"Premium sein": Anspruch und Wirklichkeit liegen weit auseinander.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Das im Allgemeinen sehr freundliche und umgängliche Personal.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Interne Organisation und Kommunikation. Gut gemeinte, aber nicht zu Ende gedachte Bemühungen um Themen wie Gehaltsgerechtigkeit. Mit dem eigenen Anspruch "Premium" zu sein, hat das nichts zu tun.
Verbesserungsvorschläge
Der Fokus auf Wachstum und Randthemen wie "Awareness" sollte zeitweilig verschoben werden. Die oftmals dünne Personaldecke sollte sich zunächst auf die Bewältigung der bereits verkauften Leistungen und auf die Anpassung der internen Prozesse durch die neuen Gegebenheiten fokusieren. Ansonsten werden im organisatorischen Prozess und den immer neuen Projekte Mitarbeiter auch weiterhin verschlissen, die dann das Unternehmen verlassen.
Arbeitsatmosphäre
Lob und Anerkennung gibt es mit Glück zum Anfang des Beschäftigungsverhältnisses mal, ansonsten wird gute Arbeit einfach nur hingenommen. Unterhalb eines sehr guten Niveaus (z.B. lediglich den SLAs entsprechend) wird der Arbeitseinsatz sogar eher kritisiert.
Kommunikation
Es gibt regelmäßige Company Calls in denen Abteilungen u.a. gute Ergebnisse vorstellen können und in denen über aktuelle Themen gesprochen wird. Letztere werden meist nur vage behandelt. Dies ist zumindest dann der Fall, wenn es um monetäre Dinge geht (Anpassung Gehaltsbänder, Inflationsausgleich, Gewinnbeteiligung, ...), wahrscheinlich um nicht in irgendeiner Form angreifbar zu sein. Anonyme Befragungen mit Themen für den Company Call werden regelmäßig durchgeführt, dass die entsprechend von mir oder Kollegen genannte Themen behandelt werden, ist allerdings noch nicht vorgekommen.
Kollegenzusammenhalt
Innerhalb der einzelnen Teams erscheint mir dieser sehr gut. Firmenübergreifend eher nicht. Da wird man gerne mal in mehrwöchige Warteschleifen für kleinere Unterstützungsanfragen geschickt und muss dementsprechend immer und immer wieder hinterherlaufen.
Work-Life-Balance
Hier ist jeder seines Glückes Schmied. Wenn man möchte und sich selbst daran hält, dann kann man problemlos seine vereinbarte Wochenarbeitszeit einhalten. Außerdem gibt es eine Art Vertrauensarbeitszeit, die ich allerdings eher als Gleitzeit einordnen würde.
Kann man mit seiner eigenen Zeit nicht gut haushalten oder meint jede Aufgabe, die auch zur Not 2-3 Tage warten kann, anzunehmen, ertrinkt man in Arbeit und gedankt wird einem das dann zusätzlich auch nicht.
Allgemein gibt es eine dünne Personaldecke, durch ständige Kündigungen gerade auch langangestellter Kollegen.
Vorgesetztenverhalten
Obwohl ich meine direkten Vorgesetzten menschlich sehr mag, gehen hier Anspruch und Wirklichkeit von der Führungsriege völlig auseinander. Vom Vorstand aus ist ein enormer Wachstumskurs angedacht, der zum Aufkauf diverser Firmen geführt hat. "Premium" zu werden ist das Ziel. Interne Prozesse und die Organisation ist aber in keinsterweise auf diesen Kurs ausgelegt, was das tägliche Arbeiten mit neuen Kollegen behindert oder z.T. komplett verhindert. Es wird zu wenig für die Anpassung einfacher Prozesse getan oder Reformversuche scheitern nach dem Motto "Haben wir immer so gemacht".
Interessante Aufgaben
In der IT gibt es hauptsächlich KMU als Kunden, die wirklich interessanten Aufgaben sind dort daher eher rar gesäht.
Gleichberechtigung
Für ein IT-Unternehmen im Mittelstand hat man eine sehr hohe Frauenquote. Es gibt meiner Beobachtung nach keine Diskriminierungen gegenüber Frauen oder Minderheiten. Im Gegenteil: Es soll demnächst Awareness-Trainings und eine Beauftragte für solche Belange geben, obwohl Arbeitskraft an anderen Stellen definitiv dringender gebraucht werden würde als beim Thema Gleichberechtigung.
Umgang mit älteren Kollegen
Es gibt keinerlei Bestrebungen langdienende Mitarbeiter zu halten, wenn diese aufgrund der aktuellen Lage wechseln wollen. Mitarbeiter, die in Altersteilzeit gehen und z.T. >15 Jahre im Unternehmen sind, werden nicht mal persönlich vom Vorstand verabschiedet.
Arbeitsbedingungen
Laptop, Smartphone, Headset, Maus und Tastatur werden gestellt. Diese haben mal einen neuen Technikstand, manchmal aber auch nicht. Glückssache. Großes Plus: Home Office ist jederzeit möglich, denn in den Standorten gibt es eine Open Desk Policy und Großraumbüros zum Großteil ohne Stehtische, was eher nicht meinem Geschmackt entspricht.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Falls es Bemühungen dahingehend gibt, sind diese zumindest bei mir noch nicht wahrgenommen worden. Das Einzige, wo man das Thema Umwelt- bzw. Klimaschutz zu spüren bekommt, ist bei der Firmenwagenrichtlinie. Diese macht es quasi unmöglich einen nicht-elektrischen oder -PlugIn-Hybrid-Wagen ohne persönliche Zuzahlung zu konfigurieren.
Gehalt/Sozialleistungen
Die Gehälter orientieren sich an einem Stufenmodell, welches abteilungsübergreifend zum Einsatz kommt und eine Gehaltsgerechtigkeit und -vergleichbarkeit gewähren soll. Manche Abteilungen werden dabei allerdings bevorzugt, da sie trotz gleicher Anforderungen eine Stufe höher einsteigen als andere. Ebenso gibt es nicht in jeder Abteilung die Möglichkeit die höchste Stufe (und damit das höchste Gehaltsband) zu erreichen, obwohl Verantwortlichkeiten und die Tiefe des Fachwissens gleichzusetzen sind.
Die Gehälter liegen unter dem Marktdurchschnitt. Dafür kann man sich ein Jobrad leasen und eine Firmenfitnessmitgliedschaft abschließen, das ist doch auch was.
Firmenwagen möglich, aber Verhandlungssache. Kita-Zuschuss möglich, aber Verhandlungssache.
Image
Diverse Mitarbeiter sind unzufrieden mit der aktuell sehr chaotischen Situation. Andere, die davon nicht betroffen sind, scheinen die Firma über alle Maßen positiv zu sehen.
Karriere/Weiterbildung
Es wurde vor kurzem eine interne Academy für Weiterbildungszwecke vor- und bereitgestellt. Externe Schulungen sind allerdings immer in Absprache mit dem Vorgesetzten zu besprechen. Eine gezielte Förderung der einzelnen Mitarbeiter zu Weiterbildungsmaßnahmen konnte ich aber bisher nicht feststellen. Hier muss man also Eigeninitiative zeigen und auf seinen Vorgesetzten zugehen, wenn man eine Weiterbildung machen möchte.