Mehr Schein als Sein - Die Realität entspricht den dargestellten Visionen
Gut am Arbeitgeber finde ich
- große Anzahl an Benefits (u.a. eGym, swapfiets, ...)
- die Praxis-App
Verbesserungsvorschläge
- weg von immer mehr Patienten in weniger Zeit und die Patienten wieder mehr in den Fokus setzen
- Feedback von Mitarbeitern nicht nur einholen, sondern auch ernst nehmen bzw. umsetzen (oder Feedback geben, weshalb Dinge nicht umgesetzt werden)
Arbeitsatmosphäre
Ich habe die Arbeitsatmosphäre gemischt erlebt. Im Team in der Praxis herrschte eine gute und kollegiale Stimmung.
Leider habe ich die enge Sprechstunden-Taktung (in den meisten Besuchsgründen 10 min pro Patientenkontakt) als sehr unflexibel und belastend empfunden. Ich empfand dadurch viel Stress und Druck und hatte teilweise das Gefühl mir nicht erlauben zu können kurz auf Toilette zu gehen oder etwas zu trinken. Ich hatte das Gefühl chronisch kranken Patienten so nicht ausreichend gerecht werden zu können.
Zudem empfand ich die regelmäßig wiederkehrenden Kommunikationen zu den eigenen Abrechnungszahlen und der passive Vergleich mit den anderen Praxen als störend und nicht zielführend.
Die Kontakte zum Führungspersonal aus dem Headquarter (HQ) empfand ich als oberflächlich freundlich, es wurde oft nach Feedback und Meinung gefragt, leider hatte ich das Gefühl, dass mein Feedback nicht weiter aufgenommen wurde. Dies hat meine Motivation mich einzubringen über die Zeit reduziert.
Kommunikation
Es finden zwar regelmäßig Meetings und Events statt, in denen man über die Zahlen und Pläne des Unternehmens informiert wird. Zudem erfolgt viel Kommunikation in Bezug auf Anpassungen und Änderungen über Slack. DernInformationsfluss über Slack empfand ich als störend, da sehr viel Zeit zusätzlich zur eigentlichen Arbeitszeit nötig war, um die Informationen zu lesen und zu verarbeiten. Dies nahm bei mir wöchentlich gesehen viel Zeit zusätzlich in Anspruch, die sich nicht durch Überstunden abbilden ließ. Außerdem gab es häufig wechselnde Ansprechpartner auf HQ-Ebene. Die Änderungen wurden oft nicht ausreichend kommuniziert und auch die Zuständigkeitsbereiche der Personen aus dem HQ waren mir oft nicht ausreichend klar.
Kollegenzusammenhalt
Der Kollegenzusammenhalt in der Arztpraxis war super.
Work-Life-Balance
Die Hälfte der Urlaubszeit musste gemeinsam mit den anderen Kollegen genommen werden, der Rest konnte frei gewählt werden.
Häufige Überstunden, die die Mittagspause an ca. der Hälfte der Wochentage quasi inexistent gemacht haben und die erst ab >4 Stunden pro Woche angerechnet wurden (stand aber so im Arbeitsvertrag), habe ich als Belastung empfunden.
Zudem hatte ich das Gefühl, dass eine 24/7 Verfügbarkeit erwartet wird, da man auch an seinen freien Nachmittagen oder im Urlaub per Slack öfter mal kontaktiert wird.
Vorgesetztenverhalten
Der Kontakt zu den Vorgesetzten aus dem HQ habe ich als freundlich empfunden. Jedoch hatte ich im Laufe meiner Anstellung immer mehr den Eindruck, dass mein Feedback, meine Bedenken und Sorgen nicht ernst genommen wurden.
Gleichberechtigung
In der Führungsetage herrscht ein deutlicher Männerüberschuss. Auf Praxisebene sind Frauen in der Überzahl. Dort hatte ich das Gefühl, dass Gleichberechtigung herrscht. Auf Führungsebene habe ich zu wenig Einblick.
Umgang mit älteren Kollegen
Es gibt im Unternehmen wenig ältere Arbeitgeber, so dass ich das nicht ausreichend beurteilen kann.
Arbeitsbedingungen
Die Praxisräume sind m.E. schön und einheitlich eingerichtet, das Equipment zum Behandeln ist vorhanden u.a. modernes Ultraschallgerät, gutes Langzeit-EKG und Fahrradergometer. Für mein Empfinden ist die Notfallausstattung in der minimalen Form vorhanden, jedoch ausbaufähig. Es gibt zwar einen Notfallkoffer, die Medikamente für Notfallbehandlungen könnte m.E. noch umfassender sein. Ich vermisste eine Hausbesuchstasche, die trotz Nachfrage nicht angeschafft wurde.
In meinen Augen ging viel Zeit für nicht funktionierende IT drauf (z.B. Videosprechstunde, Telefonanlage).
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Ich kann nicht hinter die Kulissen blicken, jedoch empfand ich, dass teilweise sehr viele Flyer und Broschüren gedruckt werden. Zudem fanden in meiner Zeit häufig Veranstaltungen statt, zu denen Angestellte aus ganz Deutschland anreisten (z.T. auch mit dem Flugzeug). Zuletzt fand die Veranstaltungen größtenteils wohnortsnah statt.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt empfand ich als gut, aber nicht über den Branchenschnitt hinaus gehend.
Image
Das Image, das wirksam nach außen transportiert wird (u.a. "Ganzheitliche Behandlung auf Augenhöhe"), ist meiner Meinung nach hinter den Kulissen (noch?) nicht vorhanden. In meinen Augen kam es zu einer zunehmende Entwicklung weg von individueller Ausrichtung auf den jeweiligen Patienten, hin zu einer Fließband-Mentalität, in der ich wenig Zeit für Menschlichkeit empfand. Die in Stellenanzeigen und im Bewerbungsgespräch vermittelte/versprochene Entlastung von Bürokratie/Abrechnung habe ich so nicht wahrnehmen können. Das benutzte Praxisverwaltungssystem habe ich, verglichen zu vorherigen Stellen, als sehr umständlich und zeitraubend empfunden.
Das Image der Firma unter der Ärzteschaft hat nach meinem Empfinden zunehmend gelitten.
Karriere/Weiterbildung
Fortbildungen werden mit bis zu 1000€ pro Jahr gefördert