Familienunternehmen mit alter Tradition und ungenutztem Potential
Verbesserungsvorschläge
Conrad ist – nach Aussage des Managements – immer noch mitten in einer Transformation, hin zu einer B2B Beschaffungsplattform fokussiert auf gewerbliche Kunden.
Klare Zielsetzung und klare Ausrichtung sind lobenswert.
Was dazu weniger passt, sind die Entscheidungen in letzter Zeit. Trotz positiver Erfahrung während Corona (ohne große Reibungsverluste Wechsel von Präsenz- in Remote-Arbeit) und danach (die Möglichkeit zu „mobile work“ ist definitiv erfolgreich und aus einem modernen Unternehmen nicht mehr wegzudenken), wird nun mit aller Kraft darauf gedrängt, alle Mitarbeiter wieder ins Büro zu bringen, eine Pflicht von 3 Tagen vor Ort ist kürzlich eingeführt worden.
Zielsetzung dabei ist, die Zusammenarbeit mehr zu fördern, um das das Erreichen der angestrebten Geschäftszahlen zu fördern und das nachlassende Wachstum Richtung der gesteckten Ziele wieder zu „pushen“. Intransparent und offen dabei ist allerdings, wie dies nun gemessen wird, und was man (das oberste Management) machen will, wenn die getroffenen Maßnahmen nicht die gewünschte Wirkung zeigen (komplett mobile work abschaffen? 5 Tage vor Ort?).
Dabei wird außer Acht gelassen, dass der Standort etwas in die Jahre gekommen ist und die Ausstattung der Räume das geforderte „zusammenarbeiten“ nicht unbedingt fördert – sondern eher bremst.
Es ist schade, dass es keinen Dialog gibt, das seitens des Managements nicht anerkannt wird, was trotz Corona mittels remote arbeiten alles erreicht wurde. Klar ist auch, dass nicht alles per remote erledigt werden kann, mobile work nicht für jeden die optimale Lösung ist und auch nicht jeder ein Fan davon ist – nur diese Option gefühlt mit „Gewalt“ abzuschaffen und zu beschneiden, trägt nicht zur Steigerung der Motivation bei. Auch die Art und Weise der Kommunikation, fühle ich mich als Mitarbeiter nicht gewertschätzt – sondern muss anscheinend dankbar sein, dass ich hier arbeiten darf. Gerade angesichts des Fachkräftemangels ist dies ein massives Handicap – wir konkurrieren bei Fachkräften nicht mit Unternehmen im Landkreis, sondern mit Unternehmen in ganz Deutschland, wenn nicht sogar weltweit – und wenn man auf dem Weg zur führenden Sourcing Platform sich diesen Weg selbst verschließt – ist das in meinen Augen kein gutes Zeichen.
Ich finde es schade, dass die Führungsebene unterhalb der Geschäftsführung anscheinend nicht willens oder nicht in der Lage ist, dies klar der Geschäftsführung aufzuzeigen – und umgekehrt gibt es offensichtlich auch nicht das Vertrauen, dass diese Ebene diese „managen“ kann – was ihr originärer Auftrag wäre.
Fazit: das Unternehmen hat definitiv Potential, nur leider wird dies mit dem Versuch, mit Management-Methoden von vorgestern (die 90er-Jahre sind schon eine Weile vorbei) nicht ansatzweise gehoben und meiner Meinung nach wird es auch nicht gehoben werden können – dazu ist – auch nach meiner Meinung – an den richtigen Stellen leider nicht die richtige Einsicht vorhanden.
Arbeitsatmosphäre
Im Team gut, im Unternehmen kippt hier gerade massiv die Stimmung
Kommunikation
Innerhalb des Teams, gut, seitens Management: seit November „Funkstille“: kein Wort, keine Aussage zur aktuellen Lage und Ausrichtung.
Kollegenzusammenhalt
Innerhalb des Teams gut, auch mit Kollegen ausserhalb des eigenen Fachbereichs lässt es sich in der Regel gut zusammenarbeiten; ein Grundproblem von Conrad tritt aber auch hier zu Tage: das teilweise extreme „Silo-Denken“. Denken in End-to-End-Prozessen, abteilungs- und bereichsübergreifend, im Sinne des Unternehmens: Fehlanzeige.
Work-Life-Balance
Mit Einführung der 3-Tage-Office-Pflicht: massiv gekippt – ob ich will oder nicht, ich „muss“ jetzt 3 Tage die Woche nach Hirschau fahren – wie man damit die Zukunft gestalten will, ist mir schleierhaft. Nicht falsch verstehen: wenn es für das jeweilige Thema erforderlich ist, komme ich auch gerne 4 Tage ins Büro – dann arbeite ich aber gezielt mit den Kollegen an einem oder mehreren Themen.
Vorgesetztenverhalten
Die direkten Vorgesetzen: man merkt – konkret an der Office-Pflicht-Präsenz-Regel – dass auch der mittleren Führungsebene nicht vertraut wird, sonst hätte man es ihnen überlassen, das zu managen. In meinen Augen ein Armutszeugnis für die obere Führungsebene.
Interessante Aufgaben
Ja durchaus, zu tun gibt es mehr als genug! Aber das ist der Punkt: eine essentielle Aufgabe von Führung ist es, die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter herzustellen; dabei geht es nicht immer darum „Bonbons“ zu verteilen, sondern auch mit einfachen Mitteln lässt sich die Motivation (und damit die Leistungsbereitschaft) erhöhen, eine 3-Tage-vor-Ort-Pflicht gehört definitiv nicht dazu.
Gleichberechtigung
Kein Grund zur Beanstandung, aber: wo sind die weiblichen Führungskräfte?
Umgang mit älteren Kollegen
passt
Arbeitsbedingungen
Als selbst-ernanntes Technik-Unternehmen, und mit dem Hintergrund DAS Technik-Unternehmen in Deutschland schlechthin zu sein, ist die Nutzung von moderner Technik im Unternehmen mehr als unterirdisch. Warum wird hier nicht intern „der neue heiße Technik-Trend“ aktiv angewendet, in Anwendungsfällen gezeigt? Wo sind die Google-Glass-Brillen? Wo wird mit VR-Brillen Use-Cases für Kunden gezeigt (Education, Logistik, usw.). Stattdessen: schlecht bis miserabel ausgestattete Besprechungsräume, keine Stifte, kein Flipchart-Papier, keine Whiteboards, teilweise Besprechungsräume ohne Kommunikationstechnik. Fazit: noch nicht in der Gegenwart angekommen, sondern irgendwo in den 90igern stecken geblieben
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Ja, es gibt im Fuhrpark auch mittlerweile E-Autos… ernsthaft: ja, wird sich drum gekümmert, aber dazu gehört in meinen Augen eine ganzheitliche Betrachtung, auch der CO2-Ausstoß der Mitarbeiter für die Fahrt in die Arbeit (ließe sich z.B. reduzieren, wenn nur die Kollegen reinfahren, die konkret am Campus kollaborativ arbeiten wollen und sollen). Alternative, öffentliche Verkehrsmittel gibt es nicht wirklich.
Gehalt/Sozialleistungen
Auch hier gilt, im gestern stecken geblieben. Man muss anscheinend dankbar sein, hier arbeiten zu dürfen. Gesamtpaket ist nicht wirklich konkurrenzfähig (wer macht heute noch 40-Stunden-Woche?). Und die „Vorzüge“: Kantine und Parkplätze, sind ja wohl Standard. Jobrad wird in Stellenanzeigen dagegen nicht mal erwähnt.
Auch hier wieder nicht falsch verstehen: es geht nicht um einen "easy-peasy-Job" zu machen und das maximale rauszuholen für wenig Leistung; es muss nur ein gutes Gesamtpaket möglich sein, punktuell aufgaben/projektbezogen natürlich auch die Extra-Meile zu gehen ist selbstverständlich. Aber auch hier gilt: wenn ich als Arbeitgeber attraktiv sein will, muss hier (meiner Meinung nach) eine Anpassung erfolgen.
Image
Die Marke hat (noch) definitiv Zugkraft, viele, sehr viele Kunden / Partner kennen Conrad seit früher. Aber auch hier gilt, das Gesamtpaket muss passen, und da befürchte ich, dass massiv Chancen verspielt werden – man will mit den „Großen“ mitspielen, intern, bei vielen Abläufen, ist man aber immer noch im Kramerladen von vor 100 Jahren „hängen“ geblieben, leider.
Karriere/Weiterbildung
Muss man sich selber kümmern, dann geht durchaus was. Die internen Weiterbildungsangebote sind gut für’s kennenlernen des Unternehmens, haben aber mit einer echten Weiterbildung (auf der fachlichen oder persönlichen Ebene) nicht wirklich was zu tun. Hier die klare Empfehlung: wenn die Mitarbeiter angeblich das wertvollste Kapital des Unternehmens sind, muss auch hier regelmäßig gezielt investiert (gepflegt, gefördert aber auch gefordert werden)