Kommunizierte Werte passen mit der gelebten Realität leider nur wenig überein.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die Krönung allerdings war, der Realitätsclash zwischen der so hoch angepriesenen hierarchiearmen Kultur und Zusammenarbeit auf Augenhöhe - in der Realität wurde ich darum gebeten, in Mails diejenigen Personen gemäß der Rangfolge im Organigramm anzuschreiben - ich habe mich minutenlang kopfschüttelnd betrachten können.
Wie in einem solchen Arbeitsumfeld überhaupt irgendjemand etwas Produktives schaffen, gestalten und den Vertrieb lenken kann, ist mir bis heute vollkommen unbegreiflich. Umso mehr wünsche ich allen Kolleg*innen vor Ort aufrichtig viel Erfolg in Ihrem Tun - sofern die Stimmung, das Zweifeln und die Missgunst, die vor Ort herrscht es Ihnen ermöglicht, überhaupt zu agieren.
Dem Schrecken dort arbeiten zu müssen bin ich entkommen. Mit Sicherheit bin ich auf den Werdegang und den Ausgang dieses Arbeitsverhältnisses alles andere als stolz - denn mir wurde innerhalb der Probezeit gekündigt. Diese Erfahrung zu machen - vor allem wenn man auf die Frage hin, warum dieser Schritt gegangen wird, lediglich die allgemeine Floskel „Es konnte kein Vertrauen aufgebaut werden“ mitgeteilt bekommt - ist eine filmreife. Ich wurde tatsächlich gebeten meinen Arbeitsplatz umgehend zu räumen - von solch einem Vorgehen hatte ich vorab lediglich in Fällen der Untreue gehört, dies geschah meines Wissens nach nur in Vorstandskreisen oder im Portfoliomanagement - nicht einem normalen Mitarbeitenden.
Seit meinem Ausscheiden aus der Bank ist bereits ein ganzes Jahr vergangen - dennoch habe ich häufig daran denken müssen, denn diese Erfahrungen gingen nicht spurlos an mir vorbei.
Einige Tage nachdem mir gekündigt wurde, ist grübelnd und tief betrübt eines der aus meiner Sicht wichtigsten Kunstwerke entstanden - einmal mehr hat mir das Leben gezeigt, dass in jedem Tal irgendetwas Gutes steckt.
Einige Wochen später hat eine gute und langjährige Freundin mir gesagt, dass sie davon überzeugt ist, dass etwas anderes auf mich wartet, das viel besser zu mir passt. In solchen Augenblicken fällt mir schwer, Lebensweisheiten Glauben zu schenken - aber ohne Hoffnung, Mut und Leidenschaft kann definitiv nichts Großartiges entstehen.
Danke der VB Rhein-Erft Köln, dass Sie mich entlassen haben, ohne Ihre Kündigung hätte ich heute nicht die Möglichkeit ein neues Unternehmen mit aufzubauen und in diesem auch noch einen eigenen Zweig zu verantworten.
Verbesserungsvorschläge
Das erste Telefonat mit der Personalabteilung der VB Rhein-Erft Köln war sehr positiv. Bereits einige Jahre zuvor hatten wir Kontakt zu einer Stelle gehabt, dieselbe Tätigkeit, die mich bereits seit Jahren faszinierte. Daran erinnerte sich die Personalerin und war sehr erfreut darüber, mitzubekommen, dass ich meinem Ziel treu geblieben war und zwischenzeitlich eine passende Weiterbildung abgeschlossen hatte.
Das anschließende Gespräch vor Ort lief ebenfalls sehr positiv ab - ich hatte mich intensiv vorbereitet und fühlte mich trotz Aufregung im Gespräch überwiegend wohl. Einzig eine Nachfrage ließ mich zweifeln und Unwohlsein verspüren. Erzählte ich doch von einer beruflichen Erfahrung, in der ich über ein halbes Jahr hinweg Kölner Schüler darin unterstützte, teilweise auch entgegen der Empfehlung derer Eltern und der Lehrer ihrem eigenen Berufswunsch nahe zu kommen und meiner Enttäuschung, darüber wie schwer es war, diese Schüler darin zu unterstützen, wenn das Umfeld wie die Eltern und Lehrer nicht daran glaubten und wurde aufgrund dieser Erzählung misstrauisch beäugt.
Ein Hinweis des Teamleiters auf die junge Teamkollegin, die mich einarbeiten sollte, machte mich außerdem stutzig. Dieser lautete sicher nicht wortwörtlich, aber inhaltlich tut dies nicht zur Sache, ich solle diese Kollegin bitte besonders behutsam behandeln, da sie sehr geschätzt und besonders sensibel sei.
Wie ich im Nachgang feststellen durfte, hatte das Gespräch beiderseits Nachwehen verursacht. So wurde ich zu einem weiteren Gespräch eingeladen, in dem noch mal ein paar Punkte klarer gezogen wurden. Leider ensprach das Bild, welches in diesem Gespräch unterstreichend zur Stellenausschreibung gezeichnet wurde, so gar nicht der Realität, die in diesem Haus vorherrschte.
Eine Frage der Bereichsleiterin hätte mich ganz besonders stutzig machen müssen und zwar diese, ob sie in unserer Zusammenarbeit von meinen Coaching Techniken ebenfalls Gebrauch machen dürfe.
Zu diesem Zeitpunkt war mir leider nicht bewusst gewesen, wie wichtig diese Frage in der Bewertung für mich hätte sein sollen.
Im Nachgang des Gespräches machte ich einen kurzen Besuch im Teambüro, um die direkten Teamkolleg*innen kennenzulernen. Das Gefühl mit dem ich diesen Raum verlassen habe, war schrecklich. Ich hatte mich kurz mit einigen Infos zu meiner bisherigen Vita vorgestellt und hatte anschließend einige fachliche Fragen an die Kolleg*innen gerichtet, um Anknüpfungspunkte zu meinen bisherigen beruflichen Stationen zu finden.
Diese Fragen wurden mir negativ angelastet und ich bekam noch am Tag des Kennenlernen den Stempel „die ist uns zu anstrengend“ aufgedrückt.
Wie das Arbeitsverhältnis begann und fortlief mag ich kaum näher beschreiben. Von Tag zu Tag bemerkte ich mehr, wie ungern ich vor Ort gesehen wurde. Hinzukam die besondere Art und Weise der Einarbeitung der sensiblen Kollegin. Deren Sensibilität bestand darin, minutengenau zu notieren, wie lange ich für welche Aufgabe benötigte, welche Fragen ich stellte und welche sie an dieser statt erwartet hatte. Zudem brüskierte sich eben jene Kollegin öffentlich damit, dass sie ihre Kollegen gerne testete. Als ich zum Zwecke der Einarbeitung einmal wieder neben dieser Kollegin saß und diese auf einem der beiden Bildschirme eine Datei zur Bearbeitung offen hatte, in der sie genau diese Notizen notierte - wusste ich überhaupt nicht mehr, wie mir geschah. Wie auch, zum einen hatte ich so etwas noch nie erlebt und zum anderen, war dieses Verhalten das genaue Gegenteil von dem, wie die Stellenausschreibung gelautet hatte und den Werten, die mir im Vorstellungsgespräch vermittelt worden waren. Es fiel mir immer schwerer meinen Mut zusammen zu nehmen, um Fragen zu mir unbekannten Systemen oder Fachlichem zu formulieren, da meine Kollegin gut eingebunden war und ich mit dem Gefühl unseres „Auftaktes" kaum wusste, wann ich sie nun fragen dürfe und wann es nicht passte. Die insgesamt sehr kritische Stimmung im Haus trug dazu nicht gerade bei. So wurde ich darauf hingewiesen, dass ich Fragen zunächst teamintern klären möge, da die Kollegen der umliegenden Abteilungen nicht das Gefühl erhalten sollte, das Team wüsste die Antworten nicht selbst. Mir wurde quasi der Mund verboten. Außerdem erhielt ich Info darüber, dass der Teamleiter es nicht schätze, wenn interne Kollegen einige Tage nach einer Besprechung zu dieser noch Fragen oder Anregungen hätten oder das Besprochene aufgrund besserer Ideen überarbeiten wollten. Fehlanzeige also zu dem Open Mindset, worauf im Vorstellungsgespräch so arg hingewiesen worden war. Das tägliche Geschwätz über nicht anwesende Kollegen trug sein übrigens dazu bei, dass meinerseits ein Vertrauen in die Zusammenarbeit stets auf wackeligen Stelzen blieb.