Der Aufbau der Organisation beruht auf intransparenten Karrieremodellen und Undankbarkeit bei zielführender Kritik
Gut am Arbeitgeber finde ich
Man lernt viele junge, nette Leute kennen, kann sich eine sehr gute Zeit machen, wenn man die strukturellen Dinge außer Acht lässt. Ich spreche hier von allen Hierarchieebenen, es gibt wirklich super Leute.
Ich bin in dieser Hinsicht wirklich positiv geprägt worden. Leider hat das nicht gereicht.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Ich habe in meiner Bewertung eigentlich fast alles gesagt.
Ohne auf Zahlen und Personen einzugehen, kann ich hier nicht mehr viel schreiben. Deshalb belasse ich es hierbei.
Ich gebe meine Empfehlung ab, hier zu arbeiten, wenn man ein Praktikum machen oder eine Werkstudententätigkeit ausüben will.
Wenn man Wirtschaftsprüfer werden will, ist es ebenfalls okay.
Für Leute, die hier als Arbeitnehmer ihr Glück suchen und etwas mitgestalten wollen, rate ich es leider ab. Man gerät an festgefahrene Strukturen und an Kritik-Unfähigkeit, die ihresgleichen sucht. Die persönliche Zufriedenheit ist vollkommen gleichgültig. Bleib unzufrieden oder kündige. Das ist der Umgang.
Verbesserungsvorschläge
Es wird sich vermutlich eh nichts ändern, aber ich würde meinen Mitarbeitenden mehr zuhören. Ich meine richtig horchen. Diese ständige Fluktuation ist absolut unschön für jeden dort.
Und diese Mentalität, dass man fehl am Platz ist, weil man seinen Unmut ausspricht, ist katastrophal. Ich bin gerne zur Arbeit gegangen, hatte viel Spaß und habe unfassbar tolle Personen kennengelernt. Leider reicht das aber nicht, wenn chronisch schlechte Zustände herrschen, an denen nichts unternommen wird.
Arbeitsatmosphäre
Dieser Punkt hängt vom jeweiligen Projekt und natürlich Team ab. Grundsätzlich fehlt einem nichts an Arbeitsmaterial oder moderner Infrastruktur. Allerdings kann es, wenn es um persönliche Interessen geht, wie beispielsweise die eigene Karriere, eigene Vorstellungen in die Arbeit einfließen zu lassen, sowie generell einfach mal konstruktive Kritik, sehr schnell unangenehm werden, weil höher positionierte Personen - unabhängig ihrer fachlichen und sozialen Kompetenzen - die Atmosphäre vernichten. Es sollen lieber viele Personen unzufrieden sein, ehe 2 etwas an ihrer Arbeitsweise ändern. Das ist das Motto was ich erlebt habe.
Kommunikation
Die Kommunikation ist unterirdisch. Nach außen hin werden auf Schulungen und internen Präsentationen die Projekte in den Himmel gelobt und gezeigt, wie toll alles funktioniert. Sobald es darum geht, direkt zu sein und gewisse Dinge anzusprechen in Bezug auf das Projekt, die Jahresziele, die Verteilung der faktorierbaren Stunden, die eigene Performance, wird die Verantwortung so lange weitergegeben bis diese wieder bei einem selbst landet. Man kommt sich vor, als würde man mit Bundesbeamten sprechen, die einem bei der Geburt des eigenen Kindes helfen sollen die Nabelschnur des Neugeboreren zu trennen.
Kritik in eigener Sache wird nach meiner Erfahrung nicht ausgesprochen um etwas zu verbessern, sondern wird man durch die niederträchtigste Art und Weise abgestraft, in dem man karriere- und gehaltstechnisch auf dem gleichen Niveau bleibt - also einfach auf der Strecke gelassen.
Von den Sprüchen mancher Kolleginnen und Kollegen innerhalb des Teams anderen gegenüber will ich hier erst gar nicht ansprechen.
Kollegenzusammenhalt
Tatsächlich findet man immer wieder gute Leute, die sowohl interessiert sind beruflich erfolgreich zu sein, als auch persönlich. Leider ist meiner Auffassung nach die Organisation so strukturiert, dass ein Zusammenhalt erschwert wird, da in negativ geprägten Zeiten, die beruflichen Interessen - die meistens in Abhängigkeit der Interessen der Vorgesetzten stehen, aber im Gegenstück zu den persönlichen - im Vordergrund stehen und einige nette Leute dadurch, nicht den Mumm beweisen Kritik an Ort und Stelle zu äußern. Das ist ziemlich schade, da sich so nie etwas ändern wird.
Damit sind alle möglichen Kritikpunkte gemeint, sowohl kleine alltägliche, als auch schwerwiegende, die das Projekt extrem belasten können.
Work-Life-Balance
Die Work Life Balance ist grundsätzlich in Ordnung, wenn man weiß, wie man Arbeit weitergeben kann. Wenn jemand eine gesunde Balance hat, dann in der Regel nur, weil ein anderer viel mehr arbeitet.
Das ist meiner Meinung nach auch solange in Ordnung, solange es jeder weiß und sich niemand beschwert. Allerdings ist für viele der Gewohnheitszustand irgendwann erreicht und als hart arbeitende Person, wird die Mehrarbeit oben nicht mehr gewürdigt - weil man ja sowieso immer Gas gegeben hat.
Anders gesagt, reichst du einen Finger, nimmt man dir den Arm.
Vorgesetztenverhalten
Das Vorgesetztenverhalten ist grundsätzlich sehr verschieden und kommt auch auf einen selbst an. Leider ist es trotzdem so, dass die guten Leute, die einen verstehen und auch verstehen wollen, nicht viel ausrichten (können), ohne sich ins eigene Fleisch zu schneiden.
Das ist leider das Problem, weshalb ich die Struktur der gesamten Gesellschaft bemängle und hier schlechte Bewertungen geben kann.
Es wird nichts getan, um Mitarbeiter zu halten oder persönlich zu fördern. Es ist wirklich traurig.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben können stark variieren. Am Ende des Tages ist das subjektiv und Glückssache. Warum ich genau dieses Wort erwähne liegt einfach daran, dass die Abteilungen sich technologischer verkaufen als das Daily Business eigentlich ist - zumindest in meinem Fall. Das muss nichts schlechtes sein - aber es gab bei uns sehr viel Routine - über viele Monate hinweg. Aufgrund der hohen Fluktuation und dem ständigen Einstellen von günstigen Mitarbeitern (Studenten und Praktikanten) wird das nicht unbedingt besser, da man durch das Einarbeiten der neuen Kollegen und das gleichzeitige verlieren von Kollegen mit Wissen und einer Vollzeitposition, so gut wie durchgehend unterbesetzt ist und auch coole Aufgaben dadurch einfach lästig werden.
Gleichberechtigung
Meiner Auffassung nach gibt es keine. Es gibt in meinem Team kein Rassismus- oder Sexismus-Problem. Aber sollte man auch nur geringfügig in seiner Denkweise abweichen und mal Gegenwind zeigen, ist man unten Durch und nur noch verbrannte Erde, die nicht mehr zu retten ist. Das ist weder gerecht, noch in irgendeiner Weise weiterbringend für keine der Parteien. Man kann nicht nach außen hin alles toll reden und von "make an impact that matters" sprechen, wenn Vorgesetzte sich verhalten wie Randal aus Disneys große Pause.
Umgang mit älteren Kollegen
Dazu kann ich nicht viel sagen, da eigentlich nur junge Personen eingestellt werden - aufgrund der Junior Positionen.
Den Umgang mit Kollegen die länger dabei sind, habe ich oben bereits angestrichen. Das ist nichts wert, solange man nicht spurt wie ein Haustier.
Arbeitsbedingungen
Die Offices sind schön und die Geräte sind auf dem neusten Stand. Es gibt einen Shop bei dem man Ausrüstung nachbestellen kann. In dieser Hinsicht ist es toll.
Ich muss aber sagen, dass die Bezahlung auch so gering ist, dass man glaubt, man bekommt diese Services, weil man in eigener finanzieller Sache einbüßt.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Mir persönlich ist es eigentlich absolut egal - aber es wird wie bei 99% der Firmen mit Green Dots und was weiß ich geworben. Dem ist nicht so. Es wird zwar gebeten, eher Züge als Transportmittel zu nehmen, aber vermeidbare Reisen - insb. von Vorgesetzten werden teilweise mehrmals im Monat(!) durchgeführt. Und Inlandsflüge werden bevorzugt, ehe man eine Nacht im Hotel dranhängt.
Hier spricht aber vermutlich kein Unternehmen die Wahrheit, also den Punkt würde ich nicht wirklich als Kritikpunkt wählen.
Gehalt/Sozialleistungen
Man startet je nach Bereich grundsätzlich so mit 46-54 k ein. Kann auch sein, dass man je nach Geschick beim Verhandeln auch mehr rausholt.
Die Bezahlung ist natürlich pünktlich. Aber sollte ich mich dafür bedanken? Ich bin ja auch pünktlich bei der Arbeit.
Mehrarbeit wird nicht belohnt und die Jahresenden werden quasi gewürfelt. Ich finde die Bezahlung für Mitarbeiter im Verhältnis zu den Umsätzen absolut gering, vor allem wenn man weiß, wie es ab dem Level Director zugeht. Die Bonuszahlungen sind ein Witz und sind festgelegt bzw. haben eine relativ geringe Range. Am Ende sieht es bei anderen Big Four vielleicht nicht besser aus.
Aber will man sich echt in negativen Punkten ähneln? Hauptsache die LinkedIn-Posts sind immer on Point.
Image
Die Brand "Deloitte" kommt gut an, weshalb es ja auch nur vor Studenten und Praktis sprudelt - was schön ist. Wenn man aber versucht den Kern der Organisation kennenzulernen, merkt man schnell wie intransparent und elitär es zugehen kann. Absolut nicht mein Geschmack. Die drei Sterne gebe ich, weil es für einen Wechsel bzw. Hopper gut geeignet ist - genau das wollte ich aber eigentlich nie sein.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildung: Man bekommt was man möchte, wenn man dafür kämpft und es regelmäßig anspricht.
Karriere habe ich denke ich genug beschrieben. Mehrarbeit wird nicht belohnt, Personen mit absoluter Inkompetenz und schlechter sozialer Eigenschaften kommen zeitgleich karrieretechnisch voran.
Ansprechen solcher Angelegenheiten ist nicht möglich.