Zweiter Blick aufs Unternehmen relativiert meine ursprünglich euphorische Bewertung.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Umwelt, Räumlichkeiten, Kantine, junges Kollegium, Partymöglichkeiten
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Fehlende Strategie, Gewicht persönlicher Vorstands-Vorlieben vs. Diversität und Markterfahrung, sehr schlechte Abschiedsmoral. @HR: ich komme selbstverständlich gerne zum Gespräch wenn ihr mich nach Bochum einladen wollt, meine Meinung ist aber durchaus reflektiert und lang gereift :-)
Verbesserungsvorschläge
Diversität wirklich verstehen und nicht nur an Hautfarbe und sexuellen Vorlieben festmachen. Hauptsächlich trennte man sich in meiner Zeit von Mitarbeitern die das entgegengesetzte Charakterspektrum der Vorstände einnahmen. Warum gerade diese Mitarbeiter so wichtig für die Balance und den Unternehmenserfolg sind könnte man verstehen - wenn man wirklich wollte.
Teure, extern eingekaufte Mitarbeiter passten oft nicht zum Unternehmensstil, brachten aufgrund interner Hürden nicht die gewünschten Ergebnisse und wurden darum nach kurzer Zeit wieder ausgetauscht. Es ist schön wenn loyale und langgediente Mitarbeiter befördert werden, allerdings ist das nicht alles was eine Führungskraft mitbringen sollte. In manchen Abteilungen sollte der (finanzielle) Erfolg den Methoden Recht geben. Und manchmal muss man sich auch ändern damit neue Methoden überhaupt funktionieren können. Ein Typologie-Training der Geschäftsleitung könnte dem Unternehmen in Zukunft viel Geld und Zeit sparen.
Ebenso das Unterlassen von unprofessionellen Schlammschlachten vor Gericht. Die Trennung von Mitarbeitern gehört ausschließlich in die Hände von HR Profis.
Arbeitsatmosphäre
Im Team immer recht gut
Kommunikation
Wenig bis keine strategische Führung erkennbar, vgl. weekly updates des Managements in anderen (erfolgreichen) Unternehmen wo die Geschäftsleitung visionär ist und weiß wo es hingehen soll
Kollegenzusammenhalt
Normal bis gut
Work-Life-Balance
Dank Corona musste man auch zum leidigen Homeoffice Thema endlich umdenken. Es wird zwar eine Zeiterfassung und Freigabe von Überstunden gewünscht aber unterschwellig erwartet dass Überstunden nicht aufgeschrieben werden und Reisezeit (Dienstreise!) wird nur bedingt als Arbeitszeit anerkannt
Vorgesetztenverhalten
Ich hatte mehrere Führungskräfte, zeit/personenweise war das Verhalten ok darum noch 2 Sterne. Negativ war: Kein Onboarding, wenig bis kein Feedback, konkrete Zielvorgaben wurden gerne vergessen. Wissenschaftlich und aus Studien belegbare (Verbesserungs-)vorschläge wurden persönlichen Präferenzen häufig untergeordnet. Besonders frappierend: kündigt jemand oder wird gekündigt beginnt abteilungsunabhängig in fast allen mir bekannten Fällen eine unsinnige und äußerst unprofessionelle Schlammschlacht (gespickt mit haltlosen Vorwürfen ohne jeden Beleg inkl. aus dem jährlichen Gesprächsbogen), die oft und gerne vor Gericht endet. Hier scheint man auch unfähig aus Erfahrungen zu lernen.
Interessante Aufgaben
Theoretisch viel Gestaltungsspielraum. Der dann aber gerne an persönlichen Präferenzen der Vorstände scheitert. WENN Ziele vorgegeben werden scheitern geeignete Maßnahmen zur Erreichung auch gerne mal weil es "doch bislang auch ohne ging"
Gleichberechtigung
Ob Männer und Frauen gleiche Bezahlung erhalten kann ich nicht beurteilen, glaube aber nicht dass da bewusst Unterschiede gemacht werden.
Umgang mit älteren Kollegen
Gut: Alter ist kein Grund für Aussortierung. Schlecht: Manchmal sitzen alte Weggefährten ohne jede externe Erfahrung leider zu lange auf Schlüsselpositionen
Arbeitsbedingungen
Räumlichkeiten und Technik sind hervorragend, ein großes Plus. Man kann auf jeden Fall von einem Vorzeige-Office sprechen. Nur leider überträgt sich die äußere Modernität nicht auf viele interne Aspekte des Unternehmens.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Hier muss man trennen. Umwelt: Ein ungespielter und ernst genommener Fokus des Vorstands, klares Plus, 5 Sterne.
Sozialbewusstsein: wie sozial sich das Unternehmen verhält hängt ganz klar damit zusammen, wie gut man mit dem Vorstand und langgedienten Vorgesetzten klar kommt. Hier gibt es keine allgemeingültigen Regelungen. Das erklärt auch die sehr unterschiedlichen Bewertungen hier. Ein Beispiel von mehreren: einer erfahrenen Marketingspezialistin und Mutter von Zwillingen wurde nach der Rückkehr aus der Elternzeit (1 Jahr) gekündigt, angeblich weil ihr Bereich weg fiel, obwohl man sie sehr leicht für eine andere bereits ausgeschriebene Position hätte einsetzen können - wenn man gewollt hätte.
Gehalt/Sozialleistungen
Bei den meisten unter dem Industriedurchschnitt, teilweise deutlich. Das erste Gehalt kommt zudem erst nach 6 Wochen, was sehr lang sein kann.
Aufgrund meines persönlichen Gehalts sowie vieler Angebote und Annehmlichkeiten die man durchaus als indirekte Gehaltserhöhung ansehen kann - wenn man sie denn wahrnehmen kann - trotzdem noch 4 Sterne von mir.
Image
Die Vorstände sind keine Netzwerker und entlassen Mitarbeiter die es sind zu schnell wieder. Den Wert eines externen Netzwerks haben sie noch nicht verstanden. Darum ist die Firma selbst innerhalb der IT Branche für viele ein "schwarzes Loch" und hat überhaupt kein Image.
Intern sind neue Mitarbeiter zunächst euphorisiert durch tolle Technik, tolle Büros, junge Kollegen, Benefits und ein hippes Äußeres. Das spiegelt sich auch auf kununu wieder. Sind die Mitarbeiter länger dabei relativiert sich das leider und viele sind ernüchtert - wie in meinem Fall.
Karriere/Weiterbildung
Eine weltweit anerkannte Weiterbildung bei der die Diversität von Mitarbeitern und Entscheidungsgrundlagen unterschiedlicher Charaktere beleuchtet worden wären (extrem nützlich im Vertrieb und allen Abteilungen mit Kundenkontakt, aber auch darüber hinaus), wurde leider abgelehnt weil es "nichts bringt". Im Fall dieser Abteilungen hätte das Verständnis füreinander das oft holprige Miteinander sehr fördern können.
Andere, rein fachliche Weiterbildungen, wurden immer wieder verschoben.
Ein anderer Kollege bekam die gewünschten Weiterbildungen aber trotz hoher Kosten genehmigt, darum noch 3 Sterne.