Kritisch und ehrlich: Warum ich Bechtle nicht empfehle
Gut am Arbeitgeber finde ich
Trotz der von mir erlebten negativen Aspekte gab es durchaus positive Momente und Bedingungen, die ich hervorheben möchte. So war der kollegiale Zusammenhalt bei Bechtle herausragend: Man unterstützte sich gegenseitig, feierte gemeinsame Erfolge und ging auch in schwierigen Phasen nicht auseinander. Bei den Projekten gab es interessante Aufgaben, speziell im Kundenumfeld, die mir neue Perspektiven eröffnet haben und in denen ich eigenverantwortlich arbeiten konnte. Auch die technische Ausstattung war solide – von PC über Telefon bis hin zur Firmenwagen-Regelung, die bei standardkonformer Fahrzeugwahl wirklich kostenneutral für Mitarbeitende war. All das zeigt, dass es durchaus gute Ansätze im Unternehmen gibt, die jedoch stärker in den Vordergrund rücken müssten.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Der Hauptgrund für meine letztendliche Kündigung lag vor allem im von mir erlebten Mangel an Wertschätzung. Von Mobbing durch Vorgesetzte über öffentliches Bloßstellen, haben sich viele negative Erfahrungen angehäuft. Besonders enttäuschend war, dass zugesagte Gehaltsanpassungen Jahr für Jahr ignoriert wurden, obwohl ich gute Leistungen erbrachte und dafür Boni erhielt. Hinzu kam eine Kommunikation, die häufig intransparent war und wichtige Informationen nur lückenhaft weitergab.
Erschwerend kam hinzu, dass Teile der Geschäftsführung sich häufig mit pedantischen Kleinigkeiten wie der PC-Sperre oder dem genauen Parken der Autos beschäftigten, statt sich auf eine klare, strategische Ausrichtung zu konzentrieren. Diese Fokussierung auf Nebensächlichkeiten wirkte wenig professionell und nahm viel Energie, die anderweitig besser investiert gewesen wäre. Dass sich dieser fehlende Weitblick auch in der jüngsten Entwicklung der Unternehmensaktie zeigt, verdeutlicht das aus meiner Sicht schwache Management.
Verbesserungsvorschläge
Aus meiner Sicht bräuchte es dringend eine grundlegend modernisierte Führungskultur, die auf echter Wertschätzung, offener Kommunikation und konsequentem Vorgehen gegen Mobbing basiert. Dazu gehört, dass Versprechungen, wie etwa jährliche Gehaltsanpassungen, wirklich eingehalten werden und keine bloßen Lippenbekenntnisse bleiben. Eine realistische Hotelpauschale, die Mitarbeitende nicht in minderwertige Unterkünfte drängt, würde ebenfalls viel dazu beitragen, das Vertrauensverhältnis zu stärken und den Reisealltag weniger belastend zu gestalten. Gerade bei Weiterbildungen und Karriereschritten sollte Transparenz herrschen, sodass nicht nur jene aufsteigen, die sich durch Ellenbogenmentalität oder Intransparenz hervortun, sondern alle, die gute Leistungen und Teamgeist zeigen.
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre empfand ich als zweigeteilt: Auf der einen Seite waren die Kolleginnen und Kollegen sehr hilfsbereit und kollegial, auf der anderen Seite trübte eine mangelhafte Wertschätzung seitens der Führungskräfte oft die Stimmung.
Kommunikation
Die interne Kommunikation war intransparent und unregelmäßig. Wichtige Informationen erreichten die Mitarbeiter oft zu spät oder gar nicht, was zu Missverständnissen und unnötigem Frust führte. Gleichzeitig blieben Rückfragen häufig unbeantwortet, sodass ein konstruktiver Austausch nur schwer möglich war.
Kollegenzusammenhalt
Der Zusammenhalt unter den Kolleginnen und Kollegen war ausgezeichnet. Von Anfang an wurde ich offen aufgenommen und bei Bedarf stets unterstützt. Gemeinsame Erfolge wurden gefeiert, und auch in herausfordernden Zeiten half man sich gegenseitig. Diese positive, kollegiale Atmosphäre war ein echter Lichtblick im Arbeitsalltag.
Work-Life-Balance
Die Zeit bei Bechtle emotional so sehr beansprucht, dass sie mein Privatleben spürbar negativ beeinflusst hat. Eine gesunde Abgrenzung zwischen Beruf und Freizeit war für mich dadurch kaum möglich.
Vorgesetztenverhalten
Mehrfach erlebte ich Mobbing seitens meiner Vorgesetzten, etwa wenn Kolleg*innen aufgrund vermeintlicher Kleinigkeiten öffentlich bloßgestellt wurden – zum Beispiel, weil sie einen Firmenwagen mit getönten Scheiben bestellen wollten. Der betreffende Mitarbeiter wurde daraufhin von seinem Chef in beleidigender Weise als „Prolet“ bezeichnet. Auch mein eigener, ehemaliger Vorgesetzter war nicht nur wenig wertschätzend, sondern sorgte sogar nach meiner Versetzung dafür, dass ich unter einer unfairen Reputation litt. Trotz nachweislich guter Leistungen und Bonuszahlungen blieb dieses verzerrte Bild bestehen, was zu anhaltendem Frust und letztlich meiner Kündigung führte.
Interessante Aufgaben
Die Projekte für Kunden waren durchaus interessant, besonders wenn man eigene Verantwortung übernehmen konnte. Insgesamt empfand ich die Aufgabenstellung als abwechslungsreich, allerdings wurde das Potenzial durch die angespannten Führungs- und Kommunikationsstrukturen oft nicht voll ausgeschöpft.
Gleichberechtigung
Es herrschte eine ausgeprägte Hierarchie, in der manche Gruppen von Benefits profitierten, während andere weniger berücksichtigt wurden. Zudem fiel der hohe Männeranteil auf, was die Unternehmenskultur aus meiner Sicht recht einseitig prägte.
Arbeitsbedingungen
Die technische Ausstattung (PC, Telefon, Firmenwagen) war insgesamt gut. Negativ war jedoch die sehr enge Hotelpauschale (85 EUR) für Dienstreisen. Wer darüber lag, riskierte eine „Blaming Mail“ an alle Führungskräfte. Dadurch waren Mitarbeitende oft gezwungen, in schlechte Unterkünften zu übernachten. Ich selbst habe deshalb möglichst auf Dienstreisen mit Übernachtung verzichtet.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Auf dem Papier bzw. in Hochglanzbroschüren legt das Unternehmen Wert auf Nachhaltigkeit. Im operativen Geschäft war davon jedoch wenig zu spüren.
Gehalt/Sozialleistungen
Mein Einstiegsgehalt war für mich zunächst akzeptabel. Allerdings wurden die anfangs versprochenen jährlichen Gehaltsanpassungen systematisch ignoriert und blieben aus. Zudem sind die Sozialleistungen, insbesondere für die Rente, nur sehr dürftig.
Image
Bechtle Onsite wird sowohl von Kunden als auch intern oft als reine „Technikerbude“ wahrgenommen. Dementsprechend ist die Wertschätzung für diese Geschäftseinheit überschaubar und wirkt sich auch auf das externe Image aus.
Karriere/Weiterbildung
Obwohl es formale Möglichkeiten zur beruflichen Entwicklung gibt, sind diese de facto vor allem Personen vorbehalten, die denselben Führungsstil wie das Management an den Tag legen. Das bedeutet: Ellenbogenmentalität, Intransparenz, mangelnde Kommunikation und fehlende Wertschätzung gegenüber Mitarbeitenden.