Zum Thema "Werschätzung"
Gut am Arbeitgeber finde ich
Pensionskasse
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Wenn ich unseren Betrieb als Haus beschreiben müsste, ist das Fundament aufgrund des sich zuspitzenden Fachkräfte-Mangels marode und einsturzgefährdet..... während der Estrich feudal ausgebaut wird (KLIB)
Verbesserungsvorschläge
Es ist an der Zeit zu evaluieren, wo in nächster Zeit Anpassungen gemacht werden müssen und wo die Prioritäten liegen.
Das Geld wird am Patient verdient und nicht im Büro. Bevor noch mehr teure Stellen in der "Teppich-Etage" erschaffen werden, sollten die Arbeitsbedingungen beim "Bodenpersonal" angepasst und wertgeschätzt werden. Bis jetzt sind noch keine weiteren Abteilungen geschlossen wegen des Personalmangels aber wenn es so weiterläuft ist es absehbar. Man sollte nicht am eigenen Stuhlbein sägen.
Schliesslich ist unsere 10-JahresStrategie, welche vor wenigen Jahren mit viel Pipapo und wahnsinnig viel Aufwand präsentiert wurde: "Der Patient und die Angehörigen stehen bei uns im Mittelpunkt"
Es bedanken sich im Voraus:
Ärzte, Pflegepersonal, Physiotherapie, Ergotherapie, Ernährungsberatung, Radiologie und Labor, Raumpflegepersonal, Küchenpersonal, Wäscherei.....
Arbeitsatmosphäre
Direkt abhängigvon der nahen Umgebung auf der Station. Seit ca. 1 Jahr sehr grosse Fluktuation auf den Stationen. Es gibt Abteilungen, da sind von 60 Stellen 15 Kündigungen, Pensoinierungen,.... und die Stellen sind erst teilweise besetzt, auch teilweise mit Personal ohne Akutspitalerfahrung. Schwierigkeiten sind dann oft: keine Vorkenntnisse zu KISIM (EDV-System), keine Vorkenntnisse zu Lean Management, welches bei uns umgesetzt wird, hektischerer bzw. anderer Tagesablauf als in Langzeitinstitutionen mit bis zu 2 Stunden Arztvisiten pro Frühdienst. Diese Zeit muss erst wieder "herbeigezaubert" werden, da die Abteilungen konstant überbelegt sind und das Patientengut komplexer (z.B. kommen Patienten schneller von IPS auf Abteilung, was eine zusätzliche
zeitintensive Überwachung ohne Monitoring bedeutet...)
Von langjährigem Personal wird nun sehr viel Flexibilität und Loyalität erwartet (einspringen, mehr Spätdienste und Nachtwachen, da dort zwingend erfahrenes Personal nötig ist. Für diese zusätzlichen Umstände ist aber ausser einem "Danke schön" der direkten Vorgesetzten keine Anerkennung ersichtlich... irgendwann reicht dies nicht mehr....
Kommunikation
Früher wurde weniger geredet und mehr gehandelt. Heute wird endlos (schön)geredet und gerechtfertigt und nicht gehandelt.
Im Pflegealltag legen wir Wert auf eine gute Kommunikation untereinander und mit dem Patienten. Interdiziplinär ist dies oft schwierig.
Kollegenzusammenhalt
Lange Zeit in den meisten Teams guter Zusammenhalt, der jetzt mit der aktuellen Fluktuation sehr erschwert ist.
Work-Life-Balance
Fast tägliche Whats-App, das aufgrund Krankheitsausfällen oder Arbeitsaufwand zusätzliches Personal aufgeboten werden muss.
Wünsche zu Arbeitsplan werden nach Möglichkeit (noch) berücksichtigt, wird bei Personalsituation jedoch immer häufiger, dass dies nicht regelmässig gewährleistet werden kann.
(Beispiel: Ferienwünsche, fixer Arbeitstag aufgrund Kinderbetreuung, Einhaltung der Ruhetage nach Nachtdiensten, Wechsel von Spätdienst auf Frühdienst....)
Vorgesetztenverhalten
Direkte Vorgesetzte auf den Stationen befinden sich in einer sehr schwierigen Lage und versuchen bei der ganzen prekären Situation die Stimmung aufrechtzuerhalten und mind. verbale Werschätzung zu äussern. (Fluktuation, konstante Überbelegung bei reduziertem Personal...) Es ist aber zunehmend schwieriger, den Unruhen im Team, die solche Zeiten mit sich bringen ohne ein Licht am Ende des Tunnels
nur mit "Luft und Liebe" entgegenzuwirken. (Eisbergmodell)
Von den höheren Instanzen werden Gespräche angeboten bei Unzufriedenheit, welche auch gesucht wurden von ArbeitskollegInnen, worauf Aussagen gemacht wurden, die sehr unpassend sind. Hier nur 2 von vielen Situationen:
-Dipl. Pflegefachfrau mit 6 Jahren Berufserfahrung ohne Lohnerhöhung in den letzten 6 Jahren hat Gespräch mit Personalabteilung gesucht wegen Lohnerhöhung, da die neu diplomierten Pflegefachpersonen 200.- mehr verdienen als sie... Antwort darauf: "Sie können ja in Zürich arbeiten gehen, wenn Sie mehr verdienen möchten"... (keine Lohnerhöhung, aber Kündigung der Kollegin)
-bei 25 Jahren keine Ferientage als dankeschön. Bei 15 bzw. 30 Jahren Kürzung der Ferien von 1 Monat auf 2 Wochen vor wenigen Monaten
Interessante Aufgaben
Es mag sein, dass die Arbeit interessant wäre, jedoch wird dies überschattet vom regelmässigen Gedanken, ob die Patientensicherheit auch immer gewährleistet sei...(Überbelegung bei reduziertem Personal, Patientengut von deliranten Patienten mit 1:1 Betreuung ohne Sitznachtwachen neben ipspflichtigen Patienten ohne Monitoring auf den Abteilungen ..)
Gleichberechtigung
In Pflege mehr Frauen. Bei Auszubildenden wird auf "Männerquote" geachtet, wenn Bewerbungen vorhanden sind.
Umgang mit älteren Kollegen
Im Team geschätzt. Von oben übergangen bei Anpassung der Ferientage, willkürliche Umsetzung der Jubiläumsgeschenke (Ferientage)
Arbeitsbedingungen
Zeitgemässes Inventar und Hilfsmittel.
In Corona-Zeiten war Portemonnaie wichtiger als Schutz des Personals: möglichst wenige Einschränkungen (z.B. OP absagen, Besucherkonzept konsequent umsetzen) mit möglichst wenig zusätzlichen Kosten.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Zuviel Einwegmaterial aus China z.B. Sterilgut Scheren, Pinzetten, Klemmen. ...
Gehalt/Sozialleistungen
Unter dem Durchschnitt. Die meisten Spitäler führen die empfohlene Lohnerhöhung von 2% durch, bei uns wurde sie zwar bewilligt, werde aber vor allem für organisatorische und strukturelle Zwecke eingesetzt (ich vermute zur Finanzierung des KLIB)
Image
Wir erfragen täglich die Zufriedenheit der Patienten, welche fast 90% gute Rückmeldungen geben. Das heisst, bis jetzt spürt der Patient wenig von den Veränderungen (zum Glück)
Unter Pflegenden wird man auch von externen Pflegenden, d.h. nicht temporäres Personal sondern Pflegende, die noch nie hier gearbeitet haben auf schlechtes Image bzw. schlechte Arbeitsbedingungen angesprochen, was es erschwert, die offenen Stellen wieder zu besetzen.
Karriere/Weiterbildung
Ja-Sager werden gefördert - kritische Personen gebremst!