Leben und leben lassen … für mich entwickelte sich ein „No Go“, aber anderen kann es durchaus zusagen…
Gut am Arbeitgeber finde ich
- Die Arbeitsausstattung lässt wirklich kaum Wünsche offen. Wer sich hier beschwert, jammert auf sehr hohem Niveau!
- Homeoffice-Garantie an mindestens 2 Arbeitstagen, wenn gewünscht oder notwendig auch mehr, teilweise sogar 100%/Woche.
- Hier bekommt man ebenfalls das komplette Equipment gestellt (Monitore, Laptop oder Surface, Maus, Tastatur, Docing-Station… alles inklusive)
- 38 Std/Woche für besseres Work-Life-Balance-Gefühl
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- das Kommunikationsverhalten: Stichwort Flurfunk, und hinterm Rücken funktioniert dort besser als Vis a Vis.
- Kollektivzwang: „Wir machen das so und basta!“
- „Zeit ist Geld“-Verhalten
- Perfektion als Ziel ohne Rücksicht auf Verluste
- Ignoranz der hohen Fluktuation innerhalb des Unternehmens/der Kanzlei: Man wird nicht mal in einem persönlichen Gespräch gefragt, warum man gekündigt hat - es wird einfach so hingenommen, obwohl man es doch so sehr bedauert… #finde-den-fehler
- zugesagte Dinge werden letztlich mit Unwirtschaftlichkeit doch versagt und wenn die Argumente ausgehen, wird man mundtot gemacht mit Aussagen wie: „Haben Sie das schriftlich?“
- beantragte leidensgerechte Büroausstattung muss trotz Kenntnis des jeweiligen Leidens erst beantragt und sodann „von oben“ bewilligt werden. Beispiel: „Bandscheibengerechter Stuhl? … Machen Sie doch mal etwas mehr Sport und/oder stehen Sie öfter mal auf am Tag!“ … Really??
Übrigens: Eine Mitarbeiterin auf neg. Bewertungen antworten zu lassen mit „Uns ist stets an einer Verbesserung gelegen, rufen sie uns für ein Gespräch an“, die selbst gerade die Probezeit überstanden hat, muss man auch erst mal bringend…just saying…
Verbesserungsvorschläge
- Individuelle Bedürfnisse auch als solche behandeln und lösen
- Hierarchien innerhalb der Flure aufheben; OM/PM, Anwälte und Angestellte - mehr Unterteilungen bedarf es nicht, dass ein Laden läuft - vorausgesetzt die Führung ist gut!
- Zuhören und verstehen!
- Zwischenmenschlichkeit fördern, indem die Barrieren klein gehalten werden (das „Du“ unter Kollegen*innen/Vorgesetzten sollte kein Tabu sein dürfen und kann ggf. sogar die Arbeitsleistung positiv verändern)
- Auf den dicken jährlichen Gewinn verzichten, mit weniger Gewinn zufrieden sein und den Mitarbeiter/*innen zwischendurch gleichberechtigt Anerkennung darbieten (Einmalzahlungen/Präsente auf dem Schreibtisch/individuell gestaltete Karten mit Danksagung für hervorragend geleistete Arbeit im vergangenen Quartal in Verbindung mit einem Blümchen/ Tankgutscheine etc.)
Und und und…
Ich bin mir sicher, wenn ihr überlegt, kommt ihr auch selbst noch auf das eine oder andere ;-)
Arbeitsatmosphäre
Das Gebäude aus Glas und Stahl spiegelt die Atmosphäre wieder - alglatt und je nach Gemütslage der obersten Direktive eiskalt und/oder abgebrüht.
Kommunikation
Hier muss man unterscheiden zwischen der Kommunikation zwischen Führungskräften und dem „normalen Personal“ und der Kommunikation zwischen den Kollegen/*innen innerhalb der Fachbereiche/Sekretariate.
Bei den Führungskräften:
Hauptsächlich alles hinter vorgehaltener Hand. Niemand spricht laut aus, was wirklich gedacht oder geplant wird. Vertrauen in die Führungspositionen und das so genannte Personal-Management ? Nur soweit wie ich die Menschen hätte werfen können.
Bei den „normalen“ Mitarbeiter*innen:
Solange man nicht „Nein“ sagt bei irgendwelchen Anliegen - alles gut.
Für beide Bereiche gleichermaßen:
Die Büro- und Flurwände haben dort Ohren. Jeder will negative „Sensationen“ über den anderen erfahren, die sodann per Flurfunk weitergetragen werden. Wenn das für positive Dinge nur mal genau so gut funktionieren würde…
Zum Abschied nicht mal ein feuchter Händedruck geschweige denn ein Dank für die bis dahin geleistete Arbeit oder auch nur eine Abschieds-Mail… schon traurig Wolter-Hoppenberg, schon traurig…
Kollegenzusammenhalt
Bedingt vorhanden… grundsätzlich gilt aber eher: jeder kocht sein eigenes Süppchen. Aber vielleicht sollte man sich dort mal vor Augen halten „There‘s no ‚I‘ in ‚TEAM‘!“
Work-Life-Balance
Mit grundsätzlichen 38 Std/Woche und zwei garantiert gewährten Arbeitstagen im Homeoffice (sofern gewünscht) und je nach Fachbereich möglicher Gleitzeit hat man hier schon viel verbessert. Aber es ist noch Luft nach oben…
Vorgesetztenverhalten
Lob sucht man hier vergeblich zu bekommen. Kritik hingegen, die gern „konstruktiv“ geschimpft wird, aber letztlich meist persönlich empfundenen oder eben nicht empfundenen Sympathien entspringt, bekommt man dagegen unentwegt. Selbstverständlich aber nur im unteren „Hierarchie-Bereich“ … Ein Schelm, wer denkt, die Führungsebene der Kanzlei könne Fehler machen… und sollte doch mal durchsickern, dass da ggf. was falsch gemacht wurde, braucht man auf eine Entschuldigung/ eine Erklärung nicht zu hoffen… „Hoppla… da ist wohl was schief gelaufen“ ist dann das höchste der Gefühle.
Interessante Aufgaben
Je nach Fachbereich und je nach Charakter der Fachbereichsleitung: Wenn die Leitung schon resigniert, die eigene Persönlichkeit aufgegeben hat und sich dem Kollektiv bereits angeschlossen und unterworfen hat, hat man keine Chance auf interessantes und individuelles Arbeiten.
Hat sich die Fachbereichsleitung noch nicht unterworfen, wird systematisch daran gearbeitet - im Zweifel auch durch Illoyalität innerhalb der eigenen Mauern.
Gleichberechtigung
Alle sind gleich, aber manche sind eben gleicher. Das zieht sich wie ein roter Faden durch alle Bereiche und alle Etagen. Auch hier gilt (um es mal metaphorisch darzustellen): Verscherz es dir nicht mit dem Personal-Management, sonst verhungerst du am langen Arm, während dir süffisant ins Gesicht gelächelt und Brot versprochen wird. Und wenn man dann irgendwann ausgemergelt mitteilt, dass das letzte Stündlein geschlagen hat, kommen Floskeln wie „Hätten Sie doch nur mal was gesagt! Man kann ja auch nicht ständig an alles denken!“
Umgang mit älteren Kollegen
Auch hier muss differenziert werden. Umgang mit älteren Kollegen/*innen, die bereits sehr lange in dem Unternehmen sind, ist natürlich besser als zu jenen, die erst neu dazugekommen sind. „Natürlich“…??? Moment… Natürlich sollte sein, dass alle … und ich meine ALLE gleich behandelt werden. Hier aber leider weit gefehlt!
Arbeitsbedingungen
Brütende Hitze im Sommer… Individualität ist nicht gewünscht und Veränderungen werden bekämpft „Das haben wir seinerzeit so entschieden, das ist bei uns so und das bleibt auch so!“
Und sind wir mal ehrlich: Wo viele Frauen arbeiten, gibt es nun mal auch Stutenbissigkeit und Gezicke - neudeutsch: Mobbing. Da gönnt teilweise niemand niemandem etwas. Wenn man in so einem Fachbereich gelandet ist - gute Nacht und kein Bett.
Ansonsten aber grundsätzlich auszuhalten.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Umwelt:
Man versucht weitestgehend digital zu arbeiten. Dennoch werden in dem einen oder anderen Fachbereich täglich ein paar 100 Bäume abgeholzt… ABER: Man arbeitet zumindest akribisch an dem Wunsch „weg vom Papier“.
Sozialbewusstsein:
Man ist stets bemüht den Mitarbeiter*innen ein Top-Arbeitgeber/Arbeitnehmer-Verhältnis vorzugaukeln in Form von Feiern (bei denen beispielsweise aber die Ehe- und/oder Lebenspartner ausgeschlossen werden), oder per 13. Gehalt, aufgeteilt in Urlaubs- und Weihnachtsgeld (was andere Unternehmen/Kanzleien per se auf das monatliche Bruttogehalt aufschlagen). Aber wehe wehe man stellt zu viele unbequeme Fragen und denkt selbstständig…
Besondere Lösungen für besondere nicht alltägliche Lebensumstände sucht man hier ebenfalls vergebens.
Gehalt/Sozialleistungen
Mittelmäßig… 13. Gehalt aufgeteilt in Urlaubs- und Weihnachtsgeld, aber Nettogehalt erhöht sich nur, wenn man es auch einfordert (abgesehen von dem Inflationsausgleich)
Es gibt Unternehmen/Kanzleien, die weniger zahlen, aber auch welche, die sehr viel besser zahlen und das ohne jedes Jahr „Bitte Bitte“ machen zu müssen. Da läuft das automatisch…
Nur mal so: Wo ich jetzt bin, machte man große Augen und zahlte freiwillig 600€ brutto mehr bei gleicher Arbeitszeit mit den Worten „erst mal…“ Da kommt man sich wenigstens nicht wie ein Bittsteller vor!
Image
Um nicht zu vergessen, dass man bei einer „Top Kanzlei“ arbeitet, kann man das in der Signatur jeder ausgehenden Mail lesen… Are you serious?? Wie nötig muss ein Unternehmen es haben, das der Mandantschaft mit jeder Mail wieder und wieder unter die Nase zu reiben? Langt es nicht das auf der Homepage zu veröffentlichen? Sicher darf man stolz sein, wenn man solch eine Zertifizierung erhält, aber muss sowas wirklich in jede Signatur?
Und intern herrscht eh eine ganz andere Meinung. Man sagt es nur nicht laut, um es sich nicht mit gewissen Personen zu verscherzen.
Und schön-geredet wird aus der Führungs-Ebene ohnehin viel… und wenn man auf den Benchmark zurückgreifen muss, damit man bei internen Umfragewerten nicht ganz so blöde dasteht und zugeben muss, dass gehörig was falsch läuft.
Karriere/Weiterbildung
Auch hier gilt: Glück muss man haben und im richtigen Fachbereich landen. Zudem kann es nicht schaden Eigeninitiative walten zu lassen und sich Fort- und Weiterbildungen auszusuchen und dem Office- oder Personal-Management weiterzuleiten mit der Bitte um Gewährung und Anmeldung. Ob man die dann bekommt und es für wirtschaftlich vertretbar/sinnvoll erachtet wird, steht dann auf einem anderen Blatt.
Wenn man aber wartet, bis einem sowas angeboten wird, wartet man unter Umständen sehr SEHR lange.
Ist aber auch ok. Woher sollen „die da oben“ auch wissen, welche/r Mitarbeiter*in welche Fort-, bzw. Weiterbildung benötigt…Ist ja nicht so, dass in den Bewerbungsgesprächen bereits sehr lange auf möglichen Defiziten im Berufswissen herumgekaut wird, und/oder sich die Gesetzeslage laufend verändert und man das als Fachkraft durchaus verinnerlichen sollte und ggf. sogar muss. *Ironie-aus*
Fortbildungen, die nicht dem jeweiligen Fachbereich dienlich sind, sondern lediglich zur subjektiven Fortbildung gereichen, werden übrigens nicht gewährt. Beispiel: „Im Verkehrsrecht braucht man keine Weiterbildung in der Zwangsvollstreckung. Dafür haben wir eigene Leute, die sich da fortbilden!“