Qualitätsführer im Ladenbau, Qualitätsverlierer als Arbeitgeber
Gut am Arbeitgeber finde ich
Es sind teilweise Bestrebungen vorhanden, Dinge zu ändern und zu modernisieren; insbesondere von extern in das Unternehmen kommenden Personen. Diese scheitern aber schnell an den veralteten Strukturen und Vorstellungen der Führungsetage.
Es ist grundsätzlich spannend, bei einem der größten Ladenbau-Unternehmen zu arbeiten und man hat die Möglichkeit, sich ein großes Netzwerk innerhalb der Branche aufzubauen. Bezogen auf meine Position, die fachlichen Entwicklungsmöglichkeiten und die generellen Arbeitsbedingungen kann ich leider nichts Positives feststellen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Neben den bereits erwähnten Kritikpunkten lässt sich im Großen und Ganzen zusammenfassen, dass das Unternehmen ein "klassisches" mittelständisches Unternehmen ist, das den Sprung in die moderne Arbeitswelt verpasst hat. Man sieht sich als Qualitätsführer in der Branche und geht davon aus, dass allein aufgrund dessen die Mitarbeiter "einem die Bude einrennen". Blickt man hinter die Fassade sieht man, dass kaum "externe" Mitarbeiter lange bleiben, viele (Schlüssel-)positionen von Personen mit Beziehungen zur GF besetzt werden und der Blick von Außen sowie der Wille zu Veränderungen oft nur leere Phrasen auf dem Papier sind.
Menschen, die lediglich Dienst nach Vorschrift machen wollen, sich dafür mit einem mittelmäßigen Gehalt zufrieden geben und froh sind, wenn sie am Freitagmittag Heim gehen können, sind dort sehr gut aufgehoben. Personen, die sich beruflich weiterentwickeln und Etwas bewegen wollen, an der komplett falschen Stelle.
Verbesserungsvorschläge
Das ergibt sich zwangsläufig aus der Kritik aber nachdem der Wille zu Veränderungen nicht vorhanden ist, verhallen Verbesserungsvorschläge.
Arbeitsatmosphäre
Innerhalb des Teams gut. Innerhalb des Unternehmens schlecht. Eine Männer- und Inhaber-dominierte Unternehmenskultur, in der ständig absolut widersprüchliche Entscheidungen getroffen werden und die geprägt ist von blindem Aktionismus.
In vielen Bereichen ist zu spüren, dass nicht Qualifikation, sondern interne Verbindungen die Person in die entsprechende Position gebracht hat.
Kommunikation
Eine professionelle interne Unternehmenskommunikation ist quasi nicht existent. Es werden in unregelmäßigen Abständen Betriebsversammlungen im improvisierten Rahmen abgehalten, um die notwendigsten Informationen aus der GF mitzuteilen.
Kollegenzusammenhalt
Der Kollegenzusammenhalt ist überdurchschnittlich gut aber auch das ist aus meiner Meinung bezeichnend für das Unternehmen: wenn alle mit den gleichen Problemen aus der Führungsetage und Organisationsstruktur konfrontiert sind, dann schweißt das zwangsläufig zusammen. Wenn der Kollegenzusammenhalt das einzig Positive in einem Unternehmen ist, dann hat das Unternehmen meiner Meinung nach, ein großes Problem...
Work-Life-Balance
Sicherlich auch abhängig vom Vorgesetzten aber es war für mich nie ein Problem, Überstunden abzubauen und mir im Rahmen des Gleitzeitmodells den Tag frei zu gestalten. Jeder Mitarbeiter genießt den Umstand, dass ab Freitagmittag der Betrieb und das Arbeitsleben ruht und nimmt dafür viele widrige Umstände billigend in Kauf.
Vorgesetztenverhalten
Auf der persönlichen Ebene sehr gut, auf der professionellen Ebene mittelmäßig. Meiner Tätigkeit gegenüber war man oft passiv; positiv ausgedrückt hatte ich "sehr viel Gestaltungsfreiraum". Es bestand seitens des Vorgesetzten wenig Interesse an der Tätigkeit und man wollte einfach "dass es läuft". Leider gab es dadurch auch wenig Unterstützung bei Problemen und man war immer auf sich allein gestellt.
Interessante Aufgaben
Jeder ist seines Glückes Schmied, sodass ich mir meine Aufgabengebiet selbständig interessant, vielfältig und herausfordernd gestaltet habe. Diese Arbeitseinstellung wird im Unternehmen aber weder erwartet, noch gewünscht. Mit "Dienst nach Vorschrift" kann jeder deutlich besser umgehen.
Gleichberechtigung
Männer dominierte, alteingesessene Führungsetage, die die Ansicht vertritt, dass Frauen vor allem hübsch anzusehen sein müssen, aber den Kopf nicht zum Denken brauchen. Glücklicherweise zieht sich diese Ansicht nicht durch das Unternehmen, sodass man gleichberechtigt ist, solange man sich nur in seiner Abteilung bewegt.
Umgang mit älteren Kollegen
Habe keinen Ungleichbehandlung festgestellt. Langjährig beschäftigte Mitarbeiter werden als Wissensträger geschätzt.
Arbeitsbedingungen
Alte, über den halben Ort verteilte Gebäude, die teilweise zu Büroräumen umfunktioniert werden, um den Platzproblem Herr zu werden. Veraltete ERP-Systeme, unmoderne IT-Ausstattung. Veraltete Prozesse.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Umweltbewusstsein ist vorhanden; auf Schonung der Ressourcen wird größtenteils geachtet. Das Sozialbewusstsein gegenüber den Mitarbeitern ist unterdurchschnittlich. Auch dies beruht auf persönlichen Befindlichkeiten der Führungsetage. Zusammengefasst kann man sagen, dass man recht schnell weg vom Fenster ist, wenn man nicht in die angestammten Vorstellungen passt.
Gehalt/Sozialleistungen
Mittel- bis unterdurchschnittlich. Gehalt war in Ordnung für die Tätigkeit und den Arbeitsumfang. Sozialleistungen sind quasi nicht existent oder unsinnig, wenn man nicht in Wendelstein lebt. Es gibt keine Kantine, die Versorgung muss über umliegende Supermärkte und Fast Food Stände erfolgen. Nur in einem Nebengebäude gibt es einen "Pausenraum". Ansonsten muss man zwangsläufig am Arbeitsplatz essen.
Image
Bezogen auf die Produkte hat das Unternehmen einen guten Ruf.
Karriere/Weiterbildung
Keine einheitlichen Prozesse für die Mitarbeiterentwicklung vorhanden. Stark abhängig vom Vorgesetzten, ob man eine Fortbildung finanziert bekommt oder nicht. Auch in diesem Bereich gibt es keine Plan oder festgelegte Strukturen. Karrieremöglichkeiten sehr eingeschränkt.