Top für Berufseinsteigende, Flop für Bildungsfachleute!
Gut am Arbeitgeber finde ich
Das Wissensmanagement ist wirklich beeindruckend und nachhaltig aufgebaut. Davon können sämtliche Organisationen wirklich viel, viel Gutes lernen!
Die technische Ausstattung und Begleitung ist großartig; als Corona-Homeoffice startete, war das für die DKJS kein Neuland.
Die Menschen, die dort arbeiten sind alle sehr kollegial und ideell-transformativ. Es gibt deswegen auch eine tolle Teamkultur, in der man sich immer gegenseitig hilft und sehr fehlerfreundlich ist; das ist toll!
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Siehe Gehalt, Sozialleistungen, Karriere und Weiterbildungen. Man kann die Jobs für Bildungsfachleute nur mit einem zufriedenen Herzen machen, wenn einem die finanzielle Bezahlung (eine Zeit lang) egal sein kann.
Verbesserungsvorschläge
Bessere Bezahlung für Bildungsfachleute sowie als Wertschätzung für diejenigen, die bisher kostenlos Einsteigende ins Thema coachen oder ausbilden.
Übernahme von selbst ausgewählten Weiterbildungen, weil sie jenseits des DKJS-Weiterbildungsprogramms besser zu den Aufgaben passen.
Weiterbildungen, die über den Status "Anfänger" und "Fortgeschritten" hinausgehen.
Dienstfahrrad oder eine BahnCard 100, wenn man schon partout die zusätzlichen Leistungen der eingebrachten Fachexpertise nicht finanziell wertschätzen will.
Ich würde die DKJS trotzdem nie empfehlen, da alle meine Freunde fachlich sehr gut ausgebildet sind und sie mit ihren angemessenen Gehaltsvorstellungen gar nicht erst im Bewerbungsverfahren eingeladen werden würden. (Berufseinsteigenden, die ich jedoch nicht kenne, würde ich schon nach einiger Abwägung dazu raten, es vielleicht mal auszuprobieren, weil einfach das DKJS-Wissensmanagement par excellence ist!)
Arbeitsatmosphäre
Mein Team war einfach nur großartig!!!
Kommunikation
Es gibt in jeder Hinsicht ein großartiges Wissensmanagment! Vor allem bezüglich des ständigen On- und Offboardings (wegen der Projektstruktur der Stiftung) ist beeindruckend transparent und nachhaltig gestaltet!
Kollegenzusammenhalt
Ist sehr gut, kommt manchmal aber auch auf das Team an.
Vorgesetztenverhalten
Meine direkten Vorgesetzten waren die Besten, die ich je erlebt habe; aber in den Ebenen da drüber ist die Wertschätzung gegenüber den langfristigeren Programmen und dem entsprechenden Personal (inklusive meinen direkten Vorgesetzten) ausbaufähig.
Gehalt/Sozialleistungen
Das ist ein wirklich großer Schwachpunkt! Zwar hat die Stiftung mittlerweile eine Bezahlung nach Tarif eingeführt (vorher war es noch viel schlimmer!). Das System ist weiterhin undurchsichtig gegenüber denjenigen, die schon lange in der Stiftung arbeiten und eine entsprechend hohe Fachexpertise haben (maximal 11). Gehaltsverhandlungen gibt es durch die Tarifeinführungen nur auf expliziter Nachfrage und dann nur noch als Farce, weil man regelmäßig an die Spar-Personalpolitik der oberen Etagen in sämtlichen kreativen Äußerungen stößt (nein, deine Tätigkeiten sind "nicht wissenschaftlich" / nein, die Tätigkeiten sind "nicht wissenschaftlich genug" / nein, deine Tätigkeit ist "nicht quantitativ wissenschaftlich" / Danke für die Auflistung deiner tatsächlich wissenschaftlichen Tätigkeiten, aber nein, die "13 gibt es nur für Leitungen" / nein, sonst gäbe es ja "eine soziale Revolution"!, etc. ). Dann wird noch ernsthaft vorgeschlagen, dass man das außerhalb der DKJS erworbene, teure Fachwissen an alle anderen weitergeben soll ("wenn du andere ausbildest, dann können wir noch mal sprechen") und als Ausbildende benutzt wird, ohne dafür entlohnt zu werden!
Image
Das Image beziehe ich auf die Kultur innen: Für mich ist die DKJS eine Kultur des Abschiedes und des Karriereboosters für Berufseinsteigende. (Vor allem die Abschiede sind aufgrund der Projektstruktur manchmal kaum auszuhalten, wenn man ein eher längerfristiger Typ ist.)
Karriere/Weiterbildung
Die Weiterbildungen sind so lange sehr gut, wie man neu in der DKJS ist. Wenn man nach einem Projektzyklus weiterzieht, wird man sehr reich beschenkt. Diejenigen, die bleiben, weil die Aufgaben eben interessant sind und die Teams sehr schätzt, müssen sich ihre Fachexpertise aus eigener Tasche weiter anreichern. Ich habe in den letzten Jahren ca. 3.500- 5.000€/Jahr für Fortbildungen ausgegeben (inklusive Urlaubstage, weil oft nicht als Bildungsurlaub anerkannt), damit ich für meine fachlich sehr anspruchsvollen Aufgaben das nötige und passende Werkzeug anwenden kann. Es gibt alternativ auch keine anderen Ausgleiche, z.B. ein Dienstfahrrad oder eine BahnCard 100. Wenn man das zwei, drei Jahre ohne Anerkennung der Eigenfinanzierung durch hat, mag man sich auch nicht mehr an den Wissensmanagementformaten beteiligen.
Man muss sich also, wenn man länger bleiben will als 4 Jahre (also ca. 2 Projektzyklen) bzw. als Bildungsfachmensch dort arbeiten will, den Job schlicht finanziell leisten können, indem man entweder in einer finanztragfähigen Partnerschaft lebt, einfach Lust hat aus ideellen Gründen mit dem eigenen Ersparten draufzuzahlen oder man hat noch eine günstige Wohnung.