Verhungern am ausgestreckten Arm, über Jahrzehnte präkär bezahlt
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die Entscheidung der Elmshorner Nachrichten in ihr altes Gebäude zurück zu ziehen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die Mitarbeiter in den Redaktionen nach den Honorarforderungen zu wählen. Und diese nach jahrelangen Praktika oder Volontariaten durch ebenso unerfahrene junge Menschen oder altgediente Branchenkollegen im Ruhestand zu ersetzen. Denn nur wenige haben in den Redaktionen eine berufliche Zukunft.
Verbesserungsvorschläge
Näher an den Menschen sein: Leser, Mitarbeiter und die Menschen über die berichtet wird. Interesse an echter Lokalberichterstattung und nicht nur das Überarbeiten von Pressemitteilungen. Aktualität auch im Print steigern. Qualität ist besser als Quantität und fördert die Leser-Blatt-Bindung.
Arbeitsatmosphäre
Anfangs hatte ich wohl wollende Redakteure als Ansprechpartner, mit denen ich sehr gern zusammengearbeitet habe und viele tolle Artikel auf den Weg gebracht habe. Bei den Editoren bröckelte meine Auftragslage im Laufe der Jahre weg, bis ich im Zusammenhang mit Corona auf Eis gelegt wurde. Ich fühlte mich zuletzt geghostet. Als dann im letzten Jahr nach der Betriebsprüfung auch noch eine Honorar-Rückforderung für die Jahre 2006-2022 für vermeintlich ungerechtfertigter Zahlung von zu viel USt an mich geschickt wurde, erreichte die Atmosphäre den Tiefpunkt.
Kommunikation
Lies im Laufe der Jahre deutlich nach, auf meine Angebote für Artikel zuletzt keinerlei Reaktionen. Zuvor wurde mir oft gesagt, dass ich zu teuer sei.
Kollegenzusammenhalt
Spätestens seit Corona gering und konkurrenzgeprägt. Es scheint, als kämpfe in den Redaktionen jeder um sein eigenes wirtschaftliches Auskommen und bibbert um jede Vertragsverlängerung. Freie MItarbeiter wurden eher als Konkurrenz als Unterstützung gesehen. Auch unter den Freien war entsprechend nicht viel von Zusammenhalt zu spüren.
Work-Life-Balance
Ich hatte kein Problem damit vorwiegend am Abend und am Wochenende eingesetzt zu werden. Aber es war manchmal schon lästig während ich meist zuhause arbeitete, bedrängt zu werden möglichst schnell zu liefern.
Vorgesetztenverhalten
Ich mochte meine Chefredakteure und hatte den Eindruck, dass sie meine Arbeit würdigten. Ich hatte oft den Eindruck, dass sie von der Verlagsleitung unter Druck gesetzt wurden vor allem bei den Freien Mitarbeitern und deren Fotos zu sparen. Bei Honorarverhandlungen wurde mir daher klar aufgezeigt, dass ich trotz abgeschlossenem Studium, Volontariat und jahrzehntelanger Berufserfahrungen keine Honorarerhöhungen erwarten konnte. Im Gegenteil: mein Zeilen- und Fotohonorar wurde als hoch bezeichnet, obwohl es weit unter den Empfehlungen der Journalisten-Gewerkschaft lag oder branchenüblich war.
Interessante Aufgaben
Ich bin offen für viele journalistische Formen und Social Media und konnte für tolle Artikel recherchieren und schreiben. Mit der Abwendung vom Lokaljournalismus und der Sportberichterstattung wurde die Luft dünn.
Gleichberechtigung
Ich hatte damit keinerlei Probleme, auch weil ich mich in einige Themen so reingekniet hatte, dass ich einen "Experten"-Status - vor allem im Sport erreichen konnte.
Umgang mit älteren Kollegen
Anfangs verwunderte es mich, dass einige ältere Redakteure keinen Spass an ihrer Arbeit mehr hatten und ausgebrannt waren. Später gehörte ich selbst zu den älteren Freelancern und fühlte mich anfangs noch akzeptiert. Irgendwann bemerkte ich, dass ältere Freelancer aus anderen Medien dazukamen. Sie waren billiger, da sie ihr Hobby nicht als Lebensgrundlage brauchten und es begann ein Verdrängungswettbewerb. Das war bitter.
Arbeitsbedingungen
Als Freelancer habe ich selten am Redaktionscomputer gesessen, sondern meist mit meinem eigenen Geräten zuhause gearbeitet.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Naja, als Freier Mitarbeiterin blieb es mir überlassen, wie ich zu den Veranstaltungsorten kam. War für mich okay. Und das Sozialbewusstsein kann ich nicht so recht einschätzen.
Gehalt/Sozialleistungen
Ich habe in meiner Zeit beim Beig Verlag - mehrere Jahrzehnte - genau eine Honorarerhöhung erhalten. Sozialleistungen habe ich zum Glück selbst bezahlt.
Image
Schade, was aus den Zeitungen und den Redaktionen geworden ist. Das sehen leider auch viele Leser/User der E-Paper so.
Karriere/Weiterbildung
ich habe auf eigenes Betreiben an zwei Presseseminaren teilgenommen. Eine Festanstellung oder einen befristeten Vertrag habe ich nie gehabt. Und der Vertrag für Freie Mitarbeiter, den ich vor ein paar Jahren unterschrieben habe, hatte keinerlei Auswirkungen mehr für mich. Wenn man von den Honorar-Rückforderungen absieht.