Toller Job, schlimme Firma
Gut am Arbeitgeber finde ich
Den freundschaftlichen Umgang untereinander auf selber Hierarchiestufe. Dass der Arbeitsplatz im Chemnitz so Arbeitnehmerfreundlich gestaltet ist. Dass es regelmäßige Feste wie Sommerfest oder Weihnachtsfeier gibt. Den generell hohen Anspruch an seine Mitarbeiter und Produkte.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Alles in den einzelnen Punkten genannte. Gehalt, Umgang von Vorgesetzten, regelhörigkeit statt Menschenverstand.
Verbesserungsvorschläge
Nicht die Zahlen, sondern die tatsächliche Leistung bewerten. Gehälter unbedingt nach oben anpassen! Produkte dürfen gerne regional teurer sein.
Arbeitsatmosphäre
Ich war Fotografin und habe mein Krankenhaus geliebt! Es war ein Miteinander und ich ein fester Bestandteil des Teams - ich habe unterbrochen (oder assistiert!) bei Untersuchungen, dafür wurden Termine der Familien so gelegt dass sie Zeit für mich haben. Perfekt!
Ganz anders in meinen Vertretungskliniken, hier habe ich mich so unwohl gefühlt weil nicht mit mir gesprochen wurde, ich keine Informationen bekam, man auf mich herabgesehen hat.. sehr unschön. Scheint also Glücks- und Typsache zu sein.
Kommunikation
5* mit meiner Klinik.
3* mit den Kunden - Servicezeiten standen direkt neben meiner Nummer, wurden aber komplett ignoriert. Man kann’s ja mal versuchen, wenn ich drangehe bin ich halt selber schuld.. Klar, frische Eltern überschwemmt von Hormonen sind nicht zurechnungsfähig. Aber nachts um zwei.. war keine Ausnahme. Auch sonst schwierig, supervergesslich und abgelenkt - so ist’s halt. Und da man ständig neue Kunden hat, nützt es auch nichts, zu „erklären“ oder zu „erziehen“.. darf einen nicht frustrieren.
1* mit dem Labor. Schwer zu erreichen, treffen Entscheidungen ohne Rücksprache, Reklamationen gehen zäh, Bestellungen gehen unter.
-1* mit Vorgesetzten, letztendlich mein Grund zu gehen. Klar hängt es davon ab, wer Teamleitung ist, aber meine war die Hölle (Und es gab niemanden bei dem ich mich über sie beschweren konnte). Dreist, fordernd, unhöflich und unehrlich. NICHTS positives an der Kommunikation mit ihr!!
Kollegenzusammenhalt
Toller Zusammenhalt zwischen den einzelnen Abteilungen, vor allem in Chemnitz selbst! Allerdings sehr negativ: klare Hierarchien. Unterste Stufe sind die Fotografinnen, obwohl sie die tatsächliche Arbeit machen und ihre Qualität entscheidend in der Produktionskette ist. Darüber sind Mitarbeiter aus dem Labor, dann die Produktion, dann die Regionalleiterinnen, dann das Büro etc.. und alle lassen es raushängen welcher Kaste sie angehören und dass sie dich verachten. Nicht schön.
Meine Fotografie-Kolleginnen habe ich nicht oft gesehen, aber wenn war’s klasse. Ein besonderer Schlag Mensch, meist zu lieb für diese Welt Tolle Unterstützung untereinander, bei technischen Problemen, fotografischen, terminlichen oder welchen mit dem Unternehmen. Diese Motivation untereinander, und die Arbeit mit den Babies, ist für viele mit denen ich gesprochen habe der einzige Grund, das Handtuch nicht zu werfen - und es war für alle ein ewiger Grenzgang zwischen Gehen und Bleiben.
Work-Life-Balance
Katastrophal! Ich hatte eine vier-Tage-Woche um studieren zu können, als ich in Semester 5 keinen einzigen Kurs zu Ende gebracht habe wegen Fehlzeiten, habe ich das Studium abgebrochen.
Vereinbart war, EINE feste Kollegin zu vertreten bei Urlaub oder Krankheit, gegenseitig. In zwei Jahren war es nicht nur immer diese eine, sondern „als Ausnahme“ insgesamt vier - und jede Woche mit Vertretung bedeutet eine sechs-Tage-Woche, ohne Ausnahme, egal wie die eigentlichen Servicezeiten der jeweiligen Klinik wären.
Einen Tag musste ich zwei Kliniken vetreten, beide je eine Stunde mit der Regionalbahn entfernt, beide kannte ich nicht, beide mit extrem hohen Geburtenzahlen.
Aufgezwungen am Tag davor, von 06h losfahren bis 22h am Startbahnhof ankommen, am nächsten Tag regulär in meine Klinik.. und so ging es gefühlt immer. Hoher psychischer Druck, geforderte Erreichbarkeit 24/7 , Urlaub etc alles nur unter zähen Verhandlungen.
Vorgesetztenverhalten
Null Sterne! Ich habe viel geheult vor Erschöpfung und Frust in der Zeit.
Wo fange ich an?
-Erwartete Erreichbarkeit rund um die Uhr.
-Bei einem Überraschungsbesuch in meiner Klinik glaubte sie mir nicht dass ich nicht ans Handy ging weil ich fotografiert habe - das Gespräch war so frustrierend dass ich knapp die Mutter aus dem Zimmer geholt hätte um zu bestätigen, wann ich da war. Zeitstempel der Kamera auf den Bildern? „Können sie verstellt haben!“. Aussage der Hebamme? „Die sind parteiisch!“. Was soll ich da machen?
-Es ging nur um Zahlen. Selbst wenn meine Verkäufe der Hammer waren (und ja, Bezahlung geht NUR über Provision an Verkäufen), wurde an irgendeiner Kennzahl genörgelt. Nicht genug Eltern angesprochen war ihr liebstes, egal wieviele der Geburten ambulant waren oder verlegt werden mussten - Ansprechen!! Fand ich pietätlos, meinen Flyer in die Hand zu drücken während Baby im Brutkasten zum Transport geschoben wurde.. aber ZAHLEN!!
-Nicht geschimpft ist gelobt genug
..etc pp. Sowas schlimmes hatte ich nie wieder.
Interessante Aufgaben
Wenn man gut in der Klinik klarkommt, dann super. Man kann sich kreativ austoben (solange man schnell ist), lernt jede Menge glücklicher Menschen kennen, hat nebenbei tolle Gespräche.. mein Traumjob.
Allerdings muss man sich die Abwechslung selbst schaffen und zT sogar noch rechtfertigen, weil man sich nicht genug „an den Leitfaden hält“ - auch hier, Regel vor Logik. Tolle abwechslungsreiche Bilder, glückliche Eltern und gute Verkäufe - aber „bitte mehr an den Leitfaden halten“, der teilweise das selbe Bild doppelt enthält, nur in Hoch- und Querformat, oder als totale und Detail.. mehr Mühe und Einsatz ist ausdrücklich nicht gern gesehen.
Gleichberechtigung
Als Babyfotografin werden nur Frauen eingestellt, aus verständlichen Gründen - aber gleichberechtigt ist das nicht.
Allgemein gibt es Männer fast nur im Rahmenbau, der Logistik und selbstverständlich dem Chefsessel…
Umgang mit älteren Kollegen
Top! Viele Kolleginnen waren älter, durch ihre Ruhe waren sie sehr gut geeignet für den Umgang mit Baby und Eltern
Arbeitsbedingungen
Die Schulung am Anfang ist gut, auch die Betreuung in den ersten Tagen.
Allerdings muss man in Vorkasse gehen für Kamera, Blitz, Speicherkarten etc, Koffer und ggf. Deko.
Etwas ersetzt zu bekommen wie zB die Decke, die gestellt wird, ist nicht leicht.
Alleine seinen alltäglichen Job zu machen ist anstrengend, nicht (nur) das fotografieren an sich sondern auch das Drumherum, unerträglich macht dann aber diese Stimmung von Oben die nur aus Druck besteht. In den Schulungen scheinen sie Taktiken der „Personalführung“ zu lernen, die sich zwischen Erpressung und Manipulation sämtlicher Ebenen bewegen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Grottig. Wurde immer das ganze Set produziert, egal ob Eltern es kauften oder nicht.
Überflüssig viel Verpackung der Sets. Überflüssig einzelne Pakete zur Anlieferung (4-5 Sets pro Paket, bei 25 erwarteten Sets..). Lieferung sicher nicht Klimaneutral.
Pro: Produktion vor Ort in Chemnitz, keine Auslagerung ins Ausland oä.
Gehalt/Sozialleistungen
Habe drauf gewartet dass ich ihnen Geld überweisen muss, weil ich die Arbeit so gerne mache.
Im Anschluss habe ich deutlich mehr Harz4 bekommen als in Vollzeitarbeit verdient.
Damals: Kunde bezahlt etwa 199€ fürs „große Set“, davon bleiben 32€ bei der Fotografin. Dafür: 30 Minuten fotografieren, 15 Minuten Datenerhebung, 5 Minuten Bilder sortieren und Produkten zuordnen, 5 Minuten Set „Zusammenbauen“, 15 Minuten Präsentation und Verkauf. Etwas über ne Stunde insgesamt.
Dazu kommt aber auch: Zimmerplan holen, durch alle Zimmer laufen und Termine anbieten sowie Informieren über Ablauf, Vorbereitungen etc, Dokumentation für die Statistiken, Telefonate mit Eltern für Terminverschiebungen, Fragen, Nachbestellungen etc. Telefonate mit Chemnitz wegen Reklamationen, fehlenden Produkten etc., das transferieren von Bildern und Unterlagen, Abrechnungen, zur Post laufen um Bargeld einzuzahlen, sein Equipment zu warten und erneuern.. also für jedes fotografierte Kind hatte ich in etwa 2,5h Arbeit. Und es kauft nicht jeder das ganze Paket!
So böse es klingt, es mag sein dass man in Chemnitz mit dieser Bezahlung ganz gut über die Runden kommt, aber in Großstädten des Westens leider nicht.
Image
Gut bei den Kunden, schlimm bei allen anderen wie ehemaligen Mitarbeitern oder Branchenkennern.
Karriere/Weiterbildung
Nein. Mehr Gehalt oder Aufstiege sind im System nicht vorgesehen.