Assistenzarzt ambulant. Es wird viel und gerne von Werten geschrieben und gesprochen. An der Umsetzung hapert es.
Verbesserungsvorschläge
Eine psychiatrische Klinik sollte geprägt sein von Wärme, Wohlwollen und Menschlichkeit. Was ich seitens der Vorgesetzten erlebt habe, zumindest im Umgang mit mir, war kaltes und hartes Beharren auf Hierarchie, Regeln und Kompromisslosigkeit - natürlich (!) mit gleichzeitigem Hinweis auf die christlichen Werte. Schein vor Sein. Recht witzig, wenn man nicht selbst betroffen ist. Richard Dawkins und Daniel Denett würden sich sehr bestätigt sehen.
Arbeitsatmosphäre
Die Atmosphäre im Morgenrapport wirkte immer angespannt, nie fröhlich oder kollegial. Hierarchie ist sehr wichtig und das spürt man deutlich. Es fehlt, zumindest in der Ärzteschaft, Herzlichkeit und Wärme im Umgang miteinander. Irgendwie haben alle, so war mein Eindruck, Angst etwas falsches zu sagen oder falsches zu tun - aus gutem Grund, wie ich feststellen musste.
Kommunikation
Alle Information müssen scheinbar über die Linie = über die Obrigkeit gehen. Ich hatte beim externen Lieferanten des KIS Tastaturshortcuts angefragt, weil ich schneller arbeiten wollte (was der Klinik mehr Geld gebracht hätte, ich war ambulant angestellt). Im Manual waren keine Shortcuts beschrieben, der Supportmitarbeiter kannte das eigene Programm nicht, antwortete bizarr an den Fragen vorbei und als ich mich nach mehreren solchen Emails (die ich zum Glück noch habe) diesem Mitarbeiter schrieb, dass er Unsinn (konkret Bull-Shit) von sich gibt und dass die Qualität seiner Dienstleistung sehr ungenügend ist, wurde ich ohne vorgängiges Gespräch und ohne Abmahnung, mit sofortiger Freistellung entlassen, weil es als Assistenzarzt nicht meine Aufgabe gewesen wäre, Shortcuts bei dem KIS Hersteller anzufragen und mich dann beim "langjährigen Partner" in solch furchterregenden Worten zu beschweren, man habe wegen mir ein Krisengespräch mit dem Hersteller planen müssen.
Von MA einiger anderer Berufsgruppen hatte ich mehrmals gehört, sie fühlen sich häufig nicht ausreichend informiert und übergangen.
Kollegenzusammenhalt
Bzgl. Dienste und Vertretungen bei den AA hatte ich den Eindruck, nicht schlecht. Nach der Kündigung meldete sich auf meine freundliche Abschiedsemail nur eine einzige ältere Kollegin obwohl ich mit mehreren Kolleginnen und Kollegen keinen schlechten Kontakt hatte, das war speziell.
Work-Life-Balance
Gut, man kommt, wenn man gut arbeitet, relativ früh aus der Klinik raus und die Dienste sind entspannt und werden gut vergütet.
Vorgesetztenverhalten
Den Kündigungsgrund hatte ich weiter oben beschrieben. Da kann jeder selbst entscheiden, ob das gerechtfertigt und sinnvoll ist, dafür einen Arzt zu kündigen, ohne zuvor mit ihm zu sprechen und ihn, wenn nötig, abzumahnen.
Die Kommunikation der Kündigung und das Verhalten nach der Kündigung waren speziell. Die Person, die die Kündigung unterschrieb, sprach, die Chefärzte sassen daneben und sagten fast nichts, nicht zuvor und nicht danach. Die Kündigung war vor dem Gespräch geschrieben und unterschrieben worden. Mir wurden Schlüssel und Telefon abgenommen, mein Computerzugang wurde gesperrt und ich durfte mich weder von meinen Patientinnen und Patienten, noch von den Kolleginnen und Kollegen verabschieden. Ich musste die Chefärzte daran erinnern, dass ich an dem Morgen noch Patientinnen gesehen hatte und sie inhaltlich jemandem übergeben muss.
Von Patienten, die mich nach der Kündigung an meiner neuen Stelle gefunden haben, weiss ich, dass denen meine plötzliche Abwesenheit überhaupt nicht erklärt wurde. Was dem Kollektiv über mich gesagt wurde, weiss ich nicht. Eine in der Klinik sonst übliche Email bei Krankheit oder Personalmutationen hatte es in meinem Fall nicht gegeben.
Interessante Aufgaben
Die Arbeit mit den Patientinnen und Patienten ist interessant, das ergänzende ambulante Therapieangebot ist sehr gut.
Gleichberechtigung
Hatte nicht den Eindruck, dass es etwas auszusetzten gegeben hätte.
Umgang mit älteren Kollegen
Kann es schlecht beurteilen. Scheinbar gut.
Arbeitsbedingungen
Die Räume sind schön, die Computer funktionieren gut. Email-Kontakt mit Patientinnen und Patienten ist nicht erlaubt (auch wenn von diesen explizit gewünscht und schriftlich erlaubt), es muss alles über das von der Klinik teuer eingekaufte Spezialprogramm laufen, mit dem jedoch viele Patienten nicht klar kommen. Als Ökonom frage ich mich sogleich, ob man hier durch die Hintertür versucht eine "Kundenbindung" zu schaffen. Argumentiert wird natürlich mit Datenschutz. Jeder weiss, dass die Lösung nicht praktikabel ist und unter der Hand sagt man es auch in verschiedensten Berufsgruppen so, aber offen sagen und sich dagegen auflehnen - das darf man nicht.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
So weit beurteilbar, schien es gut.
Gehalt/Sozialleistungen
Gut, zahlen etwas weniger als die Uni-Kliniken
Image
Unter Patientinnen und Patienten hat die Klinik einen guten Ruf.
Nach meiner Kündigung hatte ich den Ablauf und die Umstände der Kündigung meiner Intervisionsgruppe geschildert, zu der einige der ältesten Psychiaterinnen und Psychiater in Basel gehören. Mehrere schrieben mir daraufhin, solch ein Verhalten würden sie von der Leitung der Sonnenhalde kennen, ich sei nicht der erste.
Karriere/Weiterbildung
Einer direkten Vorgesetzten wurde die Finanzierung einer Gutachter-Ausbildung verwehrt, mit dem Hinweis man habe schon genug Gutachter an der Klinik. Entsprechend unschön für sie war es, dass mir diese Ausbildung gezahlt worden wäre, aber nur, weil ich sie schon vor dem Eintritt in die Sonnenhalde begonnen hatte, sonst hätte mich wohl das gleiche Argument erwartet. Zoom, über den die meisten Fortbildungen in der Ärzteschaft aktuell laufen, ist im Kliniknetz gesperrt, auch mit Hinweis auf Datenschutz.