FraCareS? Who cares? Oder besser „Wir kehren alles unter den Teppich.“
Gut am Arbeitgeber finde ich
Den unbefristeten Arbeitsvertrag, unsere Uniform, kostenlose Parkplätze, Jobticket und Rabatte auf viele Shops im Flughafen.
Das mit Abstand positivste an der Arbeit sind die Kollegen. Das ist mitunter der größte Punkt, weshalb man in der Firma bleibt. Wir haben Kollegen aus allen Kulturkreisen, die unterschiedlichsten Charaktere und jeden Alters. Die Kollegen motivieren einen, trotz harter Arbeit und manchmal anstrengenden Gästen. Wir lachen zusammen, wir weinen zusammen, wir unterstützen uns und haben einen enormen Zusammenhalt. Jeder hilft, wo man kann und wir sind immer füreinander da.
Die Weihnachtsfeiern und Sommerfeste sind immer wieder schön und es macht viel Spaß außerhalb der Arbeitszeit einen schönen Abend mit den Kollegen zu verbringen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Ich versuche das ganze so neutral, wie nur möglich wiederzugeben.
Angefangen beim Vorstellungsgespräch. Hierbei werden viele Dinge, die unseren Job betreffen, nicht erwähnt und wenn man im Anschluss anfängt hier zu arbeiten, stellt sich das ganze ziemlich anders dar.
Für alle neuen eine Kurzzusammenfassung unseres Jobs: Wir betreuen hilfsbedürftige Passagiere, grob aufgeteilt besteht sie Arbeit als Service Agent aus folgenden drei Bausteinen:
1. als Läufer die Passagiere von Gate zu Gate, Schalter zu Gate, Gate zu Flieger, Fernbahnhof, Taxi stand, Hotel etc. bringen
2. Als Shuttle auf dem E-Car so viele Passagiere wie möglich zum nächsten Shuttle bzw. Übergabepunkt zu bringen.
3. Mobilitätseingeschränkte Passagiere aus dem Flugzeug/ in das Flugzeug heben (kurzgefasst HuT oder HT)
Wenn man dann das Vorstellungsgespräch gemeistert hat, welches sehr einfach zu bewältigen ist. Kommt erstmal eine Woche Theorieschulung auf einen zu und eine kurze Einarbeitungszeit von zwei Wochen für die Praxis. Einen ganzen Flughafen + alle wichtigen Position und Abläufe innerhalb zwei Wochen auswendig zu lernen ist meiner Meinung nach äußerst sportlich.
Mit Glück mit einem Trainer, mit Pech mit vielen verschiedenen. Und jeder hat seine individuelle Art, Dinge zu erklären und Arbeitsweisen weiterzugeben. Also im besten Fall hat man einen guten Trainer und lernt alles schnell und effektiv oder man hat weniger Glück und ist nach den zwei Wochen verwirrter, wie davor.
Ob man nach den sechs Monaten Probezeit übernommen wird, entscheidet die Statistik. Öfters oder einmal lange krank? Kündigung. Ein paar Mal wegen der Bahn zu spät gekommen? Kündigung.
Hier geht es leider kaum mehr um das eigene können oder die Leidenschaft zum Beruf.
Die Arbeitsbelastung ist im Sommer unglaublich hoch. Man arbeitet meistens viele Stunden on top und hat kaum freie Tage. Man baut dadurch unglaublich viele Überstunden auf, die im Anschluss im Winter wieder abgebaut werden, wodurch man im Winter nur wenige Tage pro Monat arbeitet und viel frei hat.
Da muss jeder für sich entscheiden, ob man (Beispielsweise) als 30 stündler im Sommer 45 Stunden arbeiten möchte und im Winter 10–20.
Ich persönlich bin lange genug dabei, um beurteilen zu können, dass sich die Firma in den letzten Jahren stark verändert hat. Hauptsächlich findet man die Fehler bei unserer Geschäftsführung. Die Devise ist Quantität, statt Qualität. Welches wir als Mitarbeiter stark zu spüren bekommen.
Unser Leiter des Betreuungsdienstes (Chef) hat enttäuschenderweise schon des Öfteren den Kontakt zu jungen hübschen Mitarbeiterinnen über Social Media gesucht und auch im persönlichen Gespräch wird man als junge Mitarbeiterin gerne bevorzugt.
Den Punkt, den meine Kollegen schon öfters angesprochen haben, jedoch keiner über Zahlen spricht, ist die Thematik Gehalt. Wir bekommen das Gehalt in der Entgeltstufe 2. Die Tabelle ist öffentlich einsehbar und mit den Schichtzulagen kommt nochmal einiges obendrauf. Ich finde für das, was wir Tag täglich leisten, was man bei uns alles können und wissen muss und was wir für eine große Verantwortung haben, finde ich, werden wir nicht gut genug entlohnt.
Zudem sind unsere Entgeltabrechnungen oftmals fehlerhaft und wenn man nicht dauert, kontrolliert und die geleisteten Stunden nachzählt, verliert man über die Jahre ziemlich viel Geld, welches einem zusteht.
Die Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen, hat in den letzten Jahren an Priorität verloren. Gerade durch die Einführung des HT in 2022. Die Krankmeldungen sind Tag für Tag enorm und durch die Arbeitsbelastung im Sommer wird es sogar noch mehr. Es geht sogar so weit, dass sich Mitarbeiter untereinander Ärzte empfehlen, die einen ohne zu murren mehrere Wochen krankschreiben, nur weil man emotional oder körperlich nicht mehr kann.
Die Qualität der Mitarbeiter nimmt stark ab. Bestes Beispiel: vor einigen Monaten wurde in der Stellenausschreibung der Punkt „Englisch sprechen ist ein Muss“ weggestrichen, was letztendlich dazu geführt hat, dass Kollegen an einem internationalen Flughafen nicht wussten, wie man den Passagieren jetzt auf Englisch etwas erklärt oder nach der Bordkarte fragt. Daraufhin wurde vor einigen Wochen ein Englisch-Kurs für Mitarbeiter ausgeschrieben. Das zeigt meiner Meinung nach das Handeln ohne denken von unserer Geschäftsführung.
Zum Abschluss möchte ich loswerden, ich persönlich finde es schade, wie sich die Firma derzeit entwickelt. Sie hat unglaublich viel Potenzial, aber durch die oben genannten Problematiken verringert sich die Arbeitsmotivation der Kollegen enorm.
Man bekommt täglich den Mitarbeitermangel zu spüren, welches sich auf eine unzufriedene Betreuung der Gäste und unsere Arbeitsqualität auswirkt (keine Zeit, viel Druck).
Ich hoffe sehr, dass sich in den nächsten Jahren etwas ändern wird. Ich würde es mir wünschen, insbesondere für die Kollegen und unsere Passagiere!
Verbesserungsvorschläge
Ich würde mir für die Zukunft von FraCareS wünschen, dass man die Firma so führt, wie man es verspricht. Das wichtigste zuerst: Vernünftige Einstellungstests und schon direkt am Anfang darauf achten, ob eine Person in das Berufsfeld passt oder nicht. Eine längere Einarbeitungszeit mit einem guten Trainer. Qualität, statt Quantität bei den Mitarbeitern. Ebenso benötigen einige Führungskräfte und die Kollegen im Büro eine Nachschulung in Sachen Mitarbeiterhandling. Mehr Transparenz gegenüber den Kollegen wäre wünschenswert, genauso wie eine Renovierung der Sozialräume. Kundenzufriedenheit Priorisieren und nicht das Geld.
Hierbei muss ich aber leider meinen Kollegen zustimmen, denn ich persönlich bin auch der Meinung, dass hier nur noch eine neue Geschäftsführung hilft.
Arbeitsatmosphäre
Der Flughafen ist eine Faszination an sich. Man hat größtenteils nette, lockere, lustige und hilfsbereite Kollegen. Die Arbeit macht Spaß, kann aber auch enorm stressig und anstrengend sein.
Kommunikation
Die Kommunikation zwischen Disponenten und uns Agenten ist größtenteils sehr gut. Manchmal hat man Schwierigkeiten sie zu erreichen, da unglaublich viel los ist, welches manchmal etwas anstrengend ist. Über die Kommunikation mit unseren Betriebsleitern und unter den Kollegen habe ich nichts Negatives auszusetzen, diese war immer respektvoll, außer ein paar Einzelfälle, die es aber meiner Meinung nach in jedem Job mal gibt.
Die Kommunikation mit der Geschäftsführung gestaltet sich je nach Anliegen etwas schwierig.
Kollegenzusammenhalt
Es war früher um einiges besser, da durch das Verhalten unserer Geschäftsführung hunderte alte (langwierige) Kollegen, die diese Firma angetrieben haben, verlassen haben. Jedoch findet man immer Leute, mit denen man sich gut versteht und die die Arbeitszeit entspannter und lustiger machen.
Work-Life-Balance
So leid es mir tut das zu sagen, aber die Work-Life-Balance ist in diesem Job fast nicht vorhanden. Besonders nicht, wenn man Familie, Kinder, Haustiere oder vielleicht noch einen längeren Arbeitsweg hat.
Manche Kollegen haben einen dauernden Wechsel zwischen Früh-, Spät- und Nachtschicht. Dazu kommt 5 Tage Arbeiten, 2 Tage frei. Ansonsten arbeitet man im 4-1-4-1-4-1 System. Also vier Tage Arbeiten und einen Tag frei. Zudem hat man im Monat auch nur ein freies Wochenende.
Vorgesetztenverhalten
Ein Riesen-Lob geht an einige unserer Betriebsleiter, welche uns wirklich bei allen Problemen unterstützen, immer ein offenes Ohr haben und wenn man mal etwas Zeit hat, sind sie für jeden Spaß zu haben. Aber auch hier gibt es wieder eine Schattenseite, denn wiederum einige unserer Betriebsleiter haben ihre Favoriten, dies merkt man eindeutig bei der Einteilung und sie erhalten immer ihre Lieblingspositionen.
Wenn wir auf unsere Geschäftsführung schauen, sieht das jedoch ganz anders aus. Diese behandelt uns Kollegen als minderwertig und man bekommt sehr arg zu spüren, wenn man nicht gemocht wird. Sobald man einen Fehler macht, ist die vorherige Sympathie nicht mehr vorhanden.
Sie versuchen andauernd, „Sachen unter den Teppich zu kehren“. Ich empfehle jedem neuen Mitarbeiter beispielsweise einmal seinen Arbeitsvertrag prüfen zu lassen, da sich darin einige Fehler befinden. Darüber hinaus werden Gesetze nicht beachtet und ohne einen Anwalt kommt man da auch leider nicht weiter. Herzensempfehlung: Eine gute Rechtsschutzversicherung. In dieser Firma läuft so unglaublich viel schief hinter den Kulissen, dass man gar nicht mehr weiß, wo man anfangen oder aufhören soll.
Interessante Aufgaben
Man lernt unglaublich viel über die Prozesse am Flughafen, Airlines und einzelne Flugzeugmuster, welches ich persönlich sehr interessant finde. Unter anderem finde ich es schön, dass wir hilfsbedürftigen Menschen weiterhelfen können.
Gleichberechtigung
Unter den Kollegen größtenteils gut. Jedoch ist es schon des Öfteren vorgekommen, dass bei neu eingestelltem Personal mit Migrationshintergrund die ZVÜ erst zu spät beantragt wurde und somit die Kollegen unbezahlt freigestellt werden. Bei dem Bewerbungsverfahren zu höher liegenden Positionen findet die Entscheidung eher persönlich und nicht fachlich statt. Den unser Leiter des Betreuungsdienstes priorisiert gutaussehende junge Mitarbeiterinnen.
Umgang mit älteren Kollegen
Die Disponenten sind natürlich froh, wenn sie einen routinierten Kollegen zum Auftrag schicken können, jedoch werden diese aufgrund des Verhaltens von unserer Geschäftsführung immer weniger.
Beispielsweise fangen bei uns ältere Kollegen an, verletzen sich dann relativ am Anfang beim Heben und Tragen aufgrund einer mangelnden Ausbildung und werden im Anschluss direkt gekündigt.
Arbeitsbedingungen
Unsere Sozialräume/Aufenthaltsräume sind leider ziemlich heruntergekommen und gleichzeitig werden sie auch für wartende Passagiere genutzt. Wir haben einige Mäuse, die durch unsere Zentrale laufen und das Essen von Mitarbeitern anknabbern. Unsere Rollstühle sind dauerhaft Mangelware, sodass wir teilweise ohne Rollstuhl einen Passagier abholen müssen, der nicht laufen kann. Und da kommt dann wieder unser Problemlösungstalent und der Kollegenzusammenhalt ins Spiel.
Unsere E-Cars sind oft kaputt und da mittlerweile kein Führerschein mehr verlangt wird, gibt es haufenweise Unfälle, auch mit Passagieren.
Im Sommer arbeitet man unter sehr hohem Zeitdruck und Stress und kann den versprochenen Service gegenüber unseren Passagieren oftmals nicht leisten. Teilweise hat man keine zeitlichen Ressourcen (oder es kommt ein „Verbot“ von oben) dass weder essen noch trinken im Terminalbereich erlaubt sei. Da man im Sommer fast nie die Zeit hat um zu unserer Zentrale zurückzukehren, erlitten schon viele Kollegen einen Kreislaufzusammenbruch.
Gestelltes Arbeitsmaterial ist teilweise in einem sehr mangelhaften Zustand. Durch die gegebenen Umstände sinkt die Arbeitsmoral der Kollegen enorm.
Gehalt/Sozialleistungen
Ich persönlich finde, dass dieser Job viel Wissen in unterschiedlichen Bereichen, sowie enorme Verantwortung voraussetzt und diese sollte man entsprechend entlohnen. Denn wir sind nicht nur „Die Rollstuhlschubster vom Fraport“, wir sind so viel mehr und ich finde es unglaublich schade, dass dies von unserer Geschäftsführung nicht wertgeschätzt wird. Denn laut ihr sind wir nur „Die Arme und die Beine unserer Passagiere“.
Wir haben gerade beim Heben und Tragen ein starkes Verletzungsrisiko. Wir sind oftmals die Ersthelfer, wenn ein Passagier einen medizinischen Notfall hat, wir werden Tag täglich mit diversen Konfliktsituationen konfrontiert, sei es mit Passagieren oder Airline Vertretern. Wir laufen täglich um die 10–20 km, helfen Passagieren noch ihren Flieger zu bekommen, arbeiten unter Personalmangel und enormen Druck im Sommer. Und noch so viel mehr (leider reicht der Platz hierfür nicht). Allem in allem haben wir ein hohes Maß an Verantwortung und ich würde mir wünschen, dass das in Zukunft mehr wertgeschätzt wird.
Image
Leider nicht mehr so, wie es mal war. Die Rollstuhlschupser vom Flughafen sagt alles. Selbst manche Gäste schauen auf einen herab. Das einzige ansehen bekommt man nur ab und zu von einigen Passagieren, die aus ganzem Herzen dankbar sind für unseren Service.
Karriere/Weiterbildung
Bei erfolgreichem Einstellungsverfahren beginnt man hier als Service Agent zu arbeiten. Nach einem Jahr kann man sich auf die Stelle als Service Professional bewerben und ein paar Jahre später hat man die Möglichkeit sich als Disponent und dann auch als Betriebsleiter zu bewerben. Es gibt auch Service Agenten/Service Professionals, die nach einiger Zeit ins Büro in die Verwaltung gewechselt sind. Das Auswahlverfahren zu den einzelnen Positionen ist jedoch leider stark von Sympathie und Vitamin-B gepolt. Weiterbildungsmöglichkeiten sind nur sehr selten für wenige Mitarbeiter möglich und dies beinhaltet beispielsweise eine Schulung zum Ersthelfer oder Brandschutzhelfer.