Bestimmt toll für die meisten Mitarbeiter:innen, nur nicht für alle
Gut am Arbeitgeber finde ich
Gehalt war toll und es gibt vereinzelt Menschen im Unternehmen, die ich sehr schätze.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Am Ende muss man sich immer fragen, warum man die einzige sichtbar marginalisierte Person im Unternehmen ist und man dann auch noch schlechter behandelt wird. Vielleicht war es aber auch nur persönliche Abneigung.
Verbesserungsvorschläge
Ich brauche nicht so zu tun, als wäre ich hier anonym - ich habe jetzt drei Monate mit mir gehadert, ob ich diese Bewertung schreibe. Vieles musste aus mir heraus, da mir nie die Gelegenheit zu einem vernünftigen Gespräch gegeben wurde.
Ich weiß auch, was als Grund für meine Kündigung hergenommen wird (einen Tag informell und zu spät krankgemeldet), allerdings hatte das eine Vorgeschichte und ich habe nicht "blau gemacht" (Zitat des Vorgesetzten), sondern lag den ganzen Tag mit Panik im Bett.
Ich konnte mich weder von meinen Kolleg:innen verabschieden, noch hatte ich eine Möglichkeit zur Gegendarstellung.
Die Kündigung hat einen massiven Einbruch meiner psychischen Gesundheit zur Folge gehabt, da ich mich von Anfang an bemüht und sehr viel Energie in den Job gesteckt habe, nur um dann so behandelt zu werden.
Außerdem könntet ihr mal versuchen, Menschen ohne Auto/Führerschein das Leben nicht so schwer zu machen.
Arbeitsatmosphäre
Mein Team hat mich öfter gelobt und meine Kölner Kolleg:innen sind sehr tolle Menschen.
Kommunikation
Teilweise wirkten Planungen so unorganisiert, dass ich davon ausgehen muss, dass mir aktiv Informationen vorenthalten wurden.
Von der Betriebsordnung habe ich erst erfahren, nachdem ich den Arbeitsvertrag unterschrieben habe. Diese hat einen sehr anderen Eindruck vom Unternehmen gemacht als im Bewerbungsgespräch vermittelt
Mit dem 1.1. wurde Zeiterfassung eingefühlt, was ich immer nur zwischen Tür und Angel erfahren habe, aber es trotzdem von mir erwartet wurde, dass ich es ab Tag 1 perfekt mache.
Kollegenzusammenhalt
Dadurch, dass meine Situation überall einfach so beobachtet und hingenommen wurde, und Dinge aus einem persönlichen Vertrauensverhältnis sofort ohne Nachfrage weitererzählt wurden, muss ich davon ausgehen, dass Zusammenhalt nicht existiert.
Work-Life-Balance
Home-Office-Regelung wurde mir im Bewerbungsgespräch und der Recruiter:in als flexibel zugesagt, war es aber nicht. Zumindest nicht für mich, für andere schon. Und das, obwohl ich mit niemandem im Kölner Büro zusammengearbeitet habe und 2⁄3 der Male, die ich da war, die einzige Person im Büro war.
Manchmal wird es erwartet, dass man aus Köln nach Kevelaer anreist und um 8 Uhr morgens da ist. Dafür und z.B. für die Weihnachtsfeier wird erwartet, dass man ein Auto besitzt. Wenn man um 6:30 Uhr da sein soll, bekommt man immerhin ein Hotelzimmer am anderen Ende von Kevelaer.
Außerdem gibt es Betriebsurlaub, also sind einige Urlaubstage nicht frei verplanbar, was - gerade in der IT - einfach nur rückständig ist.
Ich hatte einen geplanten Klinikaufenthalt, bei dem von mir gefragt wurde, dass ich den wegen eines Milestones nach hinten schiebe. Dann wurde ich vor dem Milestone gekündigt, also war es anscheinend doch nicht so wichtig.
Vorgesetztenverhalten
Ich hatte Angst davor, mit meinem Vorgesetzten zu reden.
Empathie oder generell Verständnis für persönliche Situationen und externe Faktoren waren nicht vorhanden - dazu zählen Bahn-Streik, generell häufiger Bahn-Ausfall wegen Grippesaison und Arzttermine (die manche Menschen halt öfter haben als andere). Aus kleinsten Trivialitäten wurde eine Diskussion gemacht, was einfach nur Zeitverschwendung ist. Nichts, was ich jemals gemacht habe, war richtig, von Anfang an wurde bei mir negativ kritisiert. Ich habe mich überwacht gefühlt, Vertrauen gab es nicht.
Versuchte Gespräche waren konfrontativ, unsachlich, vorwurfsvoll und strohmännisch, mit minimaler Gelegenheit selbst etwas zu sagen.
Ob dies auch andere Vorgesetzte betrifft, kann ich nicht sagen - allerdings wird dieses Verhalten wohl hingenommen.
Interessante Aufgaben
Die Codebasis des Projektes ist sehr sauber. Das Projekt ist sehr interessant und die Software unterscheidet sich in der Natur sehr von üblichen Entwicklungen.
Gleichberechtigung
Betriebsordnung wurde bei unterschiedlichen Menschen unterschiedlich durchgesetzt, bei Bedarf auch neue Regeln für mich erfunden.
Das Lieblings-Hotel vom Unternehmen in Kevelaer hat kein veganes Essen.
Jegliche Führungskräfte sind natürlich cis-männlich.
Arbeitsbedingungen
Dadurch, dass das Kölner Büro klein ist und niemand im Büro direkt zusammenarbeitet, hängen alle permanent in Videocalls und stören sich dabei gegenseitig. Von zu Hause konnte ich mich Abstand sehr viel konzentrierter arbeiten.
Tischordnung im Büro ist sehr altmodisch, mit offensichtlicher Hierarchie, wo es Tische mit Privatsphäre und welche ohne gibt.
Bürostühle sind furchtbar für große Menschen. Und vielleicht lohnt es sich auch für Programmier:innen vernünftige Tastaturen zu kaufen oder wenigstens nach Layout-Präferenz zu fragen.
Positiv sind motorisierte Stehtische an jedem Platz (auch wenn mein Chef das halbe Büro umgeräumt hat, nur damit er den mutmaßlich Besten hat) und das Arbeitsgerät.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Oberflächlich da, allerdings schmückt man sich auch damit, Einzelteile in Behindertenwerkstätten herzustellen, obwohl gemeinhin inzwischen bekannt ist, wie es dort läuft und wie Arbeiter:innen dort bezahlt werden.
In der Kantine fällt sehr viel Müll an. Immerhin gibt es dort vegane Optionen.
Gehalt/Sozialleistungen
Gehalt war einwandfrei für mich, und es gibt ein paar Benefits die ich gerne genutzt habe.
Image
Überall wird von Familie und "#familienmitglied" geredet. Dann wird man wegen des Verhaltens von Einzelpersonen gekündigt.