Sinnstiftende Tätigkeit, aber Strukturen und Prozesse fehlen, IT ist veraltet und alles dauert etwas länger
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die Ausrichtung des Sozialunternehmens F&W Menschen in Not ein Dach über den Kopf zu geben bzw. zu bauen, ist super wichtig. Entsprechend kann man hier einer sinnstiftenden Tätigkeit nachgehen.
Darüber hinaus zieht solch ein Unternehmen natürlich auch soziale Menschen an. Ich hatte kaum Schwierigkeiten mit Kolleg:innen und Führungskräften. Alle haben unter fehlenden Strukturen und Prozessen gelitten.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Das Unternehmen ist aufgrund mehrerer Flüchtlingskrisen schnell stark gewachsen. Die Struktur und Prozesse dahinter leider nicht. Das wird an diversen Stellen spürbar:
- Es gibt kein Onboarding
- Veraltete IT Infrastruktur, die junge Mitarbeitende frustriert z.B. kein WLAN
- Veraltetes Führungsstil z.B. Home Office ist nicht gerne gesehen, Mails werden ausgedruckt usw.
- Abteilungen arbeiten teilweise gegeneinander. Generell beschäftigt man sich viel mit sich selber und verzettelt sich hierbei.
- Beratungsresistent: Externe Verbesserungsvorschläge werden lange und teuer erarbeitet, aber nicht umgesetzt.
- Schlechte Erreichbarkeit von Mitarbeitenden. Bei den Wenigstens sind Rückrufe üblich. Alles dauert ewig. Bei vielen internen Mail muss nachgehalten werden. Das liegt teilweise an einer sehr hohen Belastung, aber auch teilweise auch einfach an fehlender Einsatzbereitschaft.
- Fehlende Wertschätzung und Benefits: Höhepunkt war die Mitteilung, dass Sprudelwasser ab sofort eingestellt wird. Leitungswasser reiche ja auch aus.
- Gerade junge Frauen haben es schwer und werden sehr schnell desillusioniert.
Dazu kamen einige individuelle Punkte:
- Arbeitszeiten oft bis nach 21 Uhr wurden nicht vor der Vertragsunterzeichnung kommuniziert.
- Der Job war gut bezahlt, aber oft eintönig. Ich habe den halben Tag am Drucker verbracht. Die Aufgaben wurden im Bewerbungsprozess anders dargestellt.
- Mehrere Monate nach dem Ausscheiden bekam ich eine Mahnung einer Versicherung, da die betriebliche Rentenversicherung von F&W nicht gekündigt wurde. Das ist ärgerlich.
Insgesamt hatte ich leider das Gefühl, dass junge dynamische und innovative Mitarbeitende sehr schnell wieder gehen. Zurück bleiben dann Mitarbeitende, die es etwas langsamer angehen lassen und sich kein Bein ausreisen wollen. Super schade, denn F&W erfüllt sehr wichtige Aufgaben für die FHH.
Verbesserungsvorschläge
- Etablierung von Prozessen z.B. Onboardingprozess
- Umstrukturierung ggf. mit externer Unterstützung durch Beratung
- Funktionierende IT ggf. durch externe Unterstützung
- Benefits für Mitarbeitende: WLAN, Strudelwasser, Obstkorb, Möglichkeit für Home Office und flexible Arbeitszeiten
- Interne Kommunikation verbessern
- Bewerbungsprozess: Ich hätte mir im Bewerbungsprozess mehr Transparenz bezüglich Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen gewünscht.
Arbeitsatmosphäre
- Die Fenster können im Sommer aufgrund des Straßenlärms kaum geöffnet werden. Es ist sehr heiß. Ich habe mir irgendwann Noise Cancelling Kopfhörer gekauft.
- Auf dem Heimweg habe ich mich als junge Mitarbeiterin in der Umgebung oft nicht sicher gefühlt.
- Positiv: Geräumige Küche/ Aufenthaltsraum.
Kommunikation
Kein Kurznachrichtedienst wie Skype oder Teams. Schlechte Erreichbarkeit von Mitarbeitenden. Bei den Wenigstens sind Rückrufe üblich. Bei vielen internen Mail muss nachgehalten werden. Alles dauert ewig.
Kollegenzusammenhalt
Man merkt schon, dass man in einem Sozialunternehmen arbeitet. Die Mitarbeitenden sind aufgrund ähnlicher Wertevorstellungen da. Das schweißt größtenteils zusammen. Wenig Ellbogenmentalität. Wobei es auch hier ein paar Ausfälle gab.
Work-Life-Balance
So gut wie kein Home Office und keine flexiblen Arbeitszeiten. Oft Arbeitszeiten bis nach 21 Uhr.
Positiv: Telefonischen 24/7 Erreichbarkeit und Wochenendarbeit wird nicht vorausgesetzt.
Vorgesetztenverhalten
Alte Schule, wenig greifbar, aber sozial und menschlich absolut nichts auszusetzen.
Interessante Aufgaben
Sehr viel hinterherlaufen und drucken.
Gleichberechtigung
Junge Frauen haben es schwer.
Umgang mit älteren Kollegen
Hierzu ist mir nichts aufgefallen. Teams sind durchmischt.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Als Sozialunternehmen hat F&W auf jeden Fall das Sozialbewusstsein. Umweltbewusstsein sehe ich nicht.
Gehalt/Sozialleistungen
Gehalt nach dem Tarif der Länder und fair.
Image
Im städtischen Kontext ist mittlerweile bekannt, dass es strukturelle Probleme bei F&W gibt.
Karriere/Weiterbildung
Zumindest gab es bei mir keine Lernkurve.