Unternehmen, das sich modern gibt, in allen wichtigen Punkten aber unglaublich rückständig ist
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die Arbeit an sich kann eigentlich eine sehr schöne sein.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Viele der oben genannten Punkte. Vielleicht beschreibt das die Situation ganz gut: Gerade viele von den jungen und vielversprechenden Journalisten haben in den vergangenen Jahren das Weite gesucht, weil sie in diesem Haus einfach keine Zukunft sehen. Die nötige Wertschätzung fehlt komplett.
Verbesserungsvorschläge
Weniger überheblich agieren. Ja, der ganzen Branche geht es aktuell nicht gut aber innovative Ideen und Optimismus vonseiten der Mitarbeiter wird es auch in Zukunft kaum geben, wenn nur wenige Personen der Führungsebene alle Entscheidungen treffen und den Angestellten aufdrücken.
Arbeitsatmosphäre
Das schlechteste Betriebsklima, das ich bisher erlebt habe. Lob nur an ausgewählte Angestellte, hinter dem Rücken mancher wird schlecht über sie gesprochen - selbst von Seiten der Chefredaktion, was gar nicht geht und eine toxische Atmosphäre schafft. Der Druck von oben ist enorm, wird immer größer und sorgt dafür, dass auch der Umgang der Mitarbeiter miteinander sich rapide verschlechtert, was billigend in Kauf genommen wird. Es herrscht überhaupt kein Gemeinschaftsgefühl. Kritik von Angestellten wird nicht ernst genommen.
Kommunikation
Tägliche Meetings, die aber eher Zeitfresser sind als Informationsquellen. Vieles erfährt man nur über den "Flurfunk" oder erstmal nur ausgewählte Kollegen. Die Kommunikation ist extrem einseitig, da Entscheidungen innerhalb der Chefredaktion getroffen werden (die komplett raus aus dem Tagesgeschehen ist) und die Mitarbeiter einfach vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Kritik und Rückmeldungen werden meist abgewunken, auch wenn sie absolut sinnvoll sind und von breiten Teilen der Redaktion gleich wahrgenommen werden.
Hauptkommunikationsweg: Chats, "weil modern". Da schreibt man lieber 10 Minuten lang hin und her, als einmal das Telefon in die Hand zu nehmen. Ist aber auch so gewünscht.
Kollegenzusammenhalt
(siehe auch oben bei Atmosphäre)
Zusammenhalt ist auf den ersten Blick in Ordnung, wenn man tiefer schaut bis auf ein paar Ausnahmen aber leider kaum da, beeinflusst von der Führungsebene. Angestellte werden praktisch dazu erzogen, andere hintenrum anzuschwärzen. Einzelne Außenredaktionen konnten sich teilweise einen guten Zusammenhalt bis heute bewahren.
Work-Life-Balance
Wenn man sich die Anzahl an Burnout-Fällen in den letzten zwei Jahren im Unternehmen anschaut, sagt das eigentlich schon alles. Der Druck, der aufgebaut wird, ist enorm. Den Abschwung in der Branche und schlechte Entscheidungen vonseiten der Führungsebene sollen Angestellte mit immer mehr und schnellerer Arbeit ausgleichen. Überstunden sind selbstverständlich, werden aber weder aufgeschrieben noch vergütet.
Viele Mitarbeiter haben ein Verantwortungsgefühl der Sache gegenüber und nehmen die Umstände deswegen in Kauf, das wird einfach ausgenutzt.
Vorgesetztenverhalten
Von Seiten der Chefredaktion unterirdisch. Der Umgang mit Angestellten ist oft nicht nur respektlos, sondern auch unverschämt (teilweise cholerisch). Das wurde immer und immer wieder von Angestellten und selbst vom Betriebsrat angebracht, dennoch keine Veränderung. Eine Schulung für den Umgang mit Angestellten wäre hier bitter nötig!
Interessante Aufgaben
Je nachdem, ob man als Editor oder Autor arbeitet. Als Autor sind die Aufgabenfelder sehr abwechslungsreich und oftmals auch sehr interessant. Durch den Druck, immer schneller mehr Geschichten zu generieren, verlieren die einzelnen allerdings leider an Qualität oder genügen dem eigenen Anspruch nicht mehr. Auch die Themenauswahl wird mittlerweile leider immer mehr eingeschränkt. Fokus liegt stark auf Themen, die Klicks generieren und immer oberflächlicher werden.
Als Editor baut man unter Zeitdruck täglich etliche Seiten und hat keinerlei kreativen Spielraum.
Gleichberechtigung
Es gibt ein paar Kollegen, die sich sehr für die Gleichberechtigung einsetzen.
Leider herrscht in den Redaktionen dennoch oftmals noch eine Atmosphäre, wie es sie vor Jahrzehnten in Redaktionen gab. Vielleicht nicht mehr so offensichtlich aber dennoch spürbar. Frauen werden schneller als hysterisch abgetan, fachlich sehr kompetente Kolleginnen, wenn sie in Teilzeit arbeiten, auf unbeliebte Positionen gesetzt
Bei der Bezahlung gibt es dank Haustarif aber keine Unterschiede
Umgang mit älteren Kollegen
Langdienende Kollegen werden geschätzt, wenn sie die Veränderungen der Chefredaktion mitgehen. Ihre Ansichten werden aber schnell als "veraltet" und "unmodern" abgetan, wenn ihre Meinung eine andere ist.
Gehalt/Sozialleistungen
Die Gehälter werden pünktlich gezahlt. Einzelne Sozialleistungen sowie Weihnachtsgeld gibt es. Eine Inflationsausgleichsprämie wurde allerdings nicht bezahlt. Das Unternehmen tut immer gerne so, als ob es überdurchschnittliche Gehälter ausbezahlen würde, was bei den jüngeren Kollegen definitiv nicht mehr der Fall ist.
Image
Das Image leidet leider stark. Die Leser sind mit der Entwicklung unzufrieden und auch einige Mitarbeiter. Wie oben erwähnt, wird das aber ignoriert.
Karriere/Weiterbildung
Es werden regelmäßig Schulungen angeboten. Aufstiegschancen gibt es allerdings nur für wenige/ausgewählte Kollegen. Viele junge Kollegen waren mal extrem ambitioniert, sind nun aber nur noch gefrustet.