Work-Life-Balance und Digitalisierung stark abhängig vom Vorgesetzten
Gut am Arbeitgeber finde ich
“Kind, du brauchst einen sicheren Job!” Der einzige Punkt, der die Verwaltung noch attraktiv macht.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
“Sie möchten in einem historischen Umfeld arbeiten? Die wahrscheinlich letzten Faxgeräte bewundern können? Sie mögen den Umgang mit Papier und Ordnern so weit das Auge reicht? Sie haben ein Frauen- und Familienbild der 50er Jahre? Sie lieben Kaffeepausen und Überstunden? Sie legen wenig Wert auf zeitgemäße Arbeitsmodelle und moderne Technik? Produktivität der Mitarbeiter ist Ihnen egal? Bewerben Sie sich jetzt!“
Verbesserungsvorschläge
Echte Work-Life-Balance, wie bereits von vielen Unternehmen aktiv gelebt wird, existiert hier nicht. Floskeln wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie lassen bisher alle anderen Lebensmodelle und Bedürfnisse außen vor. Allein, dass immer noch Kernzeiten existieren, spricht Bände. Lächerliche zwei Tage Homeoffice pro Woche, die vorab umständlich durch den Vorgesetzten genehmigt werden müssen, muss man nicht kommentieren. Dass die Verwaltung nicht gerade für ihre Produktivität bekannt ist, ist hier kaum verwunderlich.
Arbeitsatmosphäre
Das Team muss oft die Mängel eines schlechten Führungsstils des Vorgesetzten kompensieren. Lob und Anerkennung sind meist reine Rhetorik und wirken zu auffallend auswendig gelernt. Führungskräfteseminare im
Öffentlichen Dienst sind ein Witz. Die seltenen, anerkennenden Worte des Vorgesetzten werden leider zu oft nicht spürbar gelebt.
Kollegenzusammenhalt
Das Team muss oft die Mängel eines schlechten Führungsstils des Vorgesetzten kompensieren und rettet so das Gesamtergebnis, ohne dass es der Führungskraft bewusst ist. Zusammenhalt wird offenbar umso ausgeprägter, je schlechter der Führungsstil des Vorgesetzten.
Work-Life-Balance
Die Möglichkeit von Homeoffice ist stark abhängig vom persönlichen Geschmack und Kontrollzwang des Vorgesetzten. Digitalisierung oft ungenügend, weshalb ortsunabhängiges Arbeiten noch absurd weit entfernt scheint. Es gibt noch unglaublich viele Papiervorgänge, dass es einer Zeitreise gleicht.
Vorgesetztenverhalten
Personal ist nach wie vor lästiges Beiwerk einer Leitungsfunktion. Die Führungskräfteseminare werden teils widerwillig wahrgenommen.
Interessante Aufgaben
Kann je nach Referat sehr unterschiedlich ausfallen. Teilweise findet man Bereiche mit tollen, tatsächlich sinnstiftenden Aufgaben. Es kann aber auch das absolute Gegenteil der Fall sein. Vorher leider schwer vorhersehbar.
Gleichberechtigung
Leider ist immer noch eine stark männlich geprägte Atmosphäre. Viele männliche Vorgesetzte schreiben Männern nach wie vor höhere Kompetenzen zu. Stark zu spüren in der Teambesprechung oder bei der Begrüßung neuer Kolleg/-innen (Rhetorik ändert sich stark, je nachdem, ob ein Mann oder eine Frau vor dem Chef steht). Auch Äußerungen über Geschlechterrollen verraten oft mehr als einem lieb ist.
Arbeitsbedingungen
Gute Büroausstattung, Stand der Technik könnte besser sein
Karriere/Weiterbildung
Abhängig von der Tätigkeit. In den überwiegenden Referaten optimale Möglichkeiten für Fortbildung. Die Wahl ist leider etwas abhängig vom Geschmack des Chefs. Persönliche Interessen des Mitarbeiters sind da weniger im Fokus. Leider fehlt durch viele unvorhersehbare Überstunden oder Personalmangel in einigen Referaten die Zeit und Planbarkeit, um überhaupt eine Fortbildung zu starten.