Familienfreundlicher Arbeitgeber - nach 10 Jahre freier Wirtschaft nun Beamter
Gut am Arbeitgeber finde ich
Familienfreundlichkeit. Hier hat jeder für private Hindernisse immer vollstes Verständnis. Und dass man nach Dienstschluss nicht vom Arbeitgeber belästigt wird. In meiner alten Arbeit wurde ich teilweise noch um 20 Uhr angerufen, oder um 22 Uhr per Whatsapp angeschrieben.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Man hat hier halt NULL, aber sowas von KEINERLEI Einfluss auf die zukünftige Entwicklung. Im der freien Wirtschaft gibt es regelmäßig Befragungen. Ich selbst habe zahlreiche Prozesse implementieren können. All das ist bei der Bundeswehr nicht möglich.
Verbesserungsvorschläge
Bewerbungsprozess beschleunigen. Unter einem halben Jahr erfolgt kaum eine Einstellung. Dadurch, dass so viele rechtliche Aspekte und Gremien beteiligt werden müssen, dauert es ewig. Man kann sich eigentlich nur aus einer bestehenden Anstellung bewerben und es parallel laufen lassen. Die Personalabteilung sollte den Bewerber zumindest nach dem ersten Bewerbungsgespräch besser betreuen. Es würde schon ausreichen, dass man angerufen wird und kurz abgeholt wird, wo man gerade steht.
Arbeitsatmosphäre
Es kommt ganz auf die Abteilung/Organisation an. Aber an sich sind alle im ersten Step fair, freundlich respektvoll.
Kommunikation
Man wird immer up-to-date gehalten. Oft per Mail. Jede Woche ein Meeting, wo keiner Telearbeit hat, man sich sich alle. Jeder darf in diesem Meeting alle Punkte einbringen. Vorgesetzter stellt alle Ereignisse vor. Also alles was fachlich die Abteilung betrifft, klappt super.
Einzig die Kommunikation mit diversen Angeboten für die persönliche Weiterentwicklung hakt. Hier muss man selber aktiv tätig werden.
Kollegenzusammenhalt
Enorm gut!!!! jeder hilft hier jedem. Ich habe bestimmt in den letzten 2 Jahren über 200x andere Städte/Abteilungen/Organisationen kontaktiert. Es wurde mir immer weitergeholfen, fristgerecht zurückgemeldet.
In der eigenen Abteilung kommt es halt auf die Leute an. Aber wenn jeder halbwegs motiviert und sein Köpfchen einschaltet und mithilft, wird auch zurückgeholfen.
Work-Life-Balance
Absolut genial!!!!! Ich bin aufgrund von 2 Kindern und meiner Familie zu liebe aus der freien Wirtschaft (gerade das erste 6-stellige Jahresbruttoeinkommen "erreicht"). Leider stand die Arbeit jahrelang in meinem Fokus, bis es durch Corona "klick" im Kopf gemacht hat. Jeder muss das für sich entscheiden, was er für ein gutes Gehalt opfern will.
Jetzt die Work-Life-Balance bei der Bundeswehr:
- Gleitzeit, Kernarbeitzeit einhalten, aber man kann immer Ausnahme erwirken.
- Halb mobiles, halb Präsenz-Arbeiten: Das ist die beste Kombination.
- Jederzeit mobiles Arbeiten möglich: Egal ob Handwerker, Kind krank, Bahnstreik... ich kann immer von zu Hause arbeiten.
- Während der Arbeitszeit darf ich 90min Sport pro Woche machen in einer Sportgruppe (ist in einigen Kasernen möglich). Zusätzlich 30min BGM. Sprich somit ist während meiner Dienstzeit das Sportprogramm erledigt.
- Freitags arbeite ich von 6-12 Uhr (dafür unter der Woche etwas länger). Ich habe jeden Freitag ab 12 Uhr pünktlichst Wochenende.
- Nach Dienstschluss ruft keiner mehr an, es gibt keine WhatsApp-Gruppen etc. Nach Dienstschluss ist der Kopf nur noch bei privaten Angelegenheiten.
Vorgesetztenverhalten
Hier tatsächlich sehr durchwachsen. Aber in der Regel Wechsel Vorgesetzte alle 1-2 Jahre, wenn man mal Pech hat, muss das halt mal aussitzen. Manchmal geht auch einer nach 3 Monaten wieder. Manchmal hat man mal für 1 Jahr keinen... Hier ist alles möglich.
Interessante Aufgaben
Ich habe ein absolut spannendes Aufgabenfeld, was nie langweilig wird. Ich habe 50% Routineaufgaben, und 50% immer wieder was Neues. Habe viel Austausch mit unterschiedlichen Abteilungen. Es wird nie langweilig.
Gleichberechtigung
Pro Standort gibt es Gleichstellungsbeauftragte für Soldaten und für ziviles Personal. In der Bundeswehr wird sich von allen Seiten massiv für das Recht der Beschäftigten eingesetzt. Absolut kein Vergleich zur freien Wirtschaft, wo man selber sich durchboxen muss.
Umgang mit älteren Kollegen
Egal ob jung oder alt. Die alten Kollegen haben unendlich viel Wissen und ein gigantisches Netzwerk. Daher sind die absolut wertgeschätzt, aber wissen auch um Ihre Stellung. Manchmal wirken diese dann doch sehr arrogant...
Arbeitsbedingungen
Meist alte marode Büros, kein Obstkorb, keine tolle Aussicht aus dem 20ten Stock Innenstadt, oft keine gute ÖPNV Anbindung, keine Sandwiches von HelloFresh :) :) :)
Also hier liegt der Fokus auf der Arbeit. Wer sich attraktive offene Google-Büros wünscht, ist hier falsch. Alles in Vorschriften geregelt. Kaum Spielraum. Alles Bürokratisch. Aber dies alles gibt Sicherheit. Wer das für sich akzeptieren kann, der ist hier richtig. Nach der Uni wäre ich untergegangen!!! Aber jetzt als Familienvater gibt diese Routine einfach Sicherheit. Ich brauche keine After-Work_party mit Kollegen oder Team Events.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Alles nach gültigem Recht :) Hier wird drauf geachtet
Gehalt/Sozialleistungen
Als Arbeitnehmer ist das Gehalt so lala... Wenn man dann verbeamtet wird, mit den Zuschlägen, dann siehts wiederum gut aus. Ich konnte mir 10 Jahre in der freien Wirtschaft ein kleines Polster aufbauen. So dass man die paar Monate als Arbeitnehmer weiterhin normal leben konnte.
Wenn man dann wiederum die Pension mit einbezieht, dann ist das Gehalt im gehobenen Dienst absolut fair! Zudem muss man sich keine Sorgen um wirtschaftliche Schwankungen machen.
Image
Ja, das Image der Bundeswehr: Wird immer mal wieder durch die Medien gepeitscht, oftmals Halbwahrheiten verbreitet. Ich glaube, jeder muss das für sich selber entscheiden.
Karriere/Weiterbildung
Bis zur Rente bleibe ich hier. Man kann sich auf alles und jeden Posten bewerben. Jederzeit an allen möglichen Trainings oder Fortbildungen anmelden. Das Angebot ist so riesig, dass man gar nicht weiss, wo man überall suchen kann. Es wird nie langweilig! Wenn Langweile aufkommt, dann versetzten lassen.