Führung der ganz alten Schule - vergiftete Atmosphäre - eingeschüchterte Mitarbeiter - Umsatz über alles, egal wie
Gut am Arbeitgeber finde ich
Das interessante industrielle Umfeld (Pharma / Biotech).
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Dass der Endkunde - der Patient - im beruflichen Alltag völlig in den Hintergrund rückt und komplett durch die Umsatzzahlen erdrückt wird.
Verbesserungsvorschläge
Meines Wissens hat diese Firma bislang noch auf keinen einzigen Beitrag auf dieser Plattform reagiert, weshalb angenommen werden muss, dass Verbesserungsvorschläge nicht willkommen sind.
Arbeitsatmosphäre
Der Fisch stinkt vom Kopf, was sich durch die ganze Firma zieht. Stimmt der Umsatz, kann man manchmal auf Augenhöhe mit dem Management reden. Ansonsten soll man sich bitte unauffällig verhalten oder man wird Probleme kriegen.
Kommunikation
Top down - man lässt viel verlautbaren und verkünden, gerne auch mal eine "Umfrage" starten. Ein richtiger Gedankenaustausch findet jedoch nicht statt und wird unterbunden. Der Puls der Mitarbeiter wird somit nicht gefühlt.
Kollegenzusammenhalt
Ohne einige Kollegen, welche ja vermeintlich im selben Boot sitzen, wäre der Arbeitsalltag natürlich unerträglich . Aber Vorsicht: durch die vergiftete Gesamtatmosphäre kann man sich schnell ein blaues Auge holen, da Denunziantentum in einem solchen Umfeld gut gedeiht.
Work-Life-Balance
Je nach Arbeitsbereich mal schlecht, mal weniger schlecht. Ferienguthaben haarscharf am gesetzlichen Minimum. Erfolgsdruck extrem - ohne Überstunden oft nicht möglich, Überstunden einziehen wiederum meistens auch nicht.
Vorgesetztenverhalten
Glückssache - allzu fortschrittliche Vorgesetzte werden allerdings sehr bald zurückgepfiffen. Das Glück wird also nicht lange anhalten. So erzeugt man das Wohlwollen des Vorgesetzten: Umsatz machen, Ruhe geben, immer zustimmen, keine kritischen oder weiterführende Fragen.
Interessante Aufgaben
Mit viel Ellenbogen und gutem Umsatz kann man sich interessante Bereiche schaffen, sofern man firmenpolitisch sehr gut vernetzt ist. Stimmt aber mal der Umsatz nicht, egal weshalb, ist Schluss damit. Dann zählen auch Abmachungen nicht mehr viel. Diese Gefahr droht jeweils vierteljährlich.
Gleichberechtigung
Wer nicht mehrsprachig unterwegs ist, hat ein Problem. Und ohne Französisch wird es karrieretechnisch ganz schwer, ausser man kommt aus den USA oder UK hereingeschneit. Die Frauenquote kann im obersten Management und im HR noch etwas anheben. Darunter wird es aber schon ganz mau.
Umgang mit älteren Kollegen
Ältere Kollegen gibt es praktisch keine.
Arbeitsbedingungen
Kaum eine Büroumgebung gleicht der anderen - ein einheitliches Bild kann es somit nicht geben. Mit viel goodwill könnte man dies als diversity verkaufen. Ansonsten meistens kalt und mit der klaren Ansage: wir sind hier schliesslich zum Arbeiten und sonst gar nichts.
Die IT-Infrastruktur ist dem Eigenbild und der Pharmaindustrie diametral entgegengesetzt: veraltet.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Bis auf ganz vereinzelte Aktionen wie "bike-to-work", eigentlich Fehlanzeige beim Umwelt- und Klimaschutz. Vielmehr vergnügt sich auch der Hinterletzte im HR mit einem firmeneigenen Parkplatz. Dieser Widerspruch zwischen Sein und Schein zeigt sich auch im Sozialen: Gerne entrümpelt man irgendwelche Kinderspielplätze und zeigt dies auch ausgiebigst (Fotos im firmeneigenen Blatt kommen gut an). Sind jedoch Kinder der Mitarbeiter krank, herrscht Unmut, weshalb man denn nun einen Tag home-office einziehen möchte ("könnten nicht die Grosseltern, der Partner, eine Nanny einspringen.....").
Gehalt/Sozialleistungen
Gehalt geht so, aber nur wenn das Verhältnis zum Vorgesetzten picobello ist, denn ansonsten sind die Unterschiede gewaltig. Bonus im oberen Management nahezu fantastisch - für den grossen Rest reichen die Gelder dann halt nicht mehr wirklich aus.
Image
Bei ganz jungen Mitarbeitern, ganz zu Beginn ihrer Tätigkeit, ist manchmal so etwas wie Enthusiasmus auszumachen. So soll es ja auch sein, aber leider verschwindet das dann ganz schnell, weil die negative Grundstimmung in der Firma keinen unberührt lässt. Dies färbt natürlich auf das Image der Firma ab - unterirdisch.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildung wird nicht unterstützt, eher sogar verhindert ("der will dann mehr Lohn", "der springt uns dann ab"). Interne Schulungen gibt es unzählige - die kosten quasi nichts und sind ausserhalb der Firma wertlos.
Aufgepasst bei den jährlichen Mitarbeitergesprächen, welche den Lohn / Bonus und auch die Karriere massgeblich bestimmen: Es herrscht ein forced ranking - will heissen, dass ein vorgefasster Prozentsatz an Mitarbeitern in die Kategorien "schlecht" (10%), "Durchschnitt" (85%) und "sehr gut" (5%) fallen MUSS. Dies wird in den Nachverhandlungen zwischen den Vorgesetzten dann ausgejasst ("ich brauche noch einen "schlechten", kannst dafür einen "sehr guten" haben" etc.).