NOT A Great Place To Work
Gut am Arbeitgeber finde ich
Macht sich gut im CV, gut für Bonität usw. bei Banken und Vermietern.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Regelmässiger respektloser Umgang von Managern mit den Mitarbeitern. Ich hatte Glück, mich persönlich hat es nicht getroffen. Aber wie teilweise mit meinen Kollegen umgegangen wurde, war nicht zu mitanzusehen.
Verbesserungsvorschläge
Es gibt leider keinen Quick Fix.
Den Managern kann ich nur raten: Konzentriert euch mal darauf, respektvollen, transparenten Umgang mit euren Mitarbeitern herzustellen. Sagt häufiger nein zu euren übergeordneten Managern, wenn diese Unsinn reden. Interessiert euch für eure Menschen, nicht nur für euren eigenen Bonus. Macht nicht immer, was man euch sagt. Hinterfragt. Arbeitet an einer echten Firmenkultur des Miteinanders, wo die Sprüche an der Wand nicht nur Worthülsen sind.
Die guten Mitarbeiter sind schnell wieder weg, weil die Konkurrenz bei ähnlichen oder besseren Gehältern eine deutlich angenehmere Atmosphäre bietet. Die Zeiten wo der Arbeitgeber den Mitarbeitern alles vorschreiben konnte, weil er sonst keinen Job findet, sind längst vorbei.
Arbeitsatmosphäre
Viele Arbeitstage sind sehr entspannt, aber wenn das Management spricht, herrscht Angst. Es werden viele temporary workers beschäftigt, die regelmässig vor Ablauf des börslichen Berichtsjahres vor die Türe gesetzt werden (unabhängig von ihrer Arbeitsleistung), um die Bilanz zu polieren. Noch schlimmer ist die verdeckte Unzufriedenheit. In meiner Zeit bei Adobe habe ich nur wenige getroffen die zufrieden waren. Viele erhoben unter der Hand so einige Vorwürfe gegen Management und Unternehmen. Ich habe nur wenige bei Adobe getroffen, die wirklich glücklich waren. Es wirkte so, als wären alle bereit für den Absprung.
Kommunikation
Das höhere Management verliert sich in Allgemeinpositionen und es entsteht der Eindruck in diesem Konzern würde keiner irgendetwas ernst meinen. Absprachen gelten in ungefähr 50% der Fälle, verlassen kann man sich also nicht. Die Verantwortlichen verlassen schneller das Unternehmen als man glaubt.
Kollegenzusammenhalt
Positive Erfahrung mit meinen direkten Kollegen auf meiner Ebene.
Work-Life-Balance
Sehr gemischt. Manche Tage sind äussert entspannt, manche sind hektisch und eine Belastung für die Gesundheit. Aus Work-Life-Balance-Sicht ist von Adobe klar abzuraten. Man sollte auf keinen Fall auf die "Great Place To Work"-Rhetorik hereinfallen. Viele Mitarbeiter merken gar nicht, wie sehr sie in einer Blase leben und wie schön die Welt da draussen ist.
Vorgesetztenverhalten
Sehr gemischt. Ich habe zahlreiche Manager auf unterschiedlichen Ebenen erlebt. Vielen würde ich 4/5 oder 5/5 Sterne geben, aber es gibt leider einige schwarze Schafe, die praktisch alles zunichte machen und alleine zu viel zu entscheiden haben. Ich habe auch mit zahlreichen Mitarbeitern gesprochen, die ein weniger vorbildliches Verhalten zahlreicher Manager leider bestätigen mussten, es war also nicht nur mein einzelner subjektiver Eindruck.
Ich hatte das Glück auch mit etwas höheren Managern zu sprechen und habe einige Verbesserungsvorschläge diskutiert. Diese wurden zwar positiv aufgenommen, aber allesamt quittiert damit, dass man da leider nichts machen könne und solche Ideen wahrscheinlich nie aufgenommen werden würden, auch dann nicht wenn meine Gesprächspartner die Ideen für gut hielten. Man hat den Eindruck das Management würde alle Vorschläge irgendwo dokumentieren und dann gleich wieder in der Schubladen verschwinden lassen.
Interessante Aufgaben
Adobe hat viele Produkt für grosse Konzerne und die Technik ist erstaunlich alt, teilweise noch aus den 1990er Jahren. Wer sich weiter entwickeln möchte, wird hier vermutlich keine Freude finden.
Gleichberechtigung
Adobe legt die Gehälter nicht gegenüber der eigenen Belegschaft offen, obwohl das in vielen modernen IT-Firmen seit ein paar Jahren normal ist. Mein subjektiver Eindruck war, dass Kolleginnen weniger als ihre männlichen Kollegen verdienen.
Arbeitsbedingungen
Möbel und Räumlichkeiten sind in die Tage gekommen. Es wird in einigen Abteilungen viel diskutiert wegen kleinster Anschaffungen. In anderen wiederum gelten komplett andere Regeln. Manche haben Glück, manche haben Pech. Generell sind die Büros laut und man wird zwangsweise auch von wohlwollenden Kollegen abgelenkt und kann sich nicht wirklich auf die Arbeit konzentrieren.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Ich konnte keine Massnahmen in Bezug auf Umwelt-/Sozialbewusstsein wahrnehmen in meiner Zeit bei Adobe. Die diversen Veranstaltungen des Vertriebs lassen Zweifel in diesem Aspekt aufkommen.
Gehalt/Sozialleistungen
Die Gehälter wurden stets pünktlich bezahlt. Man wird ohne gefragt zu werden zu sinnlosen Benefits verdonnert, die besser ausbezahlt würden. Gehaltstechnisch liegt Adobe ungefähr 20% unter der Konkurrenz in der deutschsprachigen Schweiz. Ausserdem wurden mir verbindlich von HR am Telefon Benefits versprochen, die am Schluss in meinem Land gar nicht angeboten wurden. Insgesamt muss ich sagen, dass beim Thema Gehalt eine gewisse Intransparenz herrscht und Zusagen nicht immer eingehalten werden.
Image
Na ja. Flash hängt Adobe immer noch hinterher. Immerhin hat man den Fehler eingesehen und das Produkt vor einigen Jahren beendet. Dennoch ist das Image aufgrund von einigen Verfehlungen (mehrere Daten-Leaks), Nachwirkungen von Flash, Sicherheitslücken in PDF usw. weiterhin angeschlagen. Die Mitarbeiter reden auch entsprechend über ihren eigenen Arbeitgeber. Viele der Produkte aus allen Konzernbereichen sind bei Kunden eigentlich ziemlich unbeliebt und werden nur weiterhin eingesetzt, weil der Lock-In-Effekt so hoch ist. Ich bin praktisch keinem Kunden begegnet, der Adobe-Produkt gerne einsetzt, und wurde bereits im ersten Monat bei Adobe über Facebook von Leuten aus meinem Netzwerk dafür angegriffen, dass ich für Adobe arbeite. Ich musste häufiger gegenüber Kunden Seelsorger spielen und trösten, dass wir alle im selben Bot sässen mit den diversen technischen Schwachpunkte der Adobe-Produkte.
Karriere/Weiterbildung
Nicht so wie es versprochen wird. Adobe lockt einen mit angeblichen 10K Budget für Weiterbildung. Das gilt aber nur für universitäre Weiterbildung, wenn man also einen PhD oder MBA noch nebenbei macht. Ohnehin bekommt man selten frei und es wird ziemlich viel diskutiert, ob man nun ein paar Tage für einen Kurs investieren darf, sogar dann wenn gerade keine dringliche Deadline ansteht. Generell wird die persönliche, menschliche Weiterentwicklung bei Adobe wenig gefördert. Alles muss sich immer kurzfristig innerhalb des Quartals rechtfertigen lassen. So hat es eigentlich keinen Sinn mehr als ein Jahr zu bleiben.