Zwischen Tradition und Zukunft: DATEV – Solider Arbeitgeber mit viel Verbesserungspotenzial
Gut am Arbeitgeber finde ich
- Die Homeoffice-Regelung und flexiblen Arbeitszeiten bis 22:00 Uhr unterstützen eine gute Work-Life-Balance.
- Hardware- und Softwareausstattung sind modern und ermöglichen effizientes Arbeiten (virtuelle Umgebungen schränken allerdings die Effizienz ein).
- Die sozialen Leistungen wie betriebliche Altersvorsorge sind ein Pluspunkt.
- Umfangreiche Schulungsangebote, auch wenn die Qualität der internen Angebote zuletzt nachgelassen hat. Für die persönliche Karriere innerhalb der Firma bringen diese leider kaum Mehrwert.
- Ein (noch) sicherer Arbeitsplatz dank Marktstellung. DATEV bleibt Marktführer für Software für steuerberatende Berufe, was aktuell noch für Stabilität sorgt.
- Die Kantine bietet eine große Auswahl an Speisen und ist qualitativ überzeugend.
- Viele engagierte und kompetente Kolleginnen und Kollegen, die den Betrieb – trotz immer schlechterer Führung – weiterhin am Laufen halten.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die Kommunikation von Entscheidungen ist unzureichend und wirkt unprofessionell. Häufig werden Entscheidungen im Hintergrund getroffen, sodass die Mitarbeiter entweder erst von ihrer direkten Führungskraft oder in großer Runde während einer Betriebsversammlung davon erfahren. Gelegentlich gibt es dazu auch einen Artikel im Intranet, den man allerdings nur entdeckt, wenn man zufällig auf der Startseite darauf stößt oder gezielt danach sucht. Eine direkte Information über wichtige Entscheidungen oder strategische Ausrichtungen durch die Geschäftsleitung per E-Mail an alle Mitarbeiter wäre hier deutlich effektiver.
Sehr schlechte Entwicklungsmöglichkeiten für technische Entwickler: Gehaltliche und karrieretechnische Sackgassen sind demotivierend. Insbesondere die Ungleichbehandlung bei der Ressourcenverteilung für andere, wenig produktive Positionen sorgt für Unmut.
Unsinnige Projekte: Viele kostspielige Vorhaben scheinen keinen erkennbaren Beitrag zur strategischen Ausrichtung, wie etwa der Cloud-Migration, zu leisten und binden dabei wertvolle Ressourcen. Zudem werden weiterhin Veranstaltungen in teuren externen Locations abgehalten, anstatt die eigenen, repräsentativen Geschäftsräume zu nutzen. Dies erscheint besonders fragwürdig in Zeiten, in denen ein schonender Umgang mit Ressourcen notwendig ist und diese besser in die Zielstrategie investiert werden sollten. An Platz und ansprechenden Räumlichkeiten mangelt es schließlich nicht.
Unerfahrene Führungskräfte: Eine hohe Anzahl an jungen und oft unerfahrenen Führungskräften mit begrenztem Verständnis für betriebliche Prozesse und die Bedürfnisse der Teams wirkt sich negativ auf die Qualität der Führung und den Teamzusammenhalt aus. Es fehlt häufig an beruflicher und projektspezifischer Erfahrung, insbesondere aus anderen Unternehmen oder Konzernen der IT-Branche. Viele Führungskräfte haben bisher ausschließlich Erfahrungen innerhalb des Unternehmens gesammelt, was die Perspektiven und Lösungsansätze einschränken kann. Diese Situation führt im Arbeitsalltag teilweise zu spürbaren Kompetenzdefiziten, die die Teamdynamik und die Akzeptanz der Führung beeinträchtigen. Zudem entsteht der Eindruck, dass Frauen bei Beförderungen bevorzugt behandelt werden, auch wenn dies nicht offen kommuniziert wird. Grundsätzlich ist die Förderung von Geschlechtergleichheit wichtig und richtig, doch sollte dies auf Basis von Qualifikation und Leistung erfolgen, um einen langfristig positiven Einfluss auf die Unternehmenskultur und die Akzeptanz der Entscheidungen zu gewährleisten.
Statt die Effizienz und Geschwindigkeit durch flachere Hierarchien zu verbessern, werden jedoch neue Strukturen geschaffen, die die Probleme nur verstärken und das Erreichen unserer strategischen Ziele eher im Wege stehen. In letzter Zeit erfolgten sehr häufige Organisationsänderungen, was darauf hindeutet, dass das Unternehmen keine klare strategische Linie hat oder Schwierigkeiten hat, langfristige Strukturen zu etablieren. Es erweckt bei mir den Eindruck, dass das Management nicht genau weiß, wie die Organisation optimal aufgestellt werden soll. Das Problem ist, dass auch die aktuell neu eingeführte Organisationsveränderung zu keiner Verbesserung der Effizienz, Flexibilität oder Innovation führen wird - leider. Die Anspannung im oberen Management ist unübersehbar. Meiner Ansicht nach fehlen im Management echte unternehmerische Persönlichkeiten; stattdessen dominieren 'Verwalter'. Eine vollständige Erneuerung des Managements, einschließlich einiger Vorstandsmitglieder, erscheint dringend notwendig.
Open-Space-Büros: Diese fördern weder Konzentration noch Produktivität und werden von den meisten Mitarbeitern als störend empfunden.
Viele Mitarbeiter verfügen nicht über ausreichende Kenntnisse der Kanzleiprozesse, was die Entwicklung neuer Cloud-Lösungen erheblich erschwert. Um dieses Problem zu lösen, sollte stärker in die Schulung der Mitarbeiter investiert werden. Alternativ sollte bereits bei der Einstellung ein Mindestmaß an betriebswirtschaftlichem Wissen gefordert werden – insbesondere bei technischen Entwicklern, je nach Produkt. In Bereichen wie Rechnungswesen, Lohn- und Gehalt sowie Steuern ist ein solides Fachwissen unverzichtbar. Das fehlende Know-how führt dazu, dass regelmäßig Ansprechpartner aus anderen Teams oder Abteilungen konsultiert werden müssen, was die Effizienz der Softwareentwicklung beeinträchtigt. Darüber hinaus werden zunehmend externe Partner eingebunden, da intern oft das erforderliche technische und fachliche Wissen fehlt, um eigenständig Lösungen zu entwickeln.
Verbesserungsvorschläge
Einführung eines objektiven Beförderungsprozesses: Dieser sollte transparent und nachvollziehbar gestaltet werden. Die aktuelle Umsetzung weicht von den in der Praxis kommunizierten Aussagen ab, was intern Misstrauen schafft. Eine ehrliche und transparente Kommunikation würde Glaubwürdigkeit schaffen.
Fokussierung auf sinnvolle Projekte: Ressourcen sollten effizienter genutzt und fragwürdige Projekte eingestellt werden, um mehr Kapazitäten für strategisch wichtige Vorhaben wie die Cloud-Migration zu schaffen. Bei Veranstaltungen bis zu einer gewissen Größe an Teilnehmern verstärkt die eigenen Räumlichkeiten nutzen.
Weniger statt mehr Hierarchien. Wir brauchen keine zusätzlichen Kontrollinstanzen, die sich gegenseitig überwachen und so Micromanagement oder rhetorische Spielchen fördern.
Verbesserung des Mentorings für junge Führungskräfte: Langfristige Maßnahmen zur Stärkung der Führungsqualitäten und Persönlichkeit sind notwendig. Aktuell bleiben viele Schwächen ungefiltert, da oberflächliche Kriterien dominieren. Führungskräfte sollten psychologisch geschult werden, um Egoisten und Selbstdarsteller frühzeitig zu erkennen und deren Aufstieg zu verhindern.
Überarbeitung der Gehalts- und Karrierewege: Es sollte Alternativen zur Führungslaufbahn geben, um auch fachliche und technische Karrieren attraktiv zu machen. Der Zugang zur Fachberater- oder Expertenlaufbahn ist aktuell durch Hürden wie eine begrenzte Platzanzahl eingeschränkt, was die Motivation der betroffenen Mitarbeiter untergräbt. Transparenz und faire Kriterien würden die Frustration reduzieren und die Leistungsträger gezielt fördern.
Reduzierung der Kommunikationskanäle: Die Vielfalt der genutzten Plattformen erschwert den Überblick. Eine Konsolidierung und klare Strukturierung der internen Kommunikationskanäle, ergänzt durch eine verbesserte Intranet-Suchfunktion, könnte die Frustration der Mitarbeitenden deutlich verringern.
Einfacherer Zugang zu Anwendungen, Software und Code: Der Zugang zu internen Anwendungen und Projekten sollte weniger bürokratisch gestaltet werden. Idealerweise sollten alle Mitarbeitenden standardmäßig mit ihren Zugangsdaten auf relevante Programme zugreifen können oder über entsprechende Werkzeuge verfügen. Ein einfacher, zumindest read-only Zugang zu Programmcode der Online-Anwendungen anderer Teams wäre ebenfalls ein Mehrwert – insbesondere für Entwickler, die sich in neue Technologien einarbeiten.
Private Nutzung von DATEV-Software erweitern: Ein Zugang zu essenziellen Anwendungen wie Rechnungswesen oder Lohn & Gehalt auch für private Zwecke könnte die Identifikation der Mitarbeitenden mit den Produkten stärken und die Innovationsfreude fördern.
Fazit:
DATEV eG ist als Quasi-Monopolist weiterhin ein stabiler Arbeitgeber mit Stärken bei Work-Life-Balance, technischer Ausstattung und sozialen Leistungen. Doch Schwächen bei interner Fairness, Führungsqualität und strategischer Ausrichtung schaffen Frustration. Eine transparentere Weiterentwicklung, weniger Bürokratie und besserer Zugang zu internen Online-Projekten könnten die Motivation und Bindung der Mitarbeitenden stärken und gleichzeitig die Unternehmensziele fördern.
Verglichen mit früheren Jahren hat sich die DATEV spürbar verändert. Während sie noch immer von den Errungenschaften der Vergangenheit profitiert, zeigen sich erste Risse im Fundament. Früher waren die Mitarbeitenden motivierter, erzielten schneller Ergebnisse und wurden für ihre Leistungen durch zügige Beförderungen belohnt. Trotz der damaligen Strukturen wirkten die Entscheidungswege kürzer und effizienter. Heute scheint dieses dynamische Umfeld verloren gegangen zu sein, was sich negativ auf die Innovationskraft und Entwicklung auswirkt.
Als langjähriger Mitarbeiter, blicke ich mit gemischten Gefühlen auf die Zukunft der DATEV. Persönlich bin ich nicht mehr auf meinen Job angewiesen, was mir eine unabhängige Perspektive ermöglicht (was ich nicht durch die Arbeit bei DATEV erreicht habe). Dennoch denke ich nicht ans Aufhören, obwohl ich aufgrund fehlender Anerkennung inzwischen auf 'Dienst nach Vorschrift' umgestellt habe. Die Erfahrung, dass jahrelanger Einsatz mit minimalen Krankheitstagen kaum gewürdigt wird, ist nicht nur bei der DATEV, sondern in vielen Großunternehmen ein verbreitetes Problem.
Eine uneingeschränkte Empfehlung als Arbeitgeber kann ich der DATEV derzeit nicht mehr aussprechen. Die Zukunft der DATEV wird von den Kunden entschieden, nicht umgekehrt. Doch die Unzufriedenheit unter den Kunden ist spürbar gestiegen. Sollte eine ernstzunehmende Alternative auf dem Markt erscheinen, werden viele Kunden wahrscheinlich einen Wechsel in Betracht ziehen.
Arbeitsatmosphäre
Die Atmosphäre ist grundsätzlich in Ordnung, leidet jedoch unter Frustrationen aufgrund mangelnder Anerkennung und schlechter Führung.
Kommunikation
Die interne Kommunikation ist chaotisch und wenig transparent. Relevante Informationen sind oft schwer zugänglich.
Kollegenzusammenhalt
Der Zusammenhalt war früher besser, hat jedoch aufgrund von Führungsschwächen und Ungleichbehandlung nachgelassen. In den meisten Teams ist er dennoch relativ gut, da sich die Kolleginnen und Kollegen gegenseitig stark unterstützen. In meinem Team ist die Zusammenarbeit auf Mitarbeiterebene zum Glück sehr gut, weshalb ich insgesamt noch die Note 4 vergebe. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der Großteil der Kolleginnen und Kollegen stets ihr Bestes für das Team, die Kunden und die zu verantwortenden DATEV-Produkte gibt.
Work-Life-Balance
Dank flexibler Arbeitszeiten und Homeoffice-Regelungen ist die Work-Life-Balance grundsätzlich hervorragend. Durch die zum Teil unterbesetzten Teams (vor allem im technischen Umfeld) und die neue strategische Ausrichtung hin zu Cloud-Migration und damit verbundene gleichzeitige Entwicklung und Pflege mehrerer Technologie-Stacks, steigt die Arbeitsbelastung relativ stark an, was wiederum die Work-Life-Balance trotz der Flexibilität negativ belastet.
Vorgesetztenverhalten
Die Qualität der Führung hängt stark von der Person ab. Häufig fehlt es an Engagement, Anerkennung und Kompetenz. Es gibt noch gute Führungskräfte, man kann sich diese jedoch nicht selbst aussuchen. Zudem hat die Häufigkeit von Führungswechseln stark zugenommen, was sich negativ auf die individuelle Potenzialentwicklung auswirkt. Der persönliche Austausch mit der Personalführungskraft findet aufgrund von Zeitmangel auf Seiten der Führungskraft nur selten statt – maximal zweimal im Jahr, wenn überhaupt. Dies ist kaum verwunderlich, da viele Führungskräfte für über 30 Mitarbeitende aus unterschiedlichen Workstreams verantwortlich sind. Diese Überlastung wirkt sich nicht nur negativ auf die Mitarbeiterentwicklung aus, sondern könnte auch als systematische Barriere interpretiert werden, die Beförderungen und Weiterentwicklungen erschwert (Stichwort: „Ich kenne dich leider nicht gut genug“). Aus Mitarbeitersicht ist dies eine katastrophale Organisationsstruktur. Für die Führungskräfte selbst hingegen kann die hohe Mitarbeiteranzahl aufgrund des gesteigerten Verantwortungsgrades durchaus karriereförderlich sein.
Interessante Aufgaben
Es gibt interessante Projekte, aber der Zugang dazu ist stark limitiert.
Gleichberechtigung
Ich stehe voll hinter dem Prinzip der Gleichberechtigung. Allerdings kann die gezielte Förderung von Frauen bei Beförderungen manchmal zu Unmut führen, insbesondere wenn fachliche und persönliche Kompetenzen nicht ausreichend berücksichtigt werden. In Bezug auf die Eingruppierung bei der Einstellung wird Gleichbehandlung gewährleistet, und es gibt keine geschlechterspezifischen Nachteile. Bei späteren Beförderungen oder individuellen Gehaltserhöhungen außerhalb der Kollektiverhöhung zeigt sich jedoch, dass Gleichberechtigung oft nicht konsequent umgesetzt wird. Daher ist es wichtig, bereits im Einstellungsgespräch auf eine faire Verhandlung des Gehalts zu achten.
Umgang mit älteren Kollegen
Ältere Kollegen werden häufig in weniger bedeutende Aufgabenbereiche versetzt, anstatt ihre Erfahrung gezielt und sinnvoll einzubinden. Auch wenn es je nach Team Ausnahmen gibt, bestätigen Gespräche mit älteren Mitarbeitenden (zu denen ich mittlerweile selbst gehöre) diesen Eindruck häufig. Natürlich gibt es auch Kollegen, die sich aus verschiedenen Gründen weniger einbringen, als erwartet wird – was in größeren Unternehmen nicht ungewöhnlich ist. Dennoch sollte der Fokus darauf liegen, das Potenzial erfahrener Mitarbeitender besser zu nutzen und ihre Expertise wertzuschätzen.
Arbeitsbedingungen
Gute technische Ausstattung, aber Open-Space-Büros und einige Prozesse könnten verbessert werden. Virtuelle Umgebungen für die OnPremise-Entwicklung schränken manchmal die Effizienz ein.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Gute Ansätze, aber in Bereichen wie der Firmenwagen-Politik besteht Einsparungspotenzial.
Gehalt/Sozialleistungen
Die Sozialleistungen sind gut, und das Gehalt entspricht dem Branchendurchschnitt. Allerdings ist es ohne eine Führungslaufbahn nur begrenzt ausbaufähig, was für viele Mitarbeitende demotivierend sein kann. Einmalige Prämien oder Boni statt dauerhafter Gehaltserhöhungen haben oft wenig Effekt, da sie durch die hohe steuerliche Belastung stark geschmälert werden und zudem die Gehaltsentwicklung zur nächsten Vergütungsrunde beeinflussen können. Zwar liegt die steuerliche Belastung außerhalb des Einflussbereichs der DATEV, dennoch wäre eine langfristigere und nachhaltigere Gehaltspolitik wünschenswert. Insgesamt bewerte ich diesen Bereich mit einer soliden 3.
Image
DATEV genießt (nach außen hin) ein solides Image als Marktführer, auch wenn intern einige Probleme sichtbar sind.
Karriere/Weiterbildung
Schulungen sind gut, aber die Karrierechancen, insbesondere für technische Entwickler, sind stark eingeschränkt. Ein weiterer kritischer Punkt ist der oft betonte Aspekt der „Sichtbarkeit“, wenn es in Mitarbeitergesprächen um Beförderungen oder Gehaltsentwicklungen geht. Es entsteht zunehmend der Eindruck, dass Führungskräfte immer wieder Wege oder Formulierungen suchen, um Gehaltserhöhungen oder Umgruppierungen trotz hervorragender Leistungen zu verweigern. Dabei sollte die Bewertung eines Mitarbeiters auf klaren, nachvollziehbaren Kriterien wie Leistung, Kompetenz und konkreten Ergebnissen beruhen – nicht darauf, wie stark jemand seine eigene Arbeit ins Rampenlicht rückt. Die übermäßige Betonung von „Sichtbarkeit“ entwertet die Leistung von Mitarbeitern, die unaufgeregt ihren Beitrag leisten und trägt zur Demotivation bei. Zudem verstärkt sie das Gefühl, dass die Führungsebene gezielt Ausreden sucht, um finanzielle Anerkennung zu vermeiden – sei es aus Budgetgründen oder systematischen Vorgaben und fördert auch eine Kultur, in der die eigentliche Qualität der Arbeit in den Hintergrund rückt.