Es war einmal...ein richtig super Arbeitsplatz der zur fachlichen und menschlichen Enttäuschung wurde.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die Aufgaben, KollegInnen, die Panzerhalle, die Benefits.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Das Zwischenmenschliche vor allem von der Führung aus, die geringe Wertschätzung, das Arbeitsklima, den enormen Druck, Quantität vor Qualität und das zwei Klassen System bei Kunden und Angestellten. Am schlimmsten finde ich den ständigen Drang zur effizienteren Optimierung. Wirtschaft muss menschlich bleiben.
Arbeitsatmosphäre
Je größer LOOP wurde, desto ungesünder wurde das Arbeitsklima. Es tat weh, zu sehen, wie sich vieles in nur wenigen Jahren komplett verändert hat. Pitch-Gewinne wurden nie gefeiert, und Lob ist absolute Mangelware. Wenn es Feedback gibt, dann eher negatives, selbst wenn das Projekt oder der Pitch erfolgreich war. Die Effizienz steht im absoluten Fokus und raubt einem den Atem, die Kreativität und die Qualität. Wertschätzung gibt es weder durch Kommunikation noch durch Gehalt. Die Erwartungshaltung ist zu hoch für die zur Verfügung stehende Zeit und das Budget. Generell scheint es so, als würde man glauben, die Benefits des Unternehmens seien so gut, dass alle konstant in tiefer Bringschuld stehen. Die einzelnen Abteilungen kämpfen alle an ihren Fronten, viele sind überfordert und frustriert. Selbst die schönsten Projekte hinterließen oft einen eher deprimierenden Beigeschmack aufgrund der Kluft zwischen internen Wünschen und Vorgaben sowie den knappen Zeit- und Budgetrahmen. Insgesamt fühlt sich das Arbeiten eher einsam an, die Verantwortung ist groß und der Druck noch größer. Darunter leiden sowohl die Projekte als auch das Arbeitsklima erheblich.
Kommunikation
Die generelle Kommunikation ist transparent und zieht sich sehr strukturiert durch das gesamte Unternehmen. Zahlen sowie Ziele sind für alle einsehbar, und man fühlt sich regelmäßig „abgeholt“. Allerdings wird man oft plötzlich vor neue Tatsachen gestellt, die wieder im Sinne der Effizienz stehen und irgendetwas optimieren sollen. Trotz der „No-Gossip-Policy“ habe ich das Wiener Office lieber gemieden, da dort wirklich eine sehr negative Stimmung herrschte. Briefings werden leider sehr schlampig ausgefüllt da das kreative Verständnis fehlt oder die Wichtigkeit im Zeitstress untergeht.
Kollegenzusammenhalt
Man kann Glück haben und mit den besten Leuten zusammenarbeiten. Dafür muss man aber auch die richtigen Projekte erwischen und sich sozial in die Cliquen einbringen. In den einzelnen Abteilungen ist der Zusammenhalt wirklich gut. Zwischen den Abteilungen hat es jedoch oft gebröckelt, aufgrund von internen, utopischen Vorgaben, die erfüllt werden müssen. Es fühlt sich oft so an, als wären mehrere Agenturen in einer Agentur. Insgesamt ist jedoch hervorzuheben, dass hier sehr viele tolle, liebe Menschen arbeiten denen man mehr zuhören sollte und die es zu fördern gilt.
Work-Life-Balance
Die Benefits sprechen für sich. Die Möglichkeit einer 4-Tage-Woche lockt vor allem „Senior“-MitarbeiterInnen, die a) schneller arbeiten und b) mehr Gehalt bekommen und daher auf die 10 % verzichten können. Ich habe das Home Office und die 4-Tage-Woche geliebt. Trotzdem muss man hier dazu sagen, dass man dadurch nicht weniger arbeitet, sondern schneller sein muss. Über Slack muss man den ganzen Tag über erreichbar sein, und der Druck ist teilweise so hoch, dass man trotz der Benefits auch in der Freizeit schwer abschalten kann. Das Gefühl, immer erreichbar sein zu müssen, ist omnipräsent.
Vorgesetztenverhalten
Die zwei Sterne sind für meinen direkten Vorgesetzten, da dieser sich oft für uns und unser Department eingesetzt hat. Leider hat dieser Kampfgeist mit der Zeit nachgelassen – verständlich, wenn man an der Führungsebene zerschellt, die nur ständige Optimierung und mehr Schein als Sein anstrebt. Die Frustration wurde oft thematisiert und auch von oben nach unten weitergegeben. Über die Geschäftsführung möchte ich nur sagen, dass diese wirtschaftlich herausragend ist. Von der generellen Einstellung zu Kreativität, Qualität sowie der zwischenmenschlichen Ebene wurde ich jedoch über alle Maßen enttäuscht und kann hier wenig Gutes berichten.
Interessante Aufgaben
Es gibt so viel Potenzial, und ich habe die Aufgaben trotz ihrer Schwierigkeiten immer geliebt. Es war nicht schwer für die Projekte Leidenschaft aufzubringen egal ob in Pitches oder Produktionen. Ich habe es geliebt obwohl es dafür keine Wertschätzung gab. Leider werden viele sehr interessante Aufgaben schlecht umgesetzt oder nicht als wichtig eingestuft. Es gibt Prestige Kunden und die gehen immer vor. Eine generell sehr niedrige Preisgestaltung und unrealistische Timings sind hier sicherlich oft ein Hauptgrund für ein unbefriedigendes Ergebnis. Langweilig wird es einem hier aber bestimmt nicht, und man kann wirklich supercoole Sachen gemeinsam frei erschaffen.
Umgang mit älteren Kollegen
Gibts kaum?
Arbeitsbedingungen
Hier ist das Wien-Office bewertet: Es ist ein schönes, neues Büro, das allerdings ein Platzproblem hat und sehr unpersönlich sowie unkreativ gestaltet wurde. Es gibt keine Shared Spaces, an denen man gemeinsam brainstormen kann, keine Poster, keine Bücher – nichts Persönliches ist erwünscht, sondern alles ist in der CI – schwarz und industriell – gehalten. Leider ist es oft auch laut und beengt. Die "freie" Platzwahl ist gelogen. Das Salzburger Office ist eine 10/10 und fühlt sich an wie eine kreative Uni, an der alles möglich ist.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Absolut null. Obwohl Sustainability Reports gemacht wurden, ist das Thema absolute Nebensache. Es gibt keine bzw. kaum Pro-bono-Kunden, und zu Feiern werden gern auch alle Kolleginnen aus Indien und Amerika für zwei Tage eingeflogen. Auch die Kundenauswahl zeigt, wie unwichtig die soziale Komponente ist und wie wichtig die wirtschaftliche.
Gehalt/Sozialleistungen
Wer beim Einstieg schlecht verhandelt, wird es schwer haben. Es gibt eine schier unendlich lange Liste an internen Vorgaben, die man erfüllen muss, um eine Chance auf eine Erhöhung zu haben. Obwohl die Firma ständig wächst und Kunden dazugewinnt, gibt es dafür nie bzw. kaum finanzielle Wertschätzung. Verhandlungen werden oft persönlich, obwohl sie fachlich bleiben sollten. Obwohl man oft alle Kriterien erfüllt, wie z. B. positive Einträge im Online-Feedback-Tool oder einen Pitch-Gewinn vorweisen kann, der den zweitgrößten Kunden der Agentur gewonnen hat, ist jedes Gespräch ein demütigender Krampf und fühlt sich frustrierend an. Die Inflation wurde auch nie einberechnet.
Image
Das Einzige, was sich durchzieht, sind die Erfolge, die man sich in kleinen Teams erarbeitet hat, und die Benefits. Ansonsten habe ich oft Gespräche und Office-Tage vermieden, da das Frustrationspotenzial so groß ist und einen direkt runterzieht. Das externe Image ist eher, dass man nicht weiß, was LOOP macht. Es wird wenig preisgegeben, und es gibt für die Größe viel zu wenige Highlight-Projekte.
Karriere/Weiterbildung
Es fehlt an Perspektiven. Der Prozess, hier weiterzukommen, ist oft wahnsinnig schwer bzw. wird einem fast extra schwer gemacht. Viel zu viele großartige KollegInnen haben aufgehört und aufgegeben, weil sie nicht gehört wurden und nicht erkannt wird, dass man MitarbeiterInnen fördern sollte. Es wirkt so, als würde man wollen, dass man an seinem Platz bleibt und zufrieden ist, bei LOOP zu sein, da es ja die besten Benefits hat – also, was will man noch mehr?