Für Berufseinsteiger, Remote-Arbeiter und Nicht-Führungskräfte eher nicht zu empfehlen
Verbesserungsvorschläge
Es müssen Strukturen geschaffen werden, die für die Größe des Unternehmens angebracht sind und der Gedanke muss verschwinden, dass sich durch das Vertrauen auf eine Handvoll Leute alle Probleme lösen lassen. Es benötigt mehr Professionalität in den Prozessen, eine offenere Fehlerkultur, die von der Führung gelebt wird und eine bessere Kommunikation von oben nach unten. Es muss angefangen werden, die Bedürfnisse und Einschränkungen der einzelnen Mitarbeitenden zu verstehen und eine Arbeitsumgebung geschaffen werden, in der alle Mitarbeitenden sich wohlfühlen und ihre Arbeit ausführen können.
Arbeitsatmosphäre
Eine allgemeingültige Einschätzung der Arbeitsatmosphäre ist schwierig. Innerhalb des HQ in Berlin scheint eine sehr angenehme Arbeitsatmosphäre und Kollegialität zu herrschen. Als Remote-Mitarbeiter speziell in der IT habe ich keine angenehme Arbeitsatmosphäre gespürt. Eine grundlegende Wertschätzung und Aufnahme als Teammitglied auf Augenhöhe habe ich nicht wahrgenommen, dafür aber häufig die Auswirkungen von zu hoher Belastung und Stressfaktoren. Dazu werden regelmäßig die Mitarbeiter hervorgehoben, die viele Überstunden machen oder immer erreichbar sind. Das suggeriert das Bild, nur gut genug zu sein, wenn man die Extrameile geht.
Persönlich habe ich mich selten wohlgefühlt und bin meistens mit Bauchschmerzen in den Arbeitsalltag gestartet. Auch Gespräche haben nicht dazu beigetragen, dieses Gefühl zu verbessern. Aufgrund der sehr intransparenten Kommunikation der Geschäftsleitung konnte ich auch kein Vertrauen in die Führung aufbauen.
Kommunikation
In meiner Anfangszeit hatte ich ein Feedbackgespräch sowie einige 1:1s. Nach internen Umstrukturierungen wurden diese nicht mehr fortgesetzt. Ab diesem Zeitpunkt war die klare Kommunikation über klare Aufgaben, Verbesserungen aber auch Lob oder generelles Feedback kaum noch gegeben. Weder Vorgesetzte noch Kollegen konnten mir klar meine Rolle im Unternehmen beschreiben und meine Aufgaben von anderen abgrenzen. Dies trug zur unbefriedigenden Kommunikation bei.
Ebenfalls war die Unternehmenspräsentation innerhalb des Bewerbungsverfahrens und der tatsächlichen Lage schlecht. Es gab deutliche Abweichungen innerhalb der Unternehmensausrichtung, der Art des Wachstums des Unternehmens sowie der persönlichen Aufgaben- und Rollenbeschreibung für meine ausgeschriebene Stelle.
Kollegenzusammenhalt
Die Stimmung untereinander ist größtenteils gut und ein Grundzusammenhalt ist deutlich zu spüren. Eine ehrliche und direkte Kommunikation war meistens gegeben, auch wenn sich Stressfaktoren immer wieder auf eine freundliche Kommunikation ausgewirkt haben.
Work-Life-Balance
Aufgrund der gesetzlichen Vorschriften müssen Arbeitszeiten getrackt werden. Generell steht es den Mitarbeitenden offen, sich die Arbeitszeit aufzuteilen. Kollegen und Mitarbeiter werden allerdings regelmäßig aus dem Feierabend, Urlaub oder Krankheitsstand kontaktiert und um Probleme zu lösen oder an Lösungen mitzuwirken. Dadurch liegt es größtenteils an der eigenen Verantwortung, die Work-Life-Balance umzusetzen, die man für sich braucht. Ein Verständnis der Vorgesetzten, dass das Eindringen in die Freizeit der Mitarbeiter nicht selbstverständlich ist, konnte ich nicht erkennen.
Vorgesetztenverhalten
Vorgesetzte hören zu, es entstehen jedoch keine Verbesserungen bei Problemen. Konflikte werden oft heruntergespielt und es fehlt die Empathie und Auffassungsgabe, bestehende Konflikte ausreichend zu verstehen.
In meiner Zeit habe ich ferner oftmals ein schlechtes Vorleben einer Fehlerkultur vorgefunden und eingeschnapptes Verhalten bzw. Nachrichten von Führungskräften, wenn ein Problem auftritt. Anstatt stärkender Nachrichten, wie ein Problem richtig gelöst wird, werden Mitarbeiter verunsichert, heruntergemacht und falsche Lösungsansätze mürrisch hervorgehoben.
Vorgesetzte nehmen nicht die Rolle an, ihre Mitarbeiter zu empowern und dafür da zu sein, dass Mitarbeiter ihre Arbeit bestmöglich ausführen können. Es findet regelmäßig Mikromanagement statt, was sich auf das Engagement, Vertrauen und die Produktivität auswirkt.
Interessante Aufgaben
Wer die Bereitschaft zeigt, kann ggf. interessante Aufgaben übernehmen. Treten im Unternehmen größeren Hürden auf, landen die Aufgaben jedoch bei den erfahrenen und eingespielten Kollegen, was Einfluss auf die Wertschätzung hat. Generell gibt es interessante Aufgaben, die übernommen werden können. Häufig muss man diese jedoch selbst finden und zusätzlich übernehmen, als dass diese einem aktiv zugesprochen werden.
Gleichberechtigung
Während meiner Zeit ist mir kein negatives Verhalten bzgl. Ausgrenzung und mangelnder Gleichberechtigung aufgefallen. Generell ist das Unternehmen und die Mitarbeiter sehr international ausgerichtet und lebt diese Werte vor.
Arbeitsbedingungen
Die technische Grundausstattung ist zufriedenstellend, für Full-Remote Mitarbeiter wird ein zweiter Bildschirmmonitor gestellt. Ein Zuschuss für Büroausstattung ist mir nicht bekannt.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Der ökologische Einfluss und Fußabdruck wird bei der Softwareentwicklung nicht berücksichtigt, CO₂-Emissionen direkter oder indirekter Art sind nicht bekannt und werden auch nicht ausgeglichen.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt und die Sozialleistungen sind Branchen-durchschnittlich.
Image
Das Image des Unternehmens muss zweiseitig bewertet werden. Während vor allem Praktikanten und Interns, die vor Ort in Berlin arbeiten, sehr positiv über ihre Zeit reden, halte ich das Image bei Festangestellten zumindest in der IT für durchschnittlich. Die Imagebewertung der Praktikanten lässt sich sehr gut in den Bewertungen auf Kununu wiederfinden und hat einen hohen Anteil an der guten Bewertung als Arbeitgeber auf diesem Bewertungsportal. Bei den jüngeren Festangestellten war das Image als Arbeitgeber größtenteils unzufriedenstellend, während länger bestehende Mitarbeiter das Unternehmen positiv empfehlen würden, auch wenn ein nostalgischer Rückblick über die früheren, besseren Strukturen nicht auszuschließen ist.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildungsmöglichkeiten wurden mir während meiner Zeit im Unternehmen nicht ermöglicht, auch Weiterbildungen von Kollegen sind mir nicht bekannt. Während meiner Zeit konnte ich nicht sehen, dass Mitarbeitenden Aufstiegschancen ermöglicht wurden und daran gearbeitet wurde, dass Angestellte den nächsten Schritt im Unternehmen gehen und im Unternehmen wachsen zu können.