Job mit typischen FhG-Problemen
Arbeitsatmosphäre
Hängt stark von der Arbeitsgruppe ab. In der Abteilung, in der ich gearbeitet hab, wurde vom Gruppenleiter der Druck ziemlich ungefiltert nach unten weitergeleitet - d.h. schnell Ergebnisse erzielen und neue Projekte acquirieren. Der Anspruch war, wissenschaftlich zu arbeiten, dafür gab es jedoch weder Ressourcen noch Zeit. Fehlende Veröffentlichungen durch den Fokus auf Kundenprojekte wurden dann negativ gewertet. Wenig echter Zusammenhalt in der Gruppe, jeder macht seins, manchmal eher forcierte Gruppenevents.
Kommunikation
Eher mau, keine guten Prozesse für konstruktives Feedback, Kritik und Verbesserungsvorschläge. Einarbeitung fand quasi nicht statt, da niemand Zeit hatte.
Kollegenzusammenhalt
Sehr individuell verschieden. Ich habe in anderen Arbeitsstellen ein besseres Kollegium erlebt. Man hilft sich schon, wenn man fragt, aber mehr auch nicht.
Work-Life-Balance
Ok, TVÖD setzt Rahmen. Home-Office war leider durch die oberste Management-Ebene nicht gern gesehen, was natürlich Null zeitgemäß ist. Man muss sich rechtfertigen für HomeOffice und auch wenn man Teilzeit arbeiten will. Der Wunsch danach wurde vom Vorgesetzten gleichgesetzt mit mangelnder Arbeitmotivation und Einsatz für das Institut.
Vorgesetztenverhalten
Transparenz, lösungsorientierte Kommunikation und echte Führung fehlt, es gab in Gruppenmeetings eigentlich immer nur "Jetzt strengt euch doch mal mehr an". Dass das Gruppenergebnis auch durch die Führung beeinflusst wird, wird offenbar nicht erkannt. Menschen mit Führungsaufgaben haben für diese kaum Zeit neben den anderen Projektaufgaben, niemand will daher freiwillig Leitungsaufgaben übernehmen. 1x im Jahr unmotiviertes Mitarbeitergespräch, in dem ich mein Feedback geäußert habe, das wurde allerdings komplett ignoriert.
Freundlichkeit wird vom Vorgesetzten nur gefordert, wenn es um effizientere Zusammenarbeit im Projekt geht und nicht um auf die individuellen Bedürfnisse seiner Mitarbeiter einzugehen, quasi Einbahnstraße.
Interessante Aufgaben
Abhängig von der Position und aktuellen Projekten. Meist ist für die wirklich spannende wiss. Arbeit keine Zeit und kein Geld.
Gleichberechtigung
Dies ist nur meine persönliche Erfahrung, kann in anderen Gruppen anders sein: Die befristeten Arbeitsverträge benachteiligen klar junge Wissenschaftlerinnen, die es sich erlauben, schwanger zu werden. Oft wird bei Fraunhofer der Vertrag dann einfach nicht verlängert oder man hört dann bei Wunsch nach Teilzeit, dass man wohl nicht motiviert ist.
Nach meinem Vorgesetzten bekannten gesundheitlichen Problemen hatte ich tatsächlich das Feedback, ich würde mein Potential nicht voll nutzen. Wenig Verständnis oder Unterstützung.
Generell gibt es leider sehr wenige Wissenschaftlerinnen am Institut, und ich habe keine Bemühungen gesehen, dies zu verbessern. Aktiv gefördert oder motiviert werden sie jedenfalls nicht.
Umgang mit älteren Kollegen
Oft besser als mit jüngeren, da ältere Kollegen feste Stellen haben.
Arbeitsbedingungen
Ok. Leider wenig HomeOffice Möglichkeit. Befristete Verträge schaffen permanentes Unsicherheitsgefühl. Wirklich fähige Leute gehen dann einfach.
Gehalt/Sozialleistungen
TVÖD, mittelmäßig.
Image
Außendarstellung ganz gut.
Karriere/Weiterbildung
Ich hatte 4 Jahre lang (als wissenschaft. MA!) keine einzige wirkliche Weiterbildung, nicht mal intern. Meine Anfrage nach Teilnahme an einem bestimmten Kurs wurde missmutig kommentiert.