Auf den ersten Blick eine spannende Branche. In Wahrheit viele Schattenseiten.
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitskultur bei der AMAG Import ist ungenügend. Während meiner mehrjährigen Tätigkeiten beim Unternehmen habe ich miterlebt, wie die Kultur von Jahr zu Jahr schlechter wurde. Intern wird über High Performance propagiert und es wird versucht Prozesse zu optimieren. Jedoch werden die operativen Tätigkeiten der einzelnen Mitarbeitenden zu wenig berücksichtigt, wodurch keine Verbesserung festzustellen ist bzw. sogar Prozesse verkompliziert werden. Übergreifende Projekte werden in der Planung regelmässig verschoben, da Deadlines und Zwischenziele nicht erreicht werden können. Zudem werden Mitarbeitende zu wenig wertgeschätzt. Dieses Problem ist dem Unternehmen bekannt und sie versucht mit Massnahmen entgegenzuwirken, doch diese nehme ich teilweise als Floskeln auf und kann sie nicht erst nehmen.
Andererseits habe ich viele coole Kolleginnen und Kollegen, welche die Atmosphäre im Büro verbessern und mit denen ich mich zwischenmenschlich gut verstehe.
Kommunikation
Die interne Kommunikation im Unternehmen ist gut und zufriedenstellend. Als Mitarbeitende werde ich zeitgerecht über Veränderungen, Massnahmen usw. informiert.
Jedoch finde ich die Kommunikation zu wenig transparent. Damit ein Unternehmen als ökonomische Organisation sowie als Arbeitgeberin langfristig erfolgreich sein kann, ist eine transparente Kommunikation zwingend. Die Automobilbranche ist seit einigen Jahren im Wandel. Voll elektrisch oder immer noch Verbrenner? Wenn man die Klimastrategie der AMAG studiert, würde man meinen, dass das Unternehmen voll auf elektrisch setzt. Doch die Verkaufszahlen zeigen, dass der Fokus immer noch auf Verbrennern liegt. In vergangenen Statements und Pressekonferenzen wird sehr oft das geringe Interesse der Kundschaft oder die "nicht" vorhandene Unterstützung aus der Politik als Hauptgründe dargestellt. Die AMAG müsste viel mehr pushen, wenn die Klimaneutralität ihr tatsächlich wichtig ist.
Ausserdem wird bei Mitarbeitendenumfragen nie über Fluktuation gesprochen, nur über positive und zufriedenstellende Aspekte. So werden die Mitarbeitenden geframt. Die Fluktuation ist gestiegen (selektive Wahrnehmung).
Kollegenzusammenhalt
Ich habe gute Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich gut verstehe. Es gibt einen respektvollen Umgang miteinander und mir wurde geholfen. Wenn ich anderen Abteilungen zusammengearbeitet habe, war das nicht immer der Fall, aber wenig.
Work-Life-Balance
Die Work-Life-Balance ist gut. Ich hatte einen guten Ausgleich, um Beruf und privates Leben unter einen Hut zu bringen. Ferien einzugeben war unkompliziert und die AMAG, je nach Vorgesetzte, war entgegenkommend. Bei privaten Terminen unter der Woche konnte ich mich gut organisieren. Jedoch sind die Regelungen nicht übergreifend, sondern können in einzelnen Abteilungen abweichen.
Vorgesetztenverhalten
Ich habe persönlich gute Erfahrungen mit meinen Vorgesetzten gemacht. Allerdings habe ich auch das Gegenteil in anderen Teams miterlebt. Es gibt Entwicklungspläne, aber wenn ein Vorgesetzter die eigenen Ziele nicht teilt, hat man es schwer. Oft werden viele Floskeln verwendet. Es gibt zwar gute Teamleader, aber aus meiner selektiven Wahrnehmung gibt es deutlich mehr schlechtere Teamleader. Dies bezieht sich nicht auf ihre fachliche Kompetenz, sondern auf ihre Fähigkeit, Menschen zu führen.
Interessante Aufgaben
Als Importeurin der Volkswagen AG ist die AMAG stark abhängig von den Vorgaben des Mutterkonzerns. Das bedeutet, dass vieles vorgegeben wird oder die AMAG sich daran fügen muss. Aufgrund meines Tätigkeitsfeldes hatte ich teilweise einige interessante und kreative Aufgaben. Bei den Verkaufsteams ist das jedoch weniger der Fall. Nach einem Jahr hat man praktisch alles schon einmal gemacht und dann wiederholen sich die Aufgaben in der Regel.
Gleichberechtigung
Es gibt wenig Frauen im Unternehmen. In den Abteilungen Marketing und HR sind viele Frauen vertreten, was statistisch typisch ist, doch in anderen Abteilungen ist das nicht der Fall. Es gibt zu wenig Frauen in Führungspositionen. Eine Kollegin von mir hatte alle Kompetenzen für eine Führungsposition, die sie sich hart erarbeitet hatte. Als die Position frei wurde, wurde die Stelle jedoch an einen Mann vergeben, der die Fachkompetenzen nicht hatte und nach kurzer Zeit überfordert war.
Weiterbildungsvereinbarungen werden nicht auf höchster Ebene geregelt, sondern auf Abteilungsebene. Das führt zu Ungleichheit.
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsbedingungen sind insgesamt gut. Es gibt eine gute Infrastruktur und moderne Hardware. Regelmässig werden Events organisiert und die Büros sind modern ausgestattet. Parkmöglichkeiten sind ebenfalls vorhanden. Die Wochenarbeitszeit beträgt 42 Stunden.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Die Umweltstrategie der AMAG grenzt an Greenwashing. Bei ihrer Klimastrategie "Ambition Net Zero 2040" hinken sie bei allen ihren Zielen hinterher. Das Management lebt das ökologische Bewusstsein nicht wirklich. Viele Entscheidungsträger haben immer noch "Benzin im Blut", aber gegenüber der Öffentlichkeit schwören sie auf Elektromobilität, was unauthentisch wirkt. Soziales Bewusstsein spüre ich wenig. Es gibt keine psychologische Sicherheit für die Mitarbeitenden. Die Mitarbeitendengespräche werden so gestaltet, dass die Vorgesetzten vor den Gesprächen die Bewertungen und Schwerpunkte der Mitarbeitenden erhalten. Das führt zu einem Wissensvorteil der Vorgesetzten, was für das eigentliche Mitarbeitendengespräch unfair ist.
Gehalt/Sozialleistungen
Der Lohn ist mässig, es gibt eine gewisse Lohnspanne. Die Löhne sind durchschnittlich und heben sich nicht besonders ab. Die Sozialleistungen sind ebenfalls in Ordnung. Allerdings könnte die Pensionskasse besser sein, insbesondere im Vergleich zu anderen Grossunternehmen. Für Kanton Zug eher unter dem Durchschnitt.
Karriere/Weiterbildung
Interne Mitarbeitende wurden eine Zeit lang viel zu wenig gefördert. Mittlerweile hat sich das verbessert. Die AMAG hat jedoch zu wenig Vertrauen in die Mitarbeitenden, dass sie eine neue Stelle übernehmen können, für die sie eventuell nicht alle Anforderungen erfüllen. Frauen werden weniger für Führungspositionen gefördert. Weiterbildungsvereinbarungen sind innerhalb des Unternehmens unterschiedlich. Die eigene Abteilung entscheidet darüber, was dazu führt, dass zwei Personen mit ähnlichen Ausgangslagen und Weiterbildungsplänen nicht dieselben Weiterbildungsvereinbarungen erhalten, weil die eine Abteilung mehr an der Weiterbildung zahlt und die andere weniger.