Tägliches Rennen gegen die Uhr, Überwachung und die alte Mär vom "ab morgen wird's besser"
Gut am Arbeitgeber finde ich
Ich muss ehrlich sagen, dass ich alles was ich an der Post gut finde als absolutes Minimum und Selbstverständlichkeit von Arbeitgeberseite erwarte. Z.B Geld ist pünktlich drauf, aber wie gesagt, bei so einem großen Konzern wär das auch die Wucht, wenn nicht mal das liefe.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Dass die Vorstände den großen Reibach machen während sie warm sitzen und uns alles aufgebürdet wird, was nicht bei 3 auf dem Baum ist und, dass es null Eingeständnisse gibt, dass da eine Schieflage herrscht. In meiner Glaskugel sehe ich bereits die Antwort auf meine Bewertung: "Das ist sehr schade, dass Sie so von uns als Arbeitgeber denken, wir arbeiten jeden Tag daran, dass sie einen tollen Arbeitsplatz haben und nehmen Ihre Bedenken super doll ernst und eigentlich kann das aber alles gar nicht sein, weil wir ja das No#1 Team sind"
Verbesserungsvorschläge
- Von der Börse gehen, damit vielleicht dann neben Geld auch die Menschen zählen, die es dem Konzern einbringen.
- Vorher Mal schauen, ob das was man an Service und Qualität anbieten will, auch von den Zustellkräften bewältigt werden kann und diese dabei auch körperlich und psychisch gesund bleiben
- Weniger Überwachung und Kontrolle der Zustellkräfte
Arbeitsatmosphäre
Morgens schon viele lange Gesichter, Stress ,Hektik und das tägliche Gebet, dass man nicht schon wieder von den Ausgefallenen oder Urlaubern die Arbeit mitnehmen muss.
Kommunikation
Man erfährt auf den letzten Drücker was Sache ist. z.B hat man schon längst die Karre beladen und plötzlich soll man dann doch noch Pakete von anderen mitnehmen und alles fliegt durcheinander. Auch Springer*innen müssen immer mit spontanen Änderungen der Planung rechnen. Nur, wenn es darum geht, ob man auf einen freien Tag verzichtet oder einen kleinen Fehler gemacht hat, dann kommen sie sofort auf dich zu.
Kollegenzusammenhalt
Im Großen und Ganzen ganz gut, ist auch einer der wenigen Dinge an denen man sich da meiner Meinung nach festhalten kann, um nicht völlig abzudrehen. 4 Sterne, weil es dort auch immer welche gibt, die sich gerne um alles rumdrücken, krankfeiern und niemand im Büro sagt was. Aber die, die ihre Arbeit gescheit machen und Wert auf eine gute Arbeit legen, kriegen jede Kleinigkeit sofort aufs Butterbrot, am Besten morgens im Vollstress.
Work-Life-Balance
Life? Balance? Lang nix mehr von den beiden gehört. Die Meisten bei uns sind schon nach der Sortierung der wahnsinnigen Sendungsmengen mit den Nerven runter, fahren schon unter Strom los und gucken, dass sie bis Dienstende so viele Briefe und Pakete wie möglich loswerden (+Prospekte und immer wieder zusätzliche Wurfsendungen wie Flyer für ALLE Haushalte, weil ja das andere nicht schon reicht) damit sich die Arbeit nicht anstaut und fahren dann aufm Zahnfleisch heim. Viele von uns sagen, sie sitzen abends nur noch apathisch und runtergerockt da und schauen ständig auf die Uhr wie viel Freizeit noch bleibt.
Vorgesetztenverhalten
Wie wir zu arbeiten haben und ob das für uns möglich ist, wird an ergonomischen Schreibtischen bei einer Tasse Kaffee entschieden und nicht draußen wo der Wahnsinn tatsächlich abgeht. Man kriegt ständig versprochen, dass es besser wird, jedoch werden wenn dann nur die Daumenschrauben noch enger gezogen. Wenn die ZSP-Leitung sieht, dass man kurz vor dem Nervenzusammenbruch steht kommen tolle Hilfsangebote wie "Lächel doch mal/du hast doch eine Dienstzeit/geh doch mal zum Sozialberater/lass die Arbeit doch einfach auf der Arbeit und Zuhause lässt du Zuhause". Die wissen selber ganz genau, dass die meisten dort schon das Kündigungsschreiben mental auf Schnellzugriff gespeichert haben und kriegen Panik, wenn jemandem auffällt, dass das Leben eigentlich zu kurz ist um sich zum Spielball des Konzerns und seiner Kund*innen zu machen.
Interessante Aufgaben
Morgens durch die Hallen jagen und sich seine Pakete, Briefe, Prospekte und was weiß ich zusammenkramen, Karre beladen und das dann alles unter Zeitdruck in der Weltgeschichte verteilen und zustellen fahren. Dazu dann noch Kundenprobleme anhören für die man nix kann, ewig an Packstationen rumfummeln und zurück im Depot dann die Nachbereitung von Allem was nicht zugestellt werden konnte. Es sind viele Aufgaben, jedoch kann von interessant oder Abwechslung nicht die Rede sein. Wenn man zufällig ein Oktopus oder Kraken ist, dann ist man klar im Vorteil.
Gleichberechtigung
Kann man nicht meckern, alle werden gleich verbraucht.
Umgang mit älteren Kollegen
Müssen genauso viel leisten. kurz vor Rente sind die Ladefläche und die Postkisten genauso voll wie bei allen anderen auch.
Arbeitsbedingungen
Arbeitsmittel solala, wird auch gespart wo nur geht. Um die Autos (Waschen, Reifendruck etc) muss man sich während der Zustellung selber kümmern. Viele müssen alte Postkleidung auftragen. Wenn nicht grad ein Jahrhundert-Tornado wütet ist man bei Wind und Wetter draußen und es gibt keine Zugeständnisse wie z.B dass man bei durchgehendem Starkregen mal die Prospekte liegen lassen kann. Zustellqualität > Gesundheit der Zustellkräfte.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
E-Autos fahren ist ja schön und gut, aber wenn da jeden Tag tonnenweise Werbemüll transportiert wird, ist das auch mehr Schein als Sein.
Gehalt/Sozialleistungen
Ist ok, aber sonst wären die Hallen auch leer bis auf die letzten Beamten die noch bis zur Pension durchziehen.
Image
Ich kenne keine Kolleg*innen, die ein wirklich gutes Bild von und Vertrauen in ihren Arbeitgeber haben, die Nerven liegen kategorisch blank. Auch die Kund*innen wissen mittlerweile ganz genau wo bei dem Laden der Hase im Pfeffer liegt. Ein gutes Image hat die Post bei ein paar älteren Menschen, die noch nicht ganz mitgekriegt haben, dass es seit 1995 keine Bundespost mehr gibt.