Das Unternehmen leidet leider an chronischer Selbstüberschätzung
Arbeitsatmosphäre
Während meines „Onboardings“ habe ich einige Gespräche geführt, aus denen oft zu hören war, dass sich die Mitarbeiter*innen entweder nicht mehr trauen sich mitzuteilen oder schlicht die Hoffnung aufgegeben haben, dass sich Dinge grundsätzlich verbessern.
Mir warf man vor, dass ich mit 30 Jahren Berufserfahrung nicht in die dort gelebte Unternehmenskultur passe. Aus meiner Sicht ist das eine merkwürdig gelebte Unternehmenskultur, in die ich nicht hineinpassen soll, wenn wildfremde Menschen rasch Vertrauen zu mir aufbauen und eine sehr große Erwartungshaltung mit der Besetzung meiner Stelle besitzen.
Eine Erwartungshaltung, die ich jetzt nicht mehr erfüllen kann, weil man meine Probezeit nach zwei Monaten beendet hat. Die Führungskräfte sollten lernen, Danke zu sagen und Mitarbeiter als wertvolle Ressource ernst zu nehmen.
Kollegenzusammenhalt
Ich bewerte diesen Themenkomplex neutral, auch wenn in meinem Beisein ziemlich viel gelästert wurde: Kollegen über Kollegen sowie Abteilungen über Abteilungen.
Aus meiner 30-jährigen Berufserfahrung kann ich sagen: Das ist eher normal und weniger beunruhigend. Für Personen, die weniger Berufserfahrung mitbringen, wirkt es vielleicht etwas befremdlich.
Ich gebe als Tipp mit, bei Aufkommen dieser Gesprächsthemen lieber das Weite zu suchen, um sich nicht selbst zu belasten.
Work-Life-Balance
Grundsätzlich existiert für fast alle Mitarbeiter eine schriftlich fixierte Regelung, mit der man zwei Tage von zu Hause aus arbeiten kann. Das muss löblich erwähnt werden, da der überwiegende Teil der Unternehmen sich diesbezüglich ungern festlegen möchten. Ich bin aber der Meinung, dass diese Regelung noch erweiterbar ist, da viele Personen Ihren Job auch von zu Hause aus erledigen könnten, was die Raum-Situationen entspannen würde.
Ich vergebe nur zwei von fünf Sternen, denn …
… erstens herrscht eine merkwürdige 9–17 Uhr Regelung, die heute nicht mehr zeitgemäß ist, aber so wirklich auch unterschiedlich gelebt wird und zweitens existiert ein Überstundensockel, den ich so nur von AT-Verträgen kenne. Da mein Gehalt aber nicht einem AT-Gehalt entsprach und mindestens 20 % unterhalb des marktüblichen Durchschnitts lag, ist dieser Überstundensockel eine Frechheit.
Wer durchschnittlich werktäglich 30 Minuten länger arbeiten muss, verliert diese Überstunden ab dem zweiten Monat, Monat für Monat.
Vorgesetztenverhalten
Mein Eindruck ist, dass einige Führungskräfte ihre ganz persönliche Agenda haben. Mir hatten einige Mitarbeiter*innen davon erzählt und ich wollte es anfangs nicht glauben. Es hat sich aber mal wieder gezeigt, dass in dem bekannten „Flurfunk“ immer auch eine große Portion Wahrheit steckt.
Einige dieser Führungskräfte muss ich in Schutz nehmen, denn diese sind de facto dazu gezwungen so zu arbeiten, da keine wirklich erkennbare Roadmap seitens des Unternehmens existiert. Und so ergibt es sich dann, dass Führungskräfte Ihre Abteilung stärken möchten. Die Ideen, die sich daraus entwickeln, sind oftmals nicht deckungsgleich mit den Ideen anderer Abteilungen.
Ich wurde als Experte eingestellt, um das Anforderungsmanagement aufzubauen und zu etablieren. Das ging meiner Wahrnehmung nach einigen Beteiligten erstens nicht schnell genug und zweitens wollten sich diese Personen nicht die „Butter vom Brot nehmen lassen“. Und da beispielsweise beim Fußball nicht die Mannschaft ausgetauscht wird, muss dann eben der Trainer gehen.
Interessante Aufgaben
Ich wurde als Experte eingestellt, um das Anforderungsmanagement aufzubauen und zu etablieren. Das ging meiner Wahrnehmung nach einigen Beteiligten erstens nicht schnell genug und zweitens wollten sich diese Personen nicht die „Butter vom Brot nehmen lassen“. Und da beispielsweise beim Fußball nicht die Mannschaft ausgetauscht wird, muss dann eben der Trainer gehen.
Und ja, ich hatte vor meiner Zusage, dort die Stelle anzutreten, den Eindruck, das Unternehmen meint es ernst, sie wollen sich verändern, weiterentwickeln und ein transparentes, dokumentiertes Anforderungsmanagement aufbauen, so wie es größtenteils eben praktiziert wird.
Jetzt nach meiner Kündigung (nach zwei Monaten Probezeit) wurde ich eines Besseren belehrt: Das Unternehmen will sich nicht verändern. Es sind Lippenbekenntnisse, mehr nicht. Das ist schade. Ich hatte mein Anforderungsmanagement-Konzept schon zu über 70 % fertig in eine Software gegossen und dokumentiert, als ich jetzt ausgebremst wurde.
So bleibt jetzt weiter ungenutztes Potenzial liegen. Ich frage mich nur, wenn man das doch alles besser kann als eine Experte (wie ich in diesem Fall), warum das Unternehmen es dann nicht einfach besser gemacht hat.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Anstatt Cola, Fanta & Co aus dem Portfolio des kostenlosen Getränkeangebots zu streichen, redet man von einem Unternehmen, dem die Gesundheit der Mitarbeiter*innen wichtig ist und veranstaltet dann unter Zwang* einen Schrittzählerwettbewerb.
*Ich wurde beispielsweise nicht gefragt, ob ich dazu Lust habe, sondern es wurde einfach vorausgesetzt, dass ich das ganz toll finde.
Gehalt/Sozialleistungen
Mein Gehalt, wie oben erwähnt, lag 20 % unter dem marktüblichen Durchschnitt. Das war zwar nicht egal, aber ich hatte mich aus zwei Angeboten für das Unternehmen entschieden, weil ich die Herausforderung verlockend fand. Leider hat sich die Herausforderung als Finte herausgestellt, für die ich jetzt den Sündenbock spielen soll.
Das Unternehmen hätte fair sein können, indem es mir für meine herausragende Arbeit dankt und sich durch eine einmalige Geldzahlung erkenntlich zeigt, um meinen wirtschaftlichen Schaden abzufedern. Das blieb auch aus.
Image
Das Unternehmen hat für seine Services eine sehr eingeschränkte Zielgruppe, es kann also von einer Nische gesprochen werden.
Das Unternehmen leidet an chronischer Selbstüberschätzung.
Nur ein geringer Teil der Zielgruppe nutzen die Services des Unternehmens. Anstatt nun dieses ungenutzte Potenzial zu aktivieren, was seit Jahren bekannt ist, „wurstelt“ man weiter herum.
Im Prinzip (über)lebt das Unternehmen nach dem Prinzip: „Wasch mich, mach mich aber nicht nass“. Das kann man natürlich so als Strategie durchziehen, dann soll man aber bitte nicht Experten wie mich einstellen und sich dann darüber wundern, dass die eben ihr Mindset gleich kostenlos mitbringen.
Und dann solche Experten vors Schienbein zu treten, anstatt sich selbst zu fragen, was im Unternehmen grob schiefläuft, ist ein ganz ekliger Stil, der mit dieser Bewertung notiert wurde und in einer gerichtlichen Auseinandersetzung.
Ich bin gespannt, ob man auch gegen meine Bewertung juristisch vorgehen wird, wie man es bei einem Vorgänger-Kommentar getan hat.