Arbeiten wie in den 50ern, denn "Das machen wir immer so."
Gut am Arbeitgeber finde ich
Einigermaßen sicherer Arbeitsplatz, da als Verband weniger vom Markt abhängig.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Mitarbeiterfluktuation von 50%! Absolut katastrophal ist, dass der Verband dafür total blind ist und nicht handelt. Es herrscht eine Kluft zwischen der Belegschaft und den Leitungskräften/Vorstand.
Verbesserungsvorschläge
Der Bundesinnungsverband und seine zwei Fachabteilungen Verlag und Confairmed gehen fließend ineinander über, räumlich und personell. Eine Mitarbeitervertretung/Betriebsrat (für alle) tut dringend Not! Außerdem muss dringend Supervision/Coaching durch alle Abteilungen hinweg eingeführt werden.
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre ist quer durch alle Abteilungen und Altersgruppen schlecht. Noch schlechter ist, dass der Arbeitgeber dazu lediglich sagt: "Das ist ja bekannt." Vorgesetzte loben nicht oder geben Lob nicht weiter, wahrscheinlich aus Angst, ihre Mitarbeiter zu befähigen.
Kommunikation
Kommunikation findet nicht statt. Insbesondere Vorgesetzte geben Informationen nicht weiter, getreu dem Motto "Wissen ist Macht". Regelmäßige Teambesprechungen finden nicht statt, auch nicht, wenn sie von Mitarbeiter/innen eingefordert werden. Eins-zu-eins-Gespräche sind die Regel, um Transparenz zu unterbinden und um Mitarbeiter/innen im Unklaren zu lassen, da sich Vorgehensweisen gern spontan ändern. Intranet oder ein interner Newsletter existieren nicht. Ergebnisse von Besprechungen und Vereinbarungen/Protokolle werden nicht nachgehalten. Eine strategische Ausrichtung wird nicht an die Mitarbeiter/innen kommuniziert, wahrscheinlich da gar keine Planung existiert.
Kollegenzusammenhalt
Eine Team-Kultur existiert nicht und wird auch nicht gefördert. Vereinzelt arbeiten Kollegen Hand in Hand, was jedoch von der persönlichen Sympathie abhängt.
Work-Life-Balance
Um 8:20 Uhr den PC hoch- und um 16:45 Uhr runterfahren ist kein Problem. Überstunden fallen in der Regel nicht an. Private Internetnutzung während der Arbeitszeit ist normal. Pausenzeiten werden sehr großzügig ausgelegt. Häufig lassen sich 3 Wochen Urlaub und Brückentage realisieren.
Vorgesetztenverhalten
Ich habe zweimal erlebt, wie Vorgesetzte Mitarbeiter angebrüllt haben. Das Verhalten ist absolut inakzeptabel! Schrecklich ist, dass langjährige Mitarbeiter/innen das nicht ungewöhnlich finden. Systematisches Mobbing wird praktiziert, zweimal wurden die Büros von Mitarbeitern während deren krankheitsbedingter Abwesenheit ausgeräumt. Das war schockierend! Unliebsamen Mitarbeiter/innen werden gewisse Annehmlichkeiten wie Laptop oder Bahncard gestrichen. Viel schlimmer ist aber, dass Mitarbeiter/innen aufs Abstellgleis geschoben werden, und sie "das von selbst merken müssen", statt dass man mit ihnen Optionen bespricht. Und das Vorgesetzte einräumen nicht im Bilde zu sein, mit welchen Aufgaben sich ihr Team gerade beschäftigt.
Insgesamt arbeiten wie in den 50ern: Entscheidungen werden von Leitungskräften ohne Einbeziehen der Belegschaft top-down getroffen. Vorgesetzte landen in ihren Positionen, weil schlichtweg alle talentierten Mitarbeiter/innen den Verband/Verlag/Confairmed verlassen. So werden diejenigen befördert, die letzten Endes noch übrig sind, statt der qualifiziertesten. Keine der Leitungskräften hat sich in Personalwesen oder Mitarbeiterentwicklung weitergebildet.
Interessante Aufgaben
Der Verband ist innovations- und technologiefeindlich, daher hinkt er dem Markt hinterher. Es wird das Motto "Das haben wir noch nie so gemacht!" gelebt. Gern wird vorgeschoben "Die Mitgliedsbetriebe sind nicht so weit."
Viele Aufgaben sind sehr simpel und könnten auch ohne Ausbildung absolviert werden, häufig handelt es sich lediglich darum, E-Mails hin-und-her zu schubsen. Außerdem ist ein hoher Headcount für Vorgesetzte eine Prestigefrage, daher werden gern mehr Personen eingestellt als Aufgaben anfallen. Problematisch ist auch, dass Vorgesetzte nicht auf dem neusten Stand der Dinge sind und dementsprechend vor allen Veränderungen und allem Neuen Angst haben, sodass umständliche Routinen regieren.
Gleichberechtigung
Ungefähr zwei Drittel der Belegschaft ist weiblich, die Führungspositionen in etwa paritätisch besetzt.
Umgang mit älteren Kollegen
Ungefähr ein Drittel der Kolleg/innen ist Ü50. Problematisch ist der Umgang mit jüngeren Mitarbeiter/innen, weil sie mit 30 Jahren immer noch als "Kindchen" betrachtet und behandelt werden.
Arbeitsbedingungen
Olle, muffige Büros mit gebraucht erworbener Einrichtung in zentraler Lage. Bis zu 4 Kolleg/innen teilen sich ein Büro. Nur Vorgesetzten "stehen Einzelbüros zu". Hätte ich meinen endgültigen Arbeitsplatz vorab gesehen, ich wäre rückwärts wieder rausgetaumelt. Ob man neue oder bessere Arbeitsausrüstung wie Tastatur, Swopper, Laptop oder höhenverstellbaren Tisch erhält, hängt von der Sympathie des Vorgesetzten ab, also tendenziell nicht. Laptops stehen nur einem Drittel der Mitarbeiter/innen zur Verfügung. Homeoffice / mobiles Arbeiten im Allgemeinen nicht gestattet.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Mülltrennung findet nicht statt. Recycling von Verpackung (grüner Punkt/gelber Sack) und Papier wäre schön, ist dem AG aber zu teuer.
Gehalt/Sozialleistungen
Gehälter werden pünktlich und meistens korrekt gezahlt. Gehälter unter dem marktüblichen Durchschnitt. Äußerst geringe VL und kleiner Zuschuss zu den Fahrtkosten. Urlaubs- und Weihnachtsgeld werden nicht vom AG gezahlt; stattdessen hält der AG einen Teil des Gehalts zurück, dessen Ausbezahlung der Arbeitnehmer zweimal im Jahr verlangen kann. Keine betrieblich Altersvorsorge u. ä. Mitarbeiter/innen, die auf Messen arbeiten, erhalten einen kleinen Bonus.
Image
Das Image des Verbandes in der Branche ist schlecht; Mitgliedsbetriebe betrachten ihn als "lauter alte Männer". Selbst die Vorstände des Verbandes schicken ihre Mitarbeiter nicht zu den Seminare und Kongressen des Verbandes oder der verbandseigenen Fachschule. Da der Verband Scheuklappen trägt, hält man sich für marktführend.
Karriere/Weiterbildung
Individuelle Weiterbildung wird nicht gefördert, wahrscheinlich weil Vorgesetzte Angst haben, Mitarbeiter könnten sie überflügeln. Teilweise haben Mitarbeiter seit 20 Jahren keine fachliche Weiterbildung besucht. Echte Aufstiegsmöglichkeiten gibt es nicht, stattdessen werden neue Job Titel vergeben. Abteilungsbezogene Weiterbildung werden nicht in die Tat umgesetzt, wahrscheinlich weil das Neue zu mühselig wäre.