Auf kurz oder lang zeigt sich das wahre Gesicht
Gut am Arbeitgeber finde ich
Dass die Zahlungseingänge immer pünktlich kamen und die Geschäftsführung immer ein offenes Ohr für dich hatte. Ja gut, das Gespräch hat oft vermuten lassen, dass es entweder eine Sprachbarriere gab oder mit Beginn des Termins auf Durchzug geschalten wurde, aber man darf ja nicht immer nur meckern. Wenn es persönlichen Bedarf für einen Artikel im Lager gab, konnte man diesen für knapp über dem EK erwerben. Gut (fand ich - leider Vergangenheit), dass die Abteilungen gemischt saßen und so ein schneller Austausch stattfinden konnte.. Das war laut hören sagen wohl auch mal ein positiver Aspekt bei den Kunden. Abschließend lässt sich sagen, dass dieser Arbeitgeber das perfekte Negativbeispiel war, wie ein Unternehmen nicht geführt werden sollte und mir einiges gelehrt hat, was ich später anders machen möchte.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Vieles. Vermutlich zu vieles. Größter negativer Punkt ist jedoch, dass keinerlei Entwicklung stattgefunden hat. Der Betrieb befindet sich in einem Sektor/Branche, welche langsam aber sicher ausstirbt. Die reine Distribution ist für kaum bzw. keinen Kunden mehr interessant. Preis schlägt heutzutage alles. Kommunikation und freundliche Telefonate währen in einer Zeit, in welcher ich unzählige Anbindungen an meine API connecten kann, leider nicht mehr. Digitalisierung hat die DELO leider komplett überrannt und man hat damals den Sprung verpasst und nun mehr und mehr den Anschluss verloren. Wenn mit den Kunden für die STEP Produkte genauso viel Schmarrn gemacht wird, wie mit den Kunden der DELO, rennt ihr beide Unternehmen zeitgleich gegen die Wand.
Verbesserungsvorschläge
Ich hoffe, dass ihr die aktuelle Entwicklung eurer Mitarbeiter berücksichtigt, in ein gesundes Verhältnis setzen könnt und die innerbetrieblichen Probleme lösen könnt. Es gibt ein paar wenige helle Köpfe in eurem Unternehmen, welche hoffentlich nur auf den richtigen Moment warten um den Sprung in eine andere Branche oder Geschäftsfeld zu machen. Lasst euch von der Jugend und den erfahrenen was sagen und riskiert eventuell auch mal Veränderung. "Was lange währt, wird endlich gut", aber wenn ihr so weiter macht rennt euch die Zeit davon. Wartet bevor ihr urteilt und versucht zu unterstützen, anstatt Ausreden zu suchen. Hört zu um zu verstehen als nur um zu antworten. Fahrt ihr weiter diesen einen Weg habt ihr bald eine Fluktuation die mit der eines Burger King Franchise vergleichbar ist..
Arbeitsatmosphäre
Hier herrscht die vermutlich schlechteste Arbeitsatmosphäre die man sich von außerhalb nur vorstellen könnte. Die Geschäftsführung ist beinahe in Gänze auf das nebenstehende Gebäude ausgelagert und lässt sich nur blicken, wenn die Mitarbeiter Gefallen erfüllen sollen (explizit nicht die reine Tätigkeit der Arbeitskraft gemeint). Das interne Vertrauen reicht vergleichsweise soweit wie man eine Waschmaschine werfen kann und die aus nebenläufigen Gesprächen gewonnen Informationen werden verwendet um sich der GF gegenüber besser zu präsentieren (vgl. Randall in Disneys Große Pause)
Kommunikation
Learning by doing neu definiert! Wer keine Wissensdatenbank hat, kann auch nichts vergessen beizubringen - oder so ähnlich. Das gesamte Wissen der Firma und der letzten 30 Jahre hängt in den Köpfen der noch dort anwesenden Mitarbeitern. Verlässt ein Mitarbeiter also nun das Unternehmen, verlässt auch sein exklusives Wissen jenes. Dass hier Informationen für sich behalten werden um sich nicht austauschbar zu machen und dies wieder auszuspielen habe ich zwar nicht erwähnt, sollte allerdings hier vorausgesetzt werden und ist zwingendes Einstellungskriterium
Kollegenzusammenhalt
Um Gennaro Gattuso zu zitieren: "Sometimes maybe good, sometimes maybe DELO" (oder so ähnlich). Es gibt sehr loyale, freundliche und aufgeweckte Mitarbeiter im Unternehmen. Diese sind jedoch sehr rar und werden durch die verkümmerten, einsamen und mieslaunigen Mitarbeiter so sehr in den Schatten gedrückt, dass man hier nur mit sehr viel Wohlwollen zwei Sterne vergeben kann
Work-Life-Balance
Diese fällt überraschenderweise relativ positiv aus. Arbeitszeiten sind gegen Ende des Jahres 2023 leicht angepasst worden (30 Minuten weniger Arbeitszeit pro Tag, also effektive 38-Stunden-Woche - ein hoch auf Jesus), allerdings ermöglichen die Verteilung dieser Arbeitsstunden unter der Woche kaum Ausgleich (8:30 Uhr - 17:00 Uhr). Einzig und allein die Besonderheit am Freitag bereits um 15 Uhr ins Wochenende zu starten ermöglicht hier eine Aufwertung. (Aufgezeichnete) Überstunden gibt es hier nicht, wer länger arbeitet wird mit seiner Provision entlohnt (???). Homeoffice? Hier bist'e fehl am Platz
Vorgesetztenverhalten
Konflikte werden ausgelebt, aber nicht ausgesprochen oder gelöst. Wer ein Problem mit der Geschäftsführung oder dem geschäftlichen Ablauf hat, hat schlechte Karten. Gelobt wird nur, wenn es zwingend notwendig ist und wichtige Zeugen vor Ort sind. Führungsstil á la Laissez-faire, allerdings auch nur, weil die Geschäftsführung vom Tagesgeschäft kein Verständnis mehr hat und spätestens seit Einführung des Fidget-Spinners keinerlei Trends mehr beobachtet
Interessante Aufgaben
Interessant liegt immer ganz im Auge des Betrachters. Damit wir hier allerdings Interessante Tätigkeiten ausüben, muss entweder ein grauer Star vorliegen oder die Schiedsrichterleistung von Felix Zwayer beurteilt werden. Deine Möglichkeiten sind dir gerade so sehr eingeschränkt, sodass dir dennoch der Schwindel wahrt du hättest Entscheidungsgewalt und könntest Einfluss nehmen. Möchtest du deine Arbeitskompetenzen erweitern und ausbauen gibt es den Rat "Hersteller anzuwerben, wessen Produkte dann ebenfalls vermarktet werden können"
Gleichberechtigung
if (alle schlecht behandeln == Gleichberechtigung)
faires Modell in welchem alle gleichermaßen verlieren
else
musst du ein Liebling des Chefs sein um zumindest nicht in erster Instanz unter die Räder zu kommen
Umgang mit älteren Kollegen
Langdienende Kollegen sind hier heilig. Das liegt allerdings nicht an der redlich verdienten und erarbeiteten Zugehörigkeit und dem Vertrauen, welches den Mitarbeitern entgegengebracht wird, sondern wie eingangs bereits erwähnt daran, dass diese auch 70% des allgemeinen Wissens und den Abläufen im Unternehmen tragen. Fällt also der Mitarbeiter aus, welcher am längsten im Unternehmen ist, hat nicht mal eine 3-tägige Einweisung für die Urlaubsvertretung ausgereicht um die Abwesenheit des Mitarbeiters aufzufangen. Abläufe waren anders, Absprachen wurden übergangen - aber durch das Desinteresse der GF geduldet, fällt sowas erst bei Abwesenheit auf. Danke für diese Erfahrungen
Arbeitsbedingungen
Never touch a running system. Damit dies gelten würde, müsste allerdings zuerst etwas tadellos funktionieren. Viele Systeme oder Funktionen haben den Charm einer neu gegründeten Studenten-WG und können nur bedient werden, wenn vorab andere Geräte oder Zugriffe deaktiviert und ausgeschalten werden. In diesem Unternehmen sind die Arbeitsbedingungen wirklich unterirdisch und sämtliche Anregungen zur Verbesserung werden gänzlich ignoriert.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Gibt es wenig, was hier angemerkt werden könnte. Es gibt keine richtige Mülltrennung (Plastik und Pappe zu trennen obliegt der eigenen täglichen Stimmung) und es wird sich nicht für den Klimaschutz oder fairen Handel interessiert - das trifft allerdings vermutlich auf die große Mehrheit aller klein- und mittelständigen Unternehmen zu
Gehalt/Sozialleistungen
Wie schon 1970 darf auch noch heute hier nicht über das Gehalt gesprochen werden (im übrigen Gesetzeswidrig und wie angedroht definitiv kein Abmahn- geschweige denn Kündigungsgrund lol). Gehalt bewegt sich marginal oberhalb des Mindestlohnes, gemessen am Aufwand und den Zielen, welche gesteckt werden jedoch eher vergleichbar mit dem Niedriglohnsektor entlohnt. Provision ist eine Sache für sich - kann man mögen, kann man nicht mögen. In dieser Branche vermutlich nicht schlecht, allerdings zu Beginn verhältnismäßig hohe Hürde dieses überhaupt ausgezahlt zu bekommen. Hier soll wohl in der Probezeit oft eine Vereinbarung getroffen werden, um dies aufzufangen, ob die Zahlen von Monat sechs auf Monat sieben jedoch plötzlich anspringen, halte ich für unwahrscheinlich. Schlechte Planungsmöglichkeiten, da das Gehalt rein ohne Bonuszahlungen wirklich gering ist
Image
Bei ein paar Herstellern ist die DELO Computer GmbH gut angesehen, da man hier bereits ganz zu Beginn schon gemeinsame Geschäfte gemacht hat. Andere Hersteller hingegen haben bereits ein schlechtes Bild der DELO erlangen können und wenden sich zunehmend von diesen ab. Beim akquirieren von neuen Herstellern legt man solch eine Inkompetenz und Unfähigkeit an den Tag, um dieses Image auch bloß halten zu können. Der Sozialmediaauftritt von diesem Unternehmen gleicht der Internetpräsenz meiner Mutter auf Facebook. Sollte LinkedIn bald die Möglichkeit bieten den aktuellen Fortschritt in Candy Crush zu posten, ist es nicht mehr zwingend abwegig meine Mutter bald Daddy zu nennen
Karriere/Weiterbildung
Sobald du Karriere machen und mit diesem Unternehmen gemeinsam wachsen möchtest, dir hierzu auch konkrete und ausgearbeitete Vorschläge einfallen, bist du unten durch. Wird erfahren, dass du zusätzliche (auch akademische) Kompetenzen erlangen möchtest, wird hier nicht nach einem gemeinsamen Weg geschaut, sondern ein Kündigungsschreiben vorbereitet. Den lustigsten internen Karriereschritt finde ich jedoch weiterhin beachtlich amüsant für ein sonst eigentlich so tristes Unternehmen: Ein Mitarbeiter ist mit der gesamten Situation innerbetrieblich unzufrieden und äußert dies mehrfach. Die Geschäftsetage ist unbeeindruckt, woraufhin der Mitarbeiter das Arbeitsverhältnis ordentlich kündigt. Der MA ist schon lange im Unternehmen und hat viel Wissen, welches verloren gehen würde. Die GF ändert an den Problemen zwar nichts, schafft allerdings eine neue ausgedachte Position für den verärgerten Mitarbeiter und sichert diesem einen Dienstwagen zu. Ihm wird nun suggeriert, dass er mehr Kompetenzen übernehmen kann und mehr Zuständigkeitsbereiche hat. Er macht nach wie vor dasselbe, ist nun jedoch direkt verantwortlich für Umsatzeinbüße. Der Mitarbeiter ist (un)glücklich bis an sein Lebensende.