Als Familienunternehmen getarnter Gewinnmaximierer - die positiven Bewertungen hier sind häufig von Azubis/Praktikanten
Gut am Arbeitgeber finde ich
Kollegenzusammenhalt, Expertise, bis 09/2020 (Neuausrichtung) hohes Maß an qualitativ hochwertiger Arbeit. Es gibt mitunter bewundernswerte Fachkräfte. Während Corona direkt 100%-Homeoffice-Möglichkeit, Corona-Impfungen durch den Betriebsarzt, tolle Kantine. Da kommen sogar Ex-Angestellte ab und zu mal vorbei, und sind mit Ihrer Entscheidung zu gehen zwar zufrieden - vermissen aber die Kantine :).
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Eine Restrukturierung innerhalb von 6 Monaten vom Zaun zu brechen, bei sprudelnden Gewinnen, nach zig Rekordjahren, mit einem derartigen Top-Down-Ansatz, das ist unsozial. Das nun daraus resultierende Arbeitsvolumen in einigen Abteilungen ist mE eine Verletzung der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers und grenzt an Körperverletzung. Einhaltung gesetzlicher Vorgaben zu Überstunden oder (realer, nicht nur kommunizierter) Überstundenabbau sollten bei """Familienunternehmen""" doch etwas anders gelebt werden. Wenn man seine Zielvorgaben erreichen möchte ist das jedoch unmöglich, für viele Kollegen.
Verbesserungsvorschläge
Weniger Top-Down-Entscheidungen, Work-Life-Balance nicht nur kommunizieren (Überstunden!), den Mitarbeiter wieder mehr in den Vordergrund stellen, den Vorstandsvorsitzenden auch mal hinterfragen, den Betriebsrat stärken
Arbeitsatmosphäre
Ist seit der Verkündung der Neuausrichtung im September 2020 auf dem absoluten Tiefpunkt, es gibt einige Medienberichte dazu. Das kann sich mE nur über eine lange Zeit mit ein paar Personal- und Vorstandswechseln bessern.
Kommunikation
Es wird in alle möglichen Richtungen kommuniziert, letzten Endes zählt nur das Wort des Vorstandsvorsitzenden. Beispiel Neuausrichtung: Assistenzstellen wurden alle als überholte Telefonistinnen dargestellt, was dort auch an kaufmännischer Sachbearbeitung geleistet wurde war gar kein Thema. Die Arbeit wurde jetzt auf die übrig gebliebenen, teureren Kollegen verteilt.
Kollegenzusammenhalt
Kommt sicher stark auf die Abteilung an. Bin seit vielen Jahren dabei, es gibt halt überall ein paar Sozialversager, das ist menschlich.
Work-Life-Balance
War vorher schon schlecht (Mails im Urlaub werden teilweise vorausgesetzt, Überstundenabbau wird kommuniziert, aber das Gegenteil wird gelebt - unter 100 p.a. sind ungewöhnlich auf Facharbeiter-Level), aber seit der Neuausrichtung bei der 100 von 300 MA hinauskomplimentiert wurden ist klar, dass die Arbeit nur auf die übrigen Kollegen verteilt wurde. Ist nicht einfach Urlaub zu nehmen, und mehr als die gesetzlich vorgegebenen 10 Stunden pro Tag sind überhaupt nicht ungewöhnlich. Es gibt genug Leute mit über 300, 500 Überstunden p.a.. Teilweise werden sie schon gar nicht mehr aufgeschrieben. Verfallen ja auch eh am Jahresende, so what.
Vorgesetztenverhalten
Pauschale Top-Down-Entscheidungen des Vorstands am laufenden Band. Da können die wenigen Vorgesetzten, die im Geiste nicht 100% auf Linie sind, wenig entgegensetzen.
Interessante Aufgaben
Aufgrund der Größe des Konzerns existiert ein extrem hoher Spezialisierungsgrad, das kann nach einiger Zeit langweilig werden. Es kann dadurch aber auch extrem interessante Aufgaben geben.
Gleichberechtigung
Man hat schon das Gefühl das Frauen bei gleicher Qualifikation mindestens gleichberechtigt sind. Es gibt auch eine Plattform für queere, keine Ahnung wie gut oder schlecht.
Umgang mit älteren Kollegen
Wie bei der Neuausrichtung die Leute abgesägt wurden, ohne Möglichkeit auf ATZ oder dergleichen, das ist hochgradig unsozial. Der Konzern platzt vor positiven Ergebnissen, das muss echt nicht sein.
Arbeitsbedingungen
Sehr gute Ausstattung im Corporate Center, vernünftiges Home-Office Equipment. Die Räume sind teilweise etwas altbacken, es gibt auch sehr dunkle Ecken.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Umweltbewusstsein gut, medienwirksame Charity natürlich auch, einfache Mitarbeiter stehen leider nicht mehr im Mittelpunkt. Die Ära Reinhard Mohn ist endgültig vorbei.
Gehalt/Sozialleistungen
Relativ hohes Gehalt, allerdings auch ein hohes Maß an Druck und Überstunden. Die meisten sind Jahresgehaltsempfänger - es gibt einen riesigen Bonus am Jahresende (bis ca. 2 Monatsgehälter), basierend auf Zielvorgaben, eine Gewinnbeteiligung für Leute die 2 Jahre (ab 01. April) dabei sind i.H.v. max. 1 Monatsgehalt, dafür aber ein recht niedriges, monatliches Grundgehalt. Auf Abteilungsleiterebene ordentlich 6-stellig, das wiederum scheint unverhältnismäßig.
Als studierter Facharbeiter folgt spätestens nach ein paar Jahren "Senior"-Level unweigerlich die AT-Stufe. AT-Gehälter seit längerem eingefroren, kein Inflationsausgleich seit Jahren ist faktisch Enteignung. Schaut mal in die veröffentlichten Zahlen zur Vorstandsvergütung, das ist absurd.
Image
Ist halt ein angesehener Konzern.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildung war zumindest bis Corona top, es wurden ständig externe und interne Seminare angeboten. Karriere ist möglich wenn man es dem Vorgesetzten Recht macht (i.d.R. heißt das extrem viele Überstunden zu machen), allerdings sind die Möglichkeiten aufgrund der mitunter großen Abteilungen sehr rar.