Traditionsreicher Name aber leider keine entsprechende Kultur mehr
Gut am Arbeitgeber finde ich
... leider nicht mehr viel. Die Euphorie beim Einstieg in dieses Unternehmen, dem ich jahrelang angehört habe, ist verflogen. Die Änderungen durch die Wechsel der letzten Jahre, sowohl in Führungspositionen als auch in Geschäftsabläufen, habe Cornelsen leider nicht zum Guten verändert.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
... all das was in den obigen Punkten bereits kritisiert wurde.
Verbesserungsvorschläge
Der Arbeitgeber muss dringend an Dingen wie Wertschätzung der Mitarbeitenden, Ungleichbehandlung von Mitarbeitenden, fehlenden Führungskultur, soziale Gerechtigkeit und auch am Gehaltsthema arbeiten.
Es ist nicht damit getan, auf bestimmten Meetings immer wieder hervorzuheben was für eine tolle Truppe man doch sei und das dann nicht auch zu leben.
Arbeitsatmosphäre
Durch immer weiter schrumpfende Teams wurde der Workload für die einzelnen Mitarbeitenden immer höher. Belastungsgrenzen spielten in gewissen Bereichen keine Rolle, es galt die Zielerreichung. Sehr oft wurde an den "Teamgeist" appeliert, und dass man das jetzt mal alles "gemeinsam rocken" müsse. Hierbei sind sich sowohl direkte Linienvorgesetzte als auch die obere Führungsebene oft nicht zu schade, an die Moral der Mitarbeitenden zu appelieren, dies aber selbst dann nicht zu leben.
Kommunikation
Die Kommunikation innerhalb des Unternehmens, ganz besonders der Führungsebene, ist mangelhaft. Wichtige unternehmerische Entscheidungen erfährt man meist nur über den Flurfunk und wenn es Meetings gab, dann waren Nachfragen aufgrund des angesetzten Zeitrahmen meist nicht mehr möglich. Kritische Nachfragen werden oft ausweichend beantwortet oder wegmoderiert.
Kollegenzusammenhalt
Cornelsen ist ein Unternehmen der persönlichen Freundschaften. Ist man nicht Teil einer Gruppierung, dann wird es schwer. Wer Teil einer solchen Gruppierung sein darf, das bestimmt natürlich die Gruppierung selbst. Dabei ist es unerheblich wie sehr man sich selbst anstrengt. Gerade seit viele Angestellte der alten Garde vor mir das Unternehmen verlassen hatten kippte die Stimmung mehr und mehr zum Schlechten. Man hat gemerkt, dass sich nur noch Leute zusammenfinden, die auch Freizeitaktivitäten teilen. Der Rest wird ausgeschlossen und dann auch entsprechend behandelt. Besonders den letzten Teil heben viele Führungskräfte dann auch nicht auf, sondern sitzen es aus oder ignorieren es.
Work-Life-Balance
Mittelmäßig. Offiziell gibt es Regelarbeitszeiten, auch laut Tarifvertrag. Inoffiziell gibt es eine nicht ausgesprochene Erwartungshaltung zu "freiwilliger Mehrarbeit", um die Ziele zu erreichen. Selbstverständlich ordnet das niemand so direkt an. Die subtile Anmerkung, dass gewisse Ziele allerdings erreicht werden müssten, auch bis zu einem gewissen Zeitpunkt, weil sonst das Wohl und Wehe des Teams auf dem Spiel stünde, da die obere Führungsebene bereits Konsequenzen androhe, führt dann natürlich zu entsprechenden Reaktionen.
Vorgesetztenverhalten
Wie aus den Kommentaren oben erkennbar, stark verbesserungswürdig. Hierbei gibt es innerhalb Cornelsen massive Unterschiede. Es gibt Teamleads, die ihre Miitarbeitenden nicht nur fordern, sondern fördern. Die Unterstützung zu Teil werden lassen und partnerschaftlich arbeiten. Es gibt aber eben auch, und das gefühlt in der Überzahl, die andere Seite. Die Art, die nur das eigene Vorankommen im Sinn hat und sich nicht dafür zu schade ist, Verbindungen auch politisch zu nutzen, um diese Ziele zu erreichen.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben beschränken sich auf den Kernbereich, ein Blick über den Tellerrand ist nicht gewünscht. Siehe auch Thema Weiterbildungen.
Gleichberechtigung
Gleichberechtigung wird in der Firma zwar groß proklamiert, aber nicht wirklich gelebt. Die meisten Führungspositionen sind männlich besetzt. Wenn eine Führungsposition mal durch eine weibliche Person besetzt ist, dann hat man das Gefühl, diese stehe ihren männlichen Kollegen in Wirklichkeit in nichts nach und fege genauso hart durch den Laden, wie die "alten" Besen.
Umgang mit älteren Kollegen
Cornelsen befand sich bereits bei meinem Weggang in einer Phase, in der man das Gefühl hatte, dass das Unternehmen froh ist über jede Person die geht. Ganz besonders in ältere Mitarbeitende wurde nicht mehr viel investiert. Die saßen entweder ihre "Zeit" noch ab oder verabschiedeten sich mit entsprechenden Teilzeitmodellen in Frührente. Natürlich hat das Unternehmen das gerne akzeptiert und die entsprechenden Stellen oft nicht nachbesetzt. Zum Nachteil der betroffenen Abteilungen.
Arbeitsbedingungen
Das Unternehmen hat zwar eine Home-Office-Regelung, aber die Herrichtung des heimischen Arbeitsplatzes wird nicht wirklich unterstützt. Es gibt kleinere Beträge, die hier aber nicht wirklich ausreichen. Man muss sich vieles selbst besorgen.
War man im Betrieb so sind Dinge wie ergonomische, höhenverstellbare Tische, kein Standard gewesen, sondern nur auf Antrag mit Begründung erhältlich. Das geht woanders besser.
Der Workload wurde ja bereits weiter oben angesprochen, dem ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Als Verlag, der nach wie vor auf das Printgeschäft pocht, natürlich schwierig. Papier ist teuer, ein wertvoller Rohstoff und energieintensiv herzustellen. Leider verschläft man bei Cornelsen den digitalen Wandel, da immer noch viele, auch Mitarbeitende, sagen: Unser Hauptgeschäft ist das gedruckte Buch.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt ist am unteren Ende der Skala für vergleichbare Tätigkeiten anzusetzen. Dies wird auch regelmäßig kritisiert, aber nicht angepasst. Auch die Tarifabschlüsse in der Branche bleiben weit hinter der Inflation zurück, sodass Mitarbeitende faktisch weniger in der Tasche haben.
Einige Mitarbeitende drohen in Gehaltsverhandlungen offen mit Kündigung, und haben damit oft Erfolg. Andere Mitarbeitende kündigen oft einfach und eine initiale Reaktion der Führungsebene ist es dann, in diesem Moment die Brieftasche zu öffnen. Dies funktioniert bei den meisten allerdings nicht und sie verlassen das Unternehmen.
Image
Nach außen wirkt Cornelsen aufgrund seiner starken Marke und der Engagements vergangener Jahre immer noch wie ein sozial aufgestelltes und engagiertes Unternehmen.
Die Kündigungswelle der vergangenen Monate hat jedoch Spuren hinterlassen. Intern ist die Stimmung nicht mehr so rosig, in einigen Abteilungen sogar auf dem Tiefpunkt angekommen. Grabenkämpfe, eine fehlende Kommunikation der Führungsebene, keine Transparenz einer Vision für eine sichere Zukunft des Unternehmens und das Gefühl mangelnder Wertschätzung der eigenen Leistungen führen bei vielen Mitarbeitenden zu Frustration. Letztlich entscheiden sich die gut qualifizierten Mitarbeitenden, dies dem Arbeitgeber mit ihren Füßen mitzuteilen und verlassen die Firma. Das Schiff hält Kurs auf den Eisberg. Und die Kapitäne scheinen nicht bereit zu sein, daran etwas zu ändern.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildungsmöglichkeiten sind ein Ergebnis der persönlichen Vorlieben des jeweiligen Teamlead. Während es diese bei einigen für alle Mitarbeitenden im Team gibt in gleicher Weise, entscheiden andere nach Nase und überschütten ihre Lieblinge mit tollen Schulungen an wunderschönen Orten in wundervollen Seminarhotels, während andere im selben Team auf Selbststudium und das Internet verwiesen werden. Bildung scheint in diesem Bildungsunternehmen leider Sache des persönlichen Standings zu sein. Damit reiht sich Cornelsen in die Gesellschaft ein, in der Bildung ja auch zum großen Teil davon abhängt, wo man herkommt. Bei Cornelsen hängt es davon ab, ob einen die Führungskraft mag und fördern will, oder eben nicht.