der zur Verfügung stehenden Prozesse ist. Dies ist allerdings kein Alleinstellungsmerkmal der Volksbank Ettlingen eG sondern von den meisten Geschäftsbanken. Zum Aspekt „Verteilung der Arbeitsbelastung“ siehe Ausführungen bei „Arbeitsatmosphäre“.
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsbedingungen entsprechen weitestgehend nicht denen eines modernen Arbeitgebers: Überfüllte Großraumbüros, keine effektive Klimaanlage (lediglich Lüftung bei Vollverglasung der Büros), teilweise sind nicht genügend Arbeitsplätze vorhanden. Hinzu kommt ein technisch völlig inadäquat ausgestattetes Telefonservicecenter, in Räumlichkeiten, welche nicht im Geringsten dafür geeignet sind. Letzteres hat zur Folge, dass Telefonate sich bei normaler Lautstärke nicht selten akustisch überlagern, was ein konzentriertes Arbeiten in dieser Abteilung nicht möglich macht.
Homeoffice wurde, soweit es die Hardwareausstattung hergibt, einigen wenigen Mitarbeitenden ermöglicht. Da diese allerdings stark limitiert ist, wurde während der COVID19-Pandemie verstärkt auf Entzerrung der Arbeitsplatzdichte gesetzt. Um diese sinnvollen und dringend notwendigen Maßnahmen umzusetzen hat es allerdings zunächst eine Pandemie benötigt.
Schnelltestkapazitäten wurden unkompliziert zur Verfügung gestellt. Der Umgang mit der Pandemie ist auch positiv zu bewerten.
Gehalt/Sozialleistungen
Entspricht dem tariflichen Standard bei Genossenschaftsbanken. Die Attraktivität für den Einzelnen ist individuell einzuschätzen. Die Eingruppierung in die Tarifgruppen erfolgt mit zweierlei Maß. Dass extern eingestellte Mitarbeiter / intern versetzte Mitarbeiter bei gleicher Tätigkeit und Leistungsfähigkeit gerne höher eingestuft sind als der eigene „Nachwuchs“, lässt sich mit Sicherheit mit Verhandlungsgeschick und u.U. mit Erfahrung begründen. Die Folge ist allerdings eine hohe Fluktuation von jungen Kollegen, nicht mangels Geldes, sondern mangels „erlebbarer“ Wertschätzung.
Freiwillige Gratifikationen werden jährlich in vertretbarer Höhe an alle Beschäftigten gezahlt. Vertriebsmitarbeiter haben zudem die Möglichkeit durch ihre Zielkarte eine leistungsorientierte Vergütung zu erhalten. Diese sind anspruchsvoll, aber mit Verzicht auf ein gewisses Maß an Work-Life-Balance durchaus zu erreichen
Die Sozialleistungen sind durchaus umfangreich mit Zuschüssen zur BaV, Fahrradleasing, Rückvergütung von Mitgliedschaftsbeiträgen von Sportvereinen / Fitnessstudios, Zuschuss zur Bildschirmbrille, etc.
Image
Das Image beim Großteil der Kundschaft ist, bezogen auf das Unternehmen, respektabel. Die Kernkompetenzen einer regionalen Genossenschaftsbank sind in den Kundensegmenten bekannt und werden wertgeschätzt. Gleichzeitig verdeutlichen insbesondere Retailkunden gerne im Hinblick auf das Produktportfolio und die Preise, wo sie diesbezüglich (im Vergleich mit den digitalen Mitbewerbern) die Grenzen sehen.
Das nichtsdestotrotz positive Image sollte man allerdings nicht durch einen fragwürdigen Social-Media-Auftritt gefährden.
Karriere/Weiterbildung
Aus der Sicht eines ehemaligen Auszubildenden und in Bezug auf das anschließende mehrjährige Anstellungsverhältnis ist festzuhalten:
- Nach der Ausbildung besteht die Möglichkeit bei persönlicher Eignung in den Vertrieb einzusteigen, oder sich als Servicekraft mit entsprechendem „Entwicklungsplan“ dorthin zu qualifizieren.
- Etwaige fachliche Interessen und Entwicklungswünsche in Fachbereichen finden darüber hinaus bei der Übernahme (und auch danach) keine Berücksichtigung.
(inzwischen immerhin in seltenen Fällen und bei akutem Bedarf in der entsprechenden Abteilung).
- Fördeung von bankspezifischen Fortbildungen (Bankfachwirt, Studium) nur wenn sie in Geno-Einrichtungen absolviert werden.
- Abseits einer verkäuferisch geprägten Karriere bestehen für junge Mitarbeiter kaum Möglichkeiten, selbst bei formeller Qualifikation. Hierfür werden externe Bewerber (teilweise mit identischer Qualifikation) bevorzugt.
- Die Gesprächs- und Förderungsbereitschaft von entsprechenden Führungskräften ist grundsätzlich vorhanden. Da die Entscheidungshoheit, laut Aussage dieser, aber ausschließlich beim Vorstand anstelle des zuständigen Bereichsleiters liegt, bleiben diese nachhaltig ergebnislos.