Hervis auf dem absteigenden Ast – Chaos, Überlastung & Realitätsverlust
Gut am Arbeitgeber finde ich
• Mitarbeiterrabatte – ein kleiner Vorteil, der die massiven Missstände aber nicht ausgleicht.
• Kollegen-Zusammenhalt – ohne ein starkes Team wäre der tägliche Wahnsinn nicht zu bewältigen gewesen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
1. Personalabbau & unmenschliche Überlastung
Vor Corona waren die Filialen noch vernünftig besetzt, danach wurde das Personal drastisch reduziert. Die Folge: Mitarbeiter mussten plötzlich die Arbeit von zwei bis drei Personen übernehmen. Beratung, Kassieren, Wareneinräumung, Radservice-Annahme – alles gleichzeitig, während Kunden verärgert nach nicht vorhandenen Produkten fragten. Diese extreme Überlastung hat nicht nur die Arbeitsqualität ruiniert, sondern auch viele Mitarbeiter psychisch und physisch an ihre Grenzen gebracht.
2. Fixierung auf sinnlose KPIs statt auf Kundenservice
Die Unternehmensführung klammert sich stur an Verkaufszahlen und Kennwerte wie „Stück pro Kunde“, anstatt sich mit den eigentlichen Problemen zu beschäftigen. Es bringt nichts, wenn man versucht, Kunden zu einem Zusatzkauf zu bewegen, während essenzielle Basics wie schwarze Shorts oder Winterlaufkleidung nicht einmal verfügbar sind. Diese Fixierung auf reine Zahlen zeigt, wie realitätsfern die Führungsebene mittlerweile agiert.
3. Katastrophale Warenkoordination & Sicherheitsrisiken im Lager
Die Warenverteilung ist ein einziges Chaos. Manchmal werden Filialen mit völlig überflüssiger Ware zugeschüttet, während essenzielle Basics monatelang fehlen. Das Lager war oft so überfüllt, dass Brandschutzvorschriften nicht mehr eingehalten werden konnten. Ich selbst musste mich regelmäßig durch enge Lücken zwängen, bekam dabei blaue Flecken und Schürfwunden – einfach, weil die Zentrale es nicht schafft, den Warenfluss sinnvoll zu steuern.
4. Realitätsferne Zentrale in Salzburg
Einer der größten Frustpunkte ist die völlige Abkopplung der Zentrale von der Realität in den Filialen. Es ist offensichtlich, dass viele Mitarbeiter in der Konzernzentrale in Salzburg noch nie selbst im Handel gearbeitet haben. Die Vorgaben, Richtlinien und Vorschläge, die aus der Zentrale kommen, sind oft weltfremd und schlicht nicht umsetzbar. Als Filialmitarbeiter kann man bei manchen Vorschriften nur mit dem Kopf schütteln – entweder, weil sie den täglichen Ablauf erschweren oder schlichtweg keinen Sinn ergeben.
5. Fehlplanung im Marketing – verärgerte Kunden
Das Marketing-Team plant Werbeaktionen, ohne die tatsächliche Warenverfügbarkeit zu berücksichtigen. Regelmäßig wurden Produkte beworben, die entweder nur in winzigen Mengen verfügbar waren oder in manchen Filialen gar nicht ankamen. Kunden, die extra wegen dieser Angebote kamen, waren frustriert und fühlten sich hinters Licht geführt. Zudem haben die ständigen Rabattaktionen dazu geführt, dass Kunden mittlerweile erwarten, immer einen Preisnachlass zu bekommen – ohne Angebot wird kaum noch gekauft.
6. Krankenstand-Shaming als gelebte Unternehmenskultur
Krank sein ist bei Hervis quasi unerwünscht. Wer sich krankmeldet, wird nicht nur hinterfragt, sondern oft sogar aktiv schlechtgeredet – sowohl von Kollegen als auch von Vorgesetzten. Man wird behandelt, als würde man die Filiale absichtlich im Stich lassen, anstatt als jemand, der sich einfach aus gesundheitlichen Gründen erholen muss. Diese Haltung wird von der Konzernspitze indirekt unterstützt, was den Druck auf Mitarbeiter noch weiter erhöht. Ich selbst wurde nach sieben Jahren Betriebszugehörigkeit während eines längeren Krankenstandes entlassen – trotz einer vorherigen Auszeichnung als einer der besten Verkäufer in der Region. Das zeigt, wie wenig das Unternehmen seine Mitarbeiter wertschätzt.
7. Chaos in der Filialorganisation & überforderte Mitarbeiter
Die schlechte Personalsituation führte dazu, dass Filialen oft mit minimaler Besetzung geführt wurden. Es kam nicht selten vor, dass wir zu dritt oder viert eine riesige Filiale betreiben mussten. Gleichzeitig musste alles perfekt aussehen – besonders, wenn sich kurzfristig die Konzernführung ankündigte. Dann wurde hektisch aufgeräumt, damit die Filiale nach außen hin glänzte. Die Kunden blieben in solchen Momenten komplett auf der Strecke, weil alles nur auf kurzfristige Show-Effekte ausgerichtet war.
8. Mangelnde Weiterbildung & kaum Aufstiegschancen
Schulungen und Weiterbildungen wurden nur wenigen ausgewählten Mitarbeitern angeboten. Die meisten mussten sich alles selbst aneignen und hatten kaum Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Wer auf eine Karriere hoffte, musste entweder Kontakte in der Zentrale haben oder sich mit einem aussichtslosen Warten auf eine Beförderung zufriedengeben.
Fazit:
Hervis ist auf einem gefährlichen Weg. Solange Personalabbau, chaotische Warenkoordination und eine realitätsferne Führung das Unternehmen bestimmen, wird es weiterhin gute und kompetente Mitarbeiter, und treue Kunden verlieren. Wer einen fairen Arbeitgeber mit gesunden Strukturen sucht, sollte sich woanders bewerben. Wenn sich daran nichts ändert, sieht die Zukunft von Hervis alles andere als rosig aus…
Verbesserungsvorschläge
• Weg mit der Fixierung auf Verkaufs-KPIs! Kunden kaufen nicht mehr, nur weil intern „Stück pro Kunde“ hochgeht – sie kaufen, wenn das Sortiment passt und die Beratung funktioniert.
• Die Zentrale muss realitätsnäher werden. Führungskräfte sollten in Filialen mitarbeiten, um überhaupt zu verstehen, wie der Alltag dort aussieht.
• Bessere Warenplanung. Filialen dürfen nicht mit unbrauchbarer Ware zugeschüttet werden, während essenzielle Produkte fehlen.
• Dringend mehr Personal einstellen, um Überlastung und schlechten Kundenservice zu vermeiden.
• Respektvoller Umgang mit kranken Mitarbeitern. Krankenstand-Shaming hat in einem modernen Unternehmen nichts verloren.
• Mehr Transparenz & echte Weiterbildungsmöglichkeiten für alle Mitarbeiter.
Arbeitsatmosphäre
Ständiger Stress, Überlastung, Krankenstand-Shaming – es gibt keine gesunde Arbeitsatmosphäre.
Kollegenzusammenhalt
Die Kollegen waren die einzige Stütze in diesem Chaos.
Work-Life-Balance
Ständiger Druck, untragbare Arbeitslast, kein Respekt für Krankheitsfälle.
Vorgesetztenverhalten
Führungskräfte (Zentrale und Regionalleitung) haben keinen Bezug zur Realität, respektloser Umgang mit kranken Mitarbeitern.
Interessante Aufgaben
Eigentlich spannend, aber durch die katastrophalen Bedingungen kaum umsetzbar.
Gleichberechtigung
Schulungen und Chancen sind ungleich verteilt, aber alle leiden unter den schlechten Bedingungen.
Umgang mit älteren Kollegen
Langjährige Mitarbeiter werden ohne Rücksicht rausgeworfen, sobald sie ausfallen.
Arbeitsbedingungen
Personalmangel, überfüllte Lager, gefährliche Arbeitsumstände – unzumutbar.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Keine erkennbaren Bemühungen, um nachhaltiger oder sozialer zu handeln.
Gehalt/Sozialleistungen
Die Bezahlung ist in Ordnung, aber die Bedingungen sind es nicht wert.
Karriere/Weiterbildung
Schulungen und Aufstiegsmöglichkeiten gibt es nur für wenige Auserwählte.