Wert des Wohlbefindens – verloren in Zahlen und Systemen
Gut am Arbeitgeber finde ich
Ein großer Pluspunkt war die Vielfalt der Kinder, die die Arbeit besonders spannend und bereichernd gemacht hat. Es war eine Freude, mit Kindern aus unterschiedlichen Kulturen und mit verschiedenen Bedürfnissen zu arbeiten. Zudem möchte ich besonders das Team hervorheben. Trotz der Herausforderungen, die durch häufige Leitungswechsel und Personalmangel entstanden sind, haben wir immer als Team zusammengehalten und uns gegenseitig unterstützt. Das kollegiale Miteinander und der Zusammenhalt waren für mich eine der besten Erfahrungen in dieser Einrichtung.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Leider gab es bei diesem Arbeitgeber viele strukturelle und organisatorische Mängel. Die häufigen Leitungswechsel führten zu Unruhe und Unsicherheit im Team, was die Qualität der Arbeit beeinträchtigte. Es wurde oft zu wenig auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingegangen, besonders in Zeiten von Personalmangel, was zu einer hohen Arbeitsbelastung führte. Die Ressourcen für Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten waren aufgrund von Personalengpässen schwer zugänglich, was die berufliche Entwicklung einschränkte. Zudem gab es zu wenig Unterstützung und Anerkennung für die Mitarbeitenden, vor allem in stressigen Phasen. Diese Probleme führten letztlich zu einer negativen Atmosphäre, die sowohl das Team als auch die Kinderbetreuung beeinträchtigte.
Verbesserungsvorschläge
1. Stabilität in der Leitung: Es wäre wichtig, eine langfristige und stabile Leitung zu etablieren, die den Bedürfnissen des Teams und der Kinder gerecht wird. Häufige Leitungswechsel führen zu Unsicherheit und beeinträchtigen die Qualität der Arbeit. Eine kontinuierliche Führung würde nicht nur das Team stärken, sondern auch den Arbeitsalltag für alle Beteiligten verbessern.
2. Personelle Unterstützung und Ressourcen: Um die hohe Arbeitsbelastung zu reduzieren, sollte der Personalschlüssel besser angepasst werden, besonders in Zeiten mit vielen Kindern oder bei Kindern mit besonderen Bedürfnissen. Eine angemessene Betreuung durch ausreichend Personal ist entscheidend für die Qualität der Arbeit und das Wohl der Kinder.
3. Bessere Integration von Fort- und Weiterbildungen: Es sollte mehr Planung und Unterstützung für Fort- und Weiterbildungen gegeben werden. Dazu gehören feste Schulungszeiten, die nicht kurzfristig abgesagt werden, und eine klare Struktur, wie Mitarbeitende sich für Weiterbildungen anmelden können, ohne dass Personalmangel dies verhindert.
4. Mehr Wertschätzung und Respekt für die Mitarbeitenden: Die Erfahrungen und das Fachwissen der Mitarbeitenden, besonders der älteren Kollegen, sollten mehr anerkannt und wertgeschätzt werden. Es sollte ein respektvoller Umgang gepflegt werden, in dem alle Mitarbeitenden, unabhängig von ihrer Erfahrung, sich gehört und unterstützt fühlen.
5. Förderung von Work-Life-Balance: Die Arbeitszeiten und der Umgang mit Überstunden sollten transparenter und fairer gestaltet werden. Eine bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben sollte durch eine klare Struktur für Überstunden und Urlaubsregelungen ermöglicht werden. Zudem sollte mehr Rücksicht auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden genommen werden.
6. Verbesserte Kommunikation: Eine offenere, klarere und vor allem eine wertfreie Kommunikation zwischen Leitung und Mitarbeitenden könnte zu einer besseren Arbeitsatmosphäre beitragen.
Arbeitsatmosphäre
Die Atmosphäre war stark belastet durch häufigen Leitungs- und Personalwechsel. Entscheidungen wurden oft ohne Absprache getroffen, die Bedürfnisse der Mitarbeitenden blieben meist unberücksichtigt. Mit 24 bis 25 Kindern alleine zu arbeiten, darunter auffällige Kinder ohne zusätzliche Unterstützung, war weder für die Kinder noch für die Mitarbeitenden tragbar. Wirtschaftliche Interessen standen deutlich über dem Wohl der Kinder und des Teams, was sowohl die Qualität der Betreuung als auch die Zufriedenheit aller Beteiligten erheblich beeinträchtigt hat
Kommunikation
Die Kommunikation war unzureichend und intransparent. Entscheidungen wurden häufig ohne Rücksprache mit den Mitarbeitenden getroffen, was zu Unzufriedenheit und einem Mangel an Vertrauen geführt hat. Wichtige Anliegen der Erzieherinnen und Erzieher, wie die Notwendigkeit von zusätzlicher Unterstützung oder spezifische Herausforderungen in der Gruppe, blieben unbeachtet. Zudem gab es keine klaren oder konstruktiven Kommunikationswege zwischen Leitung und Team, was zu Unsicherheit und Frustration geführt hat. Diese mangelhafte Kommunikation hat sowohl die Arbeitsatmosphäre als auch die Qualität der Betreuung negativ beeinflusst.
Kollegenzusammenhalt
Der Kollegenzusammenhalt war außergewöhnlich stark. Trotz zahlreicher Leitungswechsel, schwieriger Arbeitsbedingungen und Personalmangels hat das Team immer zusammengehalten und sich gegenseitig unterstützt. Wir haben uns hervorragend selbst organisiert, oft besser als mit Leitung, und konnten gemeinsam die Herausforderungen meistern. Die gegenseitige Unterstützung und die Zusammenarbeit im Team waren die größte Stärke und der wichtigste Rückhalt in dieser schwierigen Situation
Work-Life-Balance
Die Work-Life-Balance war äußerst unzureichend. Überstunden für Elternveranstaltungen waren zwar planbar, wurden jedoch vorausgesetzt und nicht freiwillig geleistet. Immer wieder kam es zu spontanen Arbeitszeitverlängerumgen, da die Gruppe sonst unbesetzt gewesen wäre. Der Abbau von Überstunden war schwierig und stieß oft auf Widerstand, obwohl sie dringend nötig gewesen wären. Auch bei der Urlaubsplanung außerhalb der Schließzeiten gab es häufig Diskussionen, wodurch die Flexibilität stark eingeschränkt war. Zusätzlich mussten Vorbereitungszeiten für die pädagogische Arbeit größtenteils in der Freizeit erledigt werden, da während der Arbeitszeit keine ausreichenden Zeitfenster dafür zur Verfügung standen. Erst in den letzten zwei Monaten meines Angestelltenverhältnisses wurden einmal wöchentlich maximal anderthalb Stunden für die gesamte Gruppe bereitgestellt. Diese Bedingungen machten eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Privatleben nahezu unmöglich.
Vorgesetztenverhalten
Das Verhalten der Führungskräfte in der Einrichtung war äußerst problematisch und hat die Arbeitsatmosphäre massiv belastet. Es gab mehrere Leitungswechsel während meiner Zeit, was zu großer Unsicherheit und Frustration führte. Zunächst gab es eine sehr positive Leitung, die jedoch nur vorübergehend im Amt war. Danach folgten Phasen ohne feste Leitung und schließlich eine Führung, die inakzeptables Verhalten an den Tag legte. Diese Leitung zeigte teilweise gesetzeswidriges Verhalten und handelte in einer Weise, die stark an Kindeswohlgefährdung grenzte, was untragbar war. Zum Ende meiner Zeit gab es eine Leitung, die wenig bis gar nicht auf die Bedürfnisse des Teams einging. Stattdessen wurden persönliche, teils angreifende Aussagen gemacht, es gab Drohungen und einen autoritären Führungsstil. Die Führungsperson schien sich mehr durch familiäre Netzwerke und politische Beziehungen in der Position zu sehen als durch die tatsächliche Eignung für diese Rolle. Insgesamt hat das Verhalten der Führungskräfte erheblich zur schlechten Arbeitsatmosphäre beigetragen und die Qualität der Arbeit stark beeinträchtigt.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben an sich waren durchaus interessant und abwechslungsreich. Besonders die Vielfalt der Kinder und ihre unterschiedlichen Interessen machten die Arbeit spannend und bereichernd. Es gab viele Möglichkeiten, mit den Kindern kreativ und individuell zu arbeiten. Allerdings wurden diese Potenziale oft durch personelle Engpässe und die instabile Leitungslage stark eingeschränkt. Wenn die Rahmenbedingungen stabiler und die personelle Unterstützung besser gewesen wären, hätte die Arbeit noch mehr Freude gemacht und die Kinder noch besser gefördert werden können.
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsbedingungen waren äußerst problematisch und führten zu einer erheblichen Belastung für die Mitarbeitenden. Häufige Leitungswechsel und personelle Engpässe machten die Arbeit schwierig und unberechenbar. Es gab zu wenig Unterstützung für die Mitarbeitenden, insbesondere im Umgang mit auffälligen oder besonders bedürftigen Kindern. Die Arbeitsbelastung war hoch, oft musste man mit einer zu kleinen Personenzahl für eine große Anzahl an Kindern arbeiten, was die Qualität der Betreuung beeinträchtigte und den Stresslevel der Mitarbeitenden enorm steigerte. Auch die Rahmenbedingungen für die Vorbereitung und die pädagogische Arbeit waren unzureichend, da die dafür notwendigen Zeiten häufig fehlten. Die Instabilität und die mangelnde Unterstützung durch die Leitung führten zu einer Atmosphäre, die für die Mitarbeitenden schwierig war, und die generelle Arbeitsqualität wurde dadurch stark beeinträchtigt.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt war gemäß TVöD und entsprach den branchenüblichen Standards. Auch Weihnachtsgeld wurde gezahlt, was ein positiver Aspekt war.
Image
Die AWO hat bei Kollegin von anderen Trägern, ein meist nicht so gutes Image.
Karriere/Weiterbildung
Die Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten waren aufgrund des Personalmangels und der instabilen Leitung häufig schwer zugänglich. Es wäre hilfreich gewesen, wenn mehr Struktur und Planung für die Teilnahme an Schulungen vorhanden gewesen wären, um die berufliche Weiterentwicklung der Mitarbeitenden zu fördern.