Rechtlich und moralisch höchst fragwürdiges Praktikum ohne Lerneffekt. Auf keinen Fall zu empfehlen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Digital Minds schreibt sich auf die Fahnen, authentisch und holistisch zu arbeiten. Tatsächlich bedient man sich aber Methoden, die das absolut nicht sind. Stichwort: Trust Marketing mittels erfundener Identitäten und das Vortäuschen von Expertise. Selbst wenn das in dieser Branche so gemacht wird, ist es ein vollkommener Widerspruch zu dem, was das Unternehmen vorgibt zu tun.
Sich hinter den Freiheiten des Internets zu verstecken und ein Praktikumsmodell, das auf nichts als Ausnutzung fußt, anzubieten, ist nicht nur unprofessionell, sondern auch erbärmlich.
Ich kann dieses Praktikum mit keiner Faser weiterempfehlen. Für eine Weiterbildung im SEO-Bereich macht es mehr Sinn, sich auf eigene Faust zu informieren. In diesem Praktikum lernt man nichts, das einem diesbezüglich weiterhelfen könnte.
Verbesserungsvorschläge
Arbeitsrechtliche Vorschriften achten.
Ein Praktikum auf die Beine stellen, das das Thema SEO tatsächlich informativ und umfassend abdeckt und nicht nur als solches getarnt ist, um billige Ratgeberartikel nicht selbst schreiben zu müssen.
Arbeitsbedingungen, Abläufe und Aufgaben ganz klar und ausführlich bei der Vorstellung des Praktikums auflisten.
Arbeitsatmosphäre
Da man vollkommen individuell arbeitet, gibt es zur Arbeitsatmosphäre nicht sonderlich viel zu sagen, sondern eher zu dem Drumherum:
Vom eigentlichen Unternehmen bekommt man als Praktikant nichts mit. Auf Fragen antworten sich die Praktikanten im für alle Mitarbeiter zugänglichen Unternehmenschat gegenseitig. Außer zur Betreuerin hat man absolut keinen Kontakt zu irgendjemandem von Digital Minds.
Die Teilnahme an „relevanten Team Calls“, wie bei der Vorstellung des Praktikums angepriesen, gibt es nicht. Sehr schnell wird einem sehr offensichtlich, dass Praktikanten nur Beiwerk sind und zum stupiden Produzieren von wenig gehaltvollem Content (Berichte/Artikel) gebraucht werden. Ansonsten interessiert sich niemand für sie.
Da hilft auch ein einmaliger Live-Audiovortrag während des Praktikums nicht. Darin bekommt man halbgare Floskeln und auf alles Mögliche übertragbare Aussagen über die Arbeitsmarktchancen im SEO Marketing erzählt.
Kommunikation
Man traut sich nicht, (auch tiefgründigere) Fragen zu stellen, weil diese in einem stakkatoartigen, fast schroffen, genervten und einem „Das-ist-doch-logisch“-Stil beantwortet werden und nicht erwünscht scheinen. Es gibt zwar Feedback auf die fertiggestellten Aufgaben hin, das könnte man sich aber auch sparen, weil es sich dabei nur um erzwungenen Small Talk handelt.
Zwinkersmileys und „^^^“ an den unpassendsten Stellen, die aus dem jeweiligen Kontext heraus das Gefühl nur noch verstärken, dass Dinge besser einfach hingenommen werden sollten, sind auch üblich.
Work-Life-Balance
Es störte massiv, dass es nur eine zuständige Betreuerin im Praktikum gibt und man diese Betreuerin nur am späten Nachmittag und Abend erreichen kann und nur dann die Arbeitsergebnisse beurteilt werden. Das Resultat: Lange Wartezeiten, bis man für die nächste Aufgabe freigeschaltet wird.
Die Arbeitszeit und Fertigstellung der Ergebnisse müssen zwangsläufig auf die Anwesenheit der Betreuerin hin getimed werden, was das Privatleben gerade bei 40-Stunden-Wochen nebenher unmöglich macht. Der Begriff „freie Zeiteinteilung“ und damit auch Work-Life-Balance sind bei diesem Praktikum nur eine leere Hülle.
Vorgesetztenverhalten
Wenn es um kritische Dinge (z. B. die Arbeitszeit) geht, wird man sehr herablassend behandelt. Es wird mit völlig belanglosen Argumenten wie dass alle Informationen vorliegen würden, um auch über die Weihnachtsfeiertage arbeiten zu können oder dass das Internet an Feiertagen ja nicht abgeschaltet werden würde, hantiert. Auf diese Argumente traut man sich gar nicht zu antworten, weil sie so dämlich und unpassend sind, dass man sofort emotional und anklagend werden müsste.
Ansonsten bekommt man nichts von den Vorgesetzten mit, weil diese sich nicht mit den Praktikanten abgeben und völlig separiert vom Praktikum arbeiten.
Interessante Aufgaben
Absolute Fehlanzeige. Praktikanten werden dazu benutzt, eindimensionale Ratgeberartikel für konkrete Produkte und Dienstleistungen zu schreiben. Und nur dafür, andere Aufgaben gibt es nicht. Man lernt einmal, wie eine Keywordsrecherche funktioniert und macht ansonsten immer das Gleiche. Die wenigen kurzen Zwischenaufgaben mit etwas anderen Inhalten fallen da nicht ins Gewicht.
Die Themen, die in der Vorstellung des Praktikums angepriesen werden (z. B. Content Analytics), werden nie behandelt. Leere Versprechungen, wohin das Auge reicht.
Als 40-Stunden-Praktikant macht man einfach nur mehrmals das Gleiche. Man lernt nicht etwa mehr oder tiefgründigere Inhalte als jemand, der einen Vertrag über eine 20-Stunden-Woche geschlossen hat, wie das eigentlich üblich ist.
Es handelt sich um ein Praktikum, bei dem nicht das Lernen im Vordergrund steht, sondern das monotone Schreiben von irgendwelchen Artikeln. Ich habe längst nicht so viel gelernt, wie das für ein 480 Stunden fassendes Praktikum angemessen wäre. Eigentlich überhaupt nichts.
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsbedingungen werden vor dem Praktikum nicht ausreichend offengelegt. Hat man das Praktikum angenommen, wird man über die konkreten Formalitäten und Abläufe informiert.
Der für mich frechste Punkt am Praktikum: Gesetzliche Feiertage während des Praktikums sind nicht frei. Sie werden nicht vom Workload abgezogen, wie das auch bei unbezahlten Praktika rechtlich vorgeschrieben ist. Feiertage muss man nachholen oder sie im Voraus abarbeiten. Gerade bei 40-Stunden-Wochen und privaten Verpflichtungen nahezu ein Ding der Unmöglichkeit und einfach nur unterste Schublade.
Bei dieser widerlichen Praxis wird sich hinter dem völlig belanglosen und peinlichen Argument versteckt, das Internet würde am Feiertag ja auch nicht abgeschaltet werden. Damit wird schlicht und ergreifend geltendes Recht ignoriert.
Praktikanten auch an Feiertagen arbeiten zu lassen, das ist darüber hinaus auch moralisch höchst fragwürdig, wenn man bedenkt, dass man das Praktikum ohne jegliche Bezahlung macht. Es geht dem Unternehmen nur darum, kostenlose Arbeitskräfte für das Schreiben von Artikeln zu bekommen.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Praktikum ist unbezahlt, worin ganz nüchtern betrachtet eine große Ungerechtigkeit liegt. Man schafft für Digital Minds während des Praktikums zahlreiche Möglichkeiten, Affiliate Links unterzubringen und über diese Links Geld zu verdienen. Da wäre eine Aufwandsentschädigung angesichts dessen, was man leistet, das Mindeste. Das Unternehmen scheint allerdings nur durch die Einstellung von ca. 30 unbezahlten Praktikanten zu funktionieren.
Image
Alle Praktikanten, mit denen ich privaten Kontakt hatte, sind unzufrieden und teilen meine Kritik. Hinter vorgehaltener Hand - weil einem das absolute Gefühl vermittelt wird, dass Kritik nicht erwünscht ist und das Praktikum ja so einzigartig und toll sei - wird zurecht über das Praktikum hergezogen.
Karriere/Weiterbildung
In der Einführung des Praktikums wird damit geworben, mit guten Leistungen auf sich aufmerksam zu machen, weil immer die Chance bestünde, übernommen zu werden. Ob das tatsächlich so stimmt, kann/konnte ich nicht überprüfen.
Das Zeugnis, das beim letzten Praktikumskapitel mit der bedeutungsschweren und verständnisheischenden Erklärung angekündigt wird, dass zwei bis drei Wochen bis zu seinem Versand vergehen könnten, ist lächerlich. Es handelt sich um ein peinliches Standardschreiben, in dem lediglich Vertragszeitraum, Name und abgeleistete Stunden angepasst werden. Man bekommt es per E-Mail zugeschickt und angesichts seiner gesamten Aufmachung ist es ziemlich fraglich, ob das Ganze bei Arbeitgebern überhaupt ins Gewicht fällt. Professionell geht anders.