Gute Ansätze, aber Luft nach oben
Gut am Arbeitgeber finde ich
Der Arbeitgeber überzeugt mit interessanten Aufgaben, modernen Büros, flexibler Urlaubsregelung und der Wertschätzung erfahrener Kollegen, und wenn mal was fehlt an Werkzeug, wird es schnell besorgt.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Der Arbeitgeber hat Probleme mit einer sinnvollen Meetingkultur, fairer Aufgabenverteilung, effektivem Wissenstransfer und bietet wenig Unterstützung bei Weiterbildung und moderner Personalführung.
Verbesserungsvorschläge
Die Arbeit macht zwar Spaß, ist aber mit erheblichem Stress verbunden, da die Arbeitsbelastung hoch ist. Angesichts der über 700 Mitarbeiter ist eine Angliederung an den IG-Metall-Tarif längst überfällig und sollte dringend umgesetzt werden, ebenso wie eine Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit. Die Annahme, dass dadurch weniger geschafft wird, ist unbegründet – im Gegenteil, die Mitarbeiter wären dadurch motivierter. Auch die Vorgesetzten benötigen Schulungen und Entlastung, entweder durch zusätzliche Führungskräfte oder eine klarere Hierarchie mit Abteilungs- und Teamleitern. Zudem muss die Meetingkultur unbedingt überarbeitet werden, da sie derzeit allen Mitarbeitern wertvolle Zeit raubt. Die angeblich tolle Einarbeitung ist miserabel. Neue Mitarbeiter werden ins kalte Wasser geworfen oder laufen direkt ins Messer.
Arbeitsatmosphäre
Einmal im Jahr findet ein Jahresgespräch mit dem Vorgesetzten statt, ansonsten gibt es kaum zwischenmenschliche Kommunikation. Wenn es doch Gespräche gibt, beziehen sie sich meist ausschließlich auf Arbeit oder Projekte.
Kommunikation
Die Meetingkultur ist problematisch. Meetings werden mit vielen Beteiligten abgehalten, und man springt den ganzen Tag von einem Meeting zum nächsten. Oft sind die Besprechungen wenig effektiv, sodass Inhalte schnell wieder in Vergessenheit geraten und manche Meetings wiederholt werden müssen, weil Entscheidungen ausbleiben. Dabei wird manchmal unnötig viel Aufmerksamkeit auf unwichtige Details gelegt. Betriebsversammlungen dienen lediglich der Informationsweitergabe.
Kollegenzusammenhalt
Der Umgang miteinander ist zwar kollegial, aber hinter dem Rücken wird häufig über andere gesprochen.
Work-Life-Balance
Urlaub kann grundsätzlich jederzeit genommen werden, was positiv ist. Allerdings dürfen nur wenige Überstunden abbauen, und die 40-Stunden-Woche wird fast immer überschritten – viele nehmen Arbeit mit nach Hause oder arbeiten sogar samstags. Gleitzeit gibt es zwar, aber man muss trotzdem mindestens 40 Stunden schaffen. Eine flexible Regelung, wie etwa längere Tage von Montag bis Donnerstag und ein kürzerer Freitag, ist nicht erlaubt.
Vorgesetztenverhalten
Der Führungsstil ist laissez-faire. Man erhält eine Aufgabe und muss den Rahmen sowie alle weiteren Details selbst organisieren. Ziele werden nicht vorgegeben, sondern müssen eigenständig definiert werden. Feedback erfolgt nach dem Motto: "Keine Kritik ist Lob genug." Die Vorgesetzten verbringen die meiste Zeit in Meetings, sodass ihnen die Zeit für Führungsaufgaben fehlt. Ähnlich wie bei der allgemeinen Arbeitsatmosphäre fehlt es auch hier an zwischenmenschlichem Austausch.
Die Vorgesetzten sprechen zudem hinter dem Rücken über ihre eigenen Mitarbeiter.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben sind immer interessant und erfordern komplexe Lösungen. Allerdings ist die Aufgabenverteilung teilweise ungerecht: Einige Kollegen haben das ganze Jahr über eine volle Auslastung, während andere nur wenig zu tun haben.
Gleichberechtigung
Es werden zwar grundsätzlich viele neue Mitarbeiter eingestellt, dennoch gibt es kaum weibliche Kollegen. Von Vorgesetzten hört man gelegentlich abfällige Bemerkungen über Frauen und das Thema Schwangerschaft.
Umgang mit älteren Kollegen
Im Unternehmen gibt es viele ältere Kollegen, deren Erfahrung sehr geschätzt wird und die gut behandelt werden. Allerdings stellt der Wissenstransfer an die jüngeren Mitarbeiter ein Problem dar. Die älteren Kollegen haben oder bekommen keine Zeit, ihr Wissen weiterzugeben, wodurch wertvolles Know-how verloren geht.
Arbeitsbedingungen
Die Büros sind modern und auf dem neuesten Stand, und auch in der Werkstatt ist jeder Mitarbeiter mit dem notwendigen Werkzeug ausgestattet. Fehlendes Material wird umgehend beschafft. Allerdings ist es in den Büros zeitweise sehr laut, besonders wenn viele Kollegen gleichzeitig in Meetings sind und sich gegenüber oder hintereinander sitzen. Selbst mit einem Headset und Musik lässt sich den Gesprächen der Kollegen nur schwer entkommen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es herrscht teilweise eine verschwenderische Vorgehensweise. Die Mechanik ist in den meisten Fällen überdimensioniert, und die Mülltrennung wird eher nachlässig gehandhabt. Oft wird lieber etwas weggeworfen, anstatt es aufzubewahren. Das führt dazu, dass speziell bestellte Teile manchmal ungenutzt bleiben, weil sie bereits entsorgt wurden, bevor sie wiederverwendet werden konnten.
Gehalt/Sozialleistungen
Es wurde ein neues Gehaltssystem eingeführt, das an den ERA IG-Tarif angelehnt ist, sich jedoch als wenig vorteilhaft erwiesen hat. Mitarbeiter mit hoher Qualifikation oder guter Weiterbildung wurden niedriger eingestuft als ältere Kollegen, die schon lange im Unternehmen sind. Die Eingruppierung erfolgte einfach basierend auf den bisherigen Gehältern, ohne individuelle Anpassungen. Dies sorgt teilweise für Spott unter den Mitarbeitern. Insgesamt gibt es etwa 13 Gehälter im Jahr, und das Unternehmen betont gerne den vermeintlichen Vorteil eines Obstkorbs.
Image
Nach außen präsentiert sich das Unternehmen als vorbildlich, doch intern sprechen die Mitarbeiter oft negativ über die Firma. Man merkt schnell, in welcher Art von Arbeitsumfeld man gelandet ist.
Karriere/Weiterbildung
Wenn die Arbeitsbelastung es zulässt, hat man die Möglichkeit, über den Tellerrand hinauszuschauen. Allerdings sind Schulungen oder Fortbildungen kaum vorhanden. Statt in umfassende Schulungen für alle Mitarbeiter zu investieren, zieht man es vor, namhafte Firmen anzurufen und sich dort durchzufragen. Alternativ werden einzelne Mitarbeiter auf eine Schulung geschickt, die dann das Wissen an die Kollegen weitergeben sollen.