Als Praktikant/in BA München meiden, wenn man sich nicht das Leben schwer machen will!
Gut am Arbeitgeber finde ich
Grundsätzlich gibt es gute Angebote, wie Schulungen oder Kontaktmöglichkeit anderer Mitarbeiter/innen. Ich durfte auch viele Kolleg/innen in oberen Karrierestufen kennenlernen, die durchaus unterstützend und professionell auftraten. Was vielleicht noch positiv ist, ist das Deutschlandticket, das Professionals angeboten wird.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Schlecht umgesetzte/lückenhafte Führungskultur. Dass Machtmissbrauch überhaupt möglich ist. Veraltete Strukturen mit starrer Hierarchie. Nach außen hin scheinbare Gleichstellung aller Mitarbeiter/innen, was aber intern sicher nicht Realität ist. Für ein paar Monate mit ein bisschen Toleranz noch aushaltbar, aber auf Dauer wirklich schwierig.
Verbesserungsvorschläge
Führungskräfte mit Personalverantwortung besser kontrollieren bzw. Strukturen so ausrichten, dass Machtmissbrauch nicht möglich ist. Solange das im BA Bereich nicht gegeben ist, sollten Praktis diesen Bereich besser meiden, es gibt genügend andere interessante Bereiche, wo man zumindest ein bisschen Wertschätzung bekommt!
Arbeitsatmosphäre
Die meisten (jungen) Kollegen waren freundlich und hilfsbereit, da allerdings mein Counselor (Vorgesetzter trifft es bei seinem Verhalten besser) menschlich eine Katastrophe war, war die Atmosphäre bald sehr unangenehm.
Kommunikation
An sich von der Organisation aus gut, es werden zum Beispiel regelmäßig All Hands Calls veranstaltet. Allerdings wird diese Kommunikation in den Teams nicht umgesetzt. Mir wurde von älteren Kollegen und Kolleginnen mitgeteilt, dass man Probleme am besten nicht nach oben weitergibt. Am Anfang erschien mir das seltsam und nicht konstruktiv, aber mit der Zeit habe ich verstanden, dass der eigene Schutz wichtiger ist als effizientere Arbeit. Es war offensichtlich, dass auch die Professionals einen beängstigenden Respekt vor meinem Counselor (Senior Manager) hatten.
Kollegenzusammenhalt
Auf den unteren Stufen in Ordnung. Nach oben aber von dem, was ich mitbekommen habe, nicht vorhanden. Als Praktikant/in ist der Zusammenhalt unter Praktis und Werkstudis super, aber nach oben hin fehlt der Support völlig. Ich hätte mir von meinem Counselor konstruktive Kritik erhofft, habe aber immer nur negative Kritik bekommen, die beim besten Willen nicht konstruktiv war. Ich war motiviert, dazu zu lernen und Fehler zu korrigieren, aber wenn man nicht einmal genau weiß wo das Problem liegt, ist das schwierig. Meiner Wahrnehmung nach eher Konkurrenzkampf als Miteinander, was durchaus ein bekanntes Vorurteil der Big 4 ist, aber bei anderen der Big 4 nicht immer der Fall ist.
Work-Life-Balance
Schon als Prakti nicht vorhanden. Wenn man beim Mandanten ist, werden Pausen gerne mal gestrichen oder das Frühstück ausgelassen. (Unbezahlte) Überstunden gehörten bald zur Regel in meinem Alltag. Aus 40 Stunden wurden über 50 pro Woche. Da ich damit schon gerechnet hatte, war ich zumindest darauf eingestellt. Trotzdem war es schwer, nach besonders anstrengenden Tagen mit niederschmetternden Gesprächen/Abfragen noch gut zu schlafen. Das größte Problem war für mich die nicht vorhandene Anerkennung dafür. Mit positiver Kritik könnte man Motivation so leicht aufrechterhalten, das hört man eigentlich in jeder HR-Vorlesung, mein Counselor hatte davon wohl nie gehört. Ich musste mich immer wieder an meine ursprüngliche Motivation zurückerinnern, damit ich einigermaßen motiviert blieb.
Vorgesetztenverhalten
Wie schon erwähnt katastrophal. Immer nur negative destruktive Kritik, keinerlei Anerkennung guter Leistungen. Ich wurde fast jeden Tag an einem Whiteboard stehend über Inhalte meines Studiums abgefragt. Meine Kenntnisse waren dabei bei weitem nicht ausreichend (bin unter den besten 1% einer Target Uni), wodurch ich mir zunehmend klein und unwissend vorkam. Es war eher eine Atmosphäre der Angst, keine in der man irgendetwas lernen konnte. Dazu kamen sexistische Kommentare vonseiten des Counselors über Mitarbeiterinnen des Mandanten und sexuelle Anspielungen gegenüber einer Professional-Kollegin, die auch ich mitbekam. Ich hatte es immer wieder versucht, durch harte Arbeit und Höflichkeit Anerkennung oder Respekt zu bekommen, aber das hat über mein gesamtes Praktikum über nicht funktioniert.
Interessante Aufgaben
Mittelmäßig. Vieles war Arbeit in Excel, aber das war für mich in Ordnung. Die für mich schwer verständliche Erklärweise meines Vorgesetzten war ein Problem, da ich mir das meiste selbst erschließen musste. Andere Mitarbeiter/innen waren hingegen eine wichtige Stütze und haben mir auch konkrete Vorgaben für die Aufgabenerfüllung gegeben.
Gleichberechtigung
Wird an sich durch Schulungen gefördert und am Anfang hatte ich den Eindruck, dass Gleichberechtigung und Diversity gut umgesetzt werden. Allerdings war bei mir eben das Problem, dass ich die oben genannten Kommentare und Aussagen von Kolleginnen im Team über die erschwerten Bedingungen weiblicher MA mitbekommen hatte und deswegen die Situation direkt bei mir anders aussah. Es kann gut sein, dass es in anderen Teams ganz anders ist.
Umgang mit älteren Kollegen
Darüber kann ich keine Aussage treffen, da es davon tatsächlich keine gab. Der Älteste (Partner) war vielleicht Mitte 40. Ich denke das sagt viel über die Attraktivität des Arbeitgebers.
Arbeitsbedingungen
An sich gute Organisation und Einbindung von Deloitte aus. Es gibt zum Beispiel diverse Onboarding-Veranstaltungen. Es werden kostenlose Getränke angeboten. Bei mir aber wie oben erwähnt schwierig, aufgrund des Vorgesetztenverhaltens.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
In Schulungen gut umgesetzt. Durch das Konkurrenzverhalten, das ich mitbekommen habe und dem Umgang mit niedriger Gestellten allerdings sozial nicht als gut zu bewerten. Alleine die Tatsache, dass Personen wie mein Vorgesetzter sich in dieser Position befinden, ist sozial gesehen ein Problem.
Gehalt/Sozialleistungen
Für ein Praktikantengehalt in Ordnung aber nicht gut, wenn man nur bis zu 3 Monate bleibt. Ab 3 Monaten bekommt man (seltsamerweise) gleich direkt das doppelte an Gehalt. Also an alle, die sich doch bewerben möchten, macht lieber 3 Monate und eine Woche, dann bekommt ihr das Doppelte! Als Professional relativ gesehen deutlich schlechter. Wenn man allerdings die zahlreichen unbezahlten Überstunden mit einrechnet, ändert das die Situation auch bei den Praktis ein bisschen.
Image
Das Unternehmen an sich hat ein gutes Image, das habe auch ich so wahrgenommen. Vieles an dem, wie sich das Unternehmen darstellt und auch an dem was es umsetzt, ist auch zurecht gut zu bewerten. Zum Beispiel wird sich ja auch bemüht, auf Hochschulveranstaltungen teilzunehmen oder Spenden zu generieren. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Bedingungen in anderen Bereichen ganz anders sind. Allerdings müssten in so einem Unternehmen die Strukturen so ausgerichtet werden, dass Situationen wie meine nicht möglich sind. Ansonsten wird das Image zurecht gefährdet.
Karriere/Weiterbildung
Von dem was ich mitbekommen habe, werden gute Optionen zur Weiterbildungsförderung angeboten (zum Beispiel beim WP Examen). Die Karriereleiter ist steil, wobei man darauf achten sollte, dass viele Überstunden und private Einbußen nötig sind, um aufzusteigen. Es sind ca. 2 Jahre nötig, um die jeweils höhere Karrierestufe zu erreichen. Ob man nicht auf anderen Wegen effizienter ist, muss jeder selbst entscheiden, denke ich.