BW - wo Leistung und Potenzial wenig zählen
Arbeitsatmosphäre
Die Atmosphäre schwankte stark von harmonisch bis kühl in den verschiedenen Abteilungen.
Kommunikation
Viele Jour-fixes und Teambesprechungen, damit die große Anzahl von Führungskräften immer am Ball bleibt. Wichtige Informationen wurden teilweise vorenthalten, um Mitarbeiter oder Teams auszubremsen.
Kollegenzusammenhalt
In manchen Abteilungen herrschte zeitweise ein kollegiales und herzliches Miteinander (von der Geschäftsführung nicht gerne gesehen) sowie das Gefühl, dass die Leistung des Einzelnen geschätzt wird.
Work-Life-Balance
Die Personalpolitik bestand lange darin, Mitarbeiter über Zeitarbeitsfirmen zu rekrutieren und diese dann in Zeit- oder Projektverträgen zu beschäftigen (teilweise mehrere Jahre lang). Die wöchentliche Arbeitszeit betrug 35 Wochenstunden. Aufgebaute Gleitstunden konnten in Rücksprache mit der Führungskraft abgebaut werden. Zahlreiche flexible Arbeitszeitmodelle oder Home-Office erleichterten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dafür gewann der Verlag auch regelmäßig Auszeichnungen. Allerdings trügt der Schein, denn nicht jeder Mitarbeiter durfte diese Vorzüge genießen. Eine Aufhebung der Arbeitszeitmodelle wurde gelegentlich als Druckmittel verwendet.
Vorgesetztenverhalten
Kontrolle bis ins Privatleben: Als gute Führungskraft galt, wer Informationen über die Mitarbeiter, auch privater Natur, herausfindet und weitergibt. Eine alteingesessene Führungsriege hat diesen einzigen von der Geschäftsführung tolerierten Führungsstil adaptiert. Wer anders führt, wurde aufs Abstellgleis befördert oder gar aus dem Unternehmen gedrängt. Die Ernennung zur Führungskraft geschah oft willkürlich und entbehrte teils fachlicher und logischer Rechtfertigung. Die Geschäftsleitung hat sich jahrzehntelang gegen Fortschritt und Verbesserungsvorschläge gewehrt. Mitarbeitern wurde jedoch häufig mangelnde Entwicklungsbereitschaft vorgeworfen.
Interessante Aufgaben
Interessante und spannende Aufgaben, in denen sich die Mitarbeiter selbst verwirklichen können, hatten Seltenheitswert. Es bestanden wenig Möglichkeiten, das Aufgabenfeld mitzugestalten sowie sich kreativ einzubringen.
Gleichberechtigung
Das Geschlechterverhältnis unter den Führungskräften war ausgeglichen.
Umgang mit älteren Kollegen
Ältere Arbeitnehmer wurden nicht eingestellt, dennoch bestand ein Großteil der Belegschaft aus Mitarbeitern 45+.
Gehalt/Sozialleistungen
Es herrschte eine Zweiklassengesellschaft sowie die Devise: gleiche Arbeit, ungleicher Lohn. Junge Mitarbeiter hatten kaum Chancen auf finanzielle Entwicklung.
Image
Es scheint, als kenne jeder jemanden, der schon einmal hier beschäftigt war. Dies ist aufgrund der hohen Fluktuation auch kein Wunder.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildungen wurden oft genutzt, um Mitarbeiter bei Laune zu halten bzw. anstelle einer Gehaltserhöhung angeboten. Weiterbildungen wurden auch angeboten, um Mitarbeitern einen Jobwechsel schmackhaft zu machen.
Wer sich fügte, konnte schnell die Karriereleiter emporklettern, ebenso schnell aber unsanft landen.