Mittendrin, statt nur dabei. Aber: Ein dickes Fell hilft!
Gut am Arbeitgeber finde ich
Ich kann mir derzeit keinen interessanteren Arbeitgeber vorstellen. In der gematik ist man wirklich Mittendrin statt nur dabei! Wir sind unabhängig von Investoren, haben keine Gewinnabsichten und verfolgen ein sinnstiftendes Ziel. Und genau das zieht eine ganz bestimmte Art von Menschen an sich bei der gematik zu bewerben. Die Leidenschaft, die viele Kolleg:innen mitbringen ist unglaublich motivierend.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Ganz einfach: Das Image. Das fängt schon beim Namen an, der Anno 2005 ist. Worte erschaffen Realität. Wenn wir allerdings Digitalagentur Gesundheit sein wollen, muss sich 2025 allerdings mehr tun als nur neuer Name und neues Büro.
Verbesserungsvorschläge
1. Die gematik muss Menschen einstellen, die unser Gesundheitssystem und unsere Nutzer verstehen - vor allem in Führungspositionen. Dann fällt es uns auch leichter, unsere eigentlichen Ziele zu verfolgen.
2. Weniger Prozesse, mehr Fokus auf Inhalte. Dafür muss intern massiv an Abteilungs- und Team-Strukturen gearbeitet werden. Wir müssen uns neben Strukturen auch von Prozessen verabschieden. Was würde passieren, wenn es XYZ nicht mehr gibt? Dazu gehören mutige Entscheidungen.
3. Mehr Humor: Dass Digitalisierung in Deutschland so langsam vorangeht, kann man auch mal mit Humor nehmen. Vielleicht fällt es der gematik dann auch einfacher transparent zu kommunizieren. Wir sind halt Deutsch und haben Angst vor Digitalisierung #GermanAngst
Arbeitsatmosphäre
Das Arbeitsklima ist davon abhängig, in welcher Abteilung man arbeitet. Manche Führungskräfte pflegen einen sehr lockeren Stil, andere kontrollieren ihre Abteilung sehr dominant. Im Bereich Produktion ist die Atmosphäre außerdem abhängig vom Produkt-Team, in dem man arbeitet. Denn die agilen Teams organisieren sich selbst und haben so immer eine ganz eigene Dynamik.
Kommunikation
Es gibt regelmäßige Townhall-Meetings und viele weitere Formate. Es wird tendenziell mehr über Erfolge gesprochen. Damit wird ein positives Narrativ geschaffen, das die Mitarbeiter auf dem Weg des „Change“ motiviert halten soll. Dieses Mindset begrüße ich grundsätzlich. In der Kommunikation wird dabei aber unterschlagen, dass wir riesige, offensichtliche Herausforderungen haben. Hier würde ich mir mehr Transparenz und Selbstkritik wünschen - man kann sich nicht einfach alles schön reden.
Kollegenzusammenhalt
Der Zusammenhalt unter Kolleg:innen ist stark. Innerhalb von Teams und Abteilungen ist man sehr ehrlich zueinander und kann offen sprechen. Je kleiner, desto besser. Der abteilungsübergreifende Zusammenhalt als Unternehmen ist wesentlich komplizierter, da es unterschiedliche Zielvorstellungen gibt. Das liegt an der Komplexität der gematik: Zum einen wollen wir das Gesundheitswesen digitalisieren, zum anderen sind wir eine Zulassungsbehörde. Das führt zu Reibung zwischen Mitarbeitern.
Work-Life-Balance
Ich erlebe eine hohe Work-Life-Balance. Das ist immer abhängig von der Führungskraft und dem Team, in dem man arbeitet. Die Strukturen der Organisationen können sehr leicht dazu führen, dass man sich als Mitarbeiter ausnutzen lässt. Das hängt auch mit unserer sinnstiftenden Tätigkeit und interessanten Aufgaben zusammen. Grundsätzlich ist die Work-Life-Balance aber unglaublich gut.
Vorgesetztenverhalten
Meine Führungskraft führt mit maximalem Vertrauen und ist an meinem Wohlbefinden interessiert. Allerdings führt er viel zu viele Mitarbeiter und hat zusätzlich noch andere Aufgaben im Unternehmen. So hat er gar kein Gefühl dafür, was ich täglich tue. Das ist schade. Bei anderen Führungskräften gab in den letzten Jahren viele Fehlbesetzungen. Es wurden zu viele Vorgesetzte eingestellt, die sich gegenüber unserer Geschäftsführung & dem Gesundheitsministerium zwar sehr gut selbst verkaufen können, aber rein gar keine Ahnung vom Gesundheitssystem haben.
Interessante Aufgaben
Es gibt bei uns m viele interessante Aufgaben. Das gibt es so nicht oft. Ich habe viele Freiheiten, lerne unglaublich viel und entwickle mich persönlich weiter. Der hohe Purpose der gematik verleitet schnell dazu „zu viel zu wollen“. Leider liegen Entscheidungen oft außerhalb unserer Macht. Diese Handlungsunfähigkeit kann zu Frust führen. Deshalb: Dickes Fell aufbauen
Gleichberechtigung
Ich selbst erlebe keine Ungleichberechtigung. Unsere Branche ist eher männlich dominiert, dafür ist der Anteil an Frauen in Ordnung. Ich würde mir trotzdem mehr Frauen und junge Mitarbeiter in Führungspositionen wünschen.
Umgang mit älteren Kollegen
Wenn ältere Arbeitnehmer geschätzt werden, dann auf jeden Fall in der gematik.
Arbeitsbedingungen
Ich musste mich beim Wechsel zur gematik umgewöhnen, da die IT-Ausstattung schlechter ist als in anderen Tech-Unternehmen. Das betrifft nicht nur die persönlichen Arbeitsmittel, sondern auch Arbeitsräume und Meeting-Räume. Die IT-Abteilung tut immer ihr Bestes. Aber die Räumlichkeiten sind eben etwas in die Jahre gekommen und sind nicht auf agile, hybride Zusammenarbeit ausgerichtet, die man im Jahr 2024 benötigt. Das ändert sich demnächst mit einem Umzug (hoffentlich).
Gehalt/Sozialleistungen
In der gematik kann man ein sehr solides Gehalt erhalten. Ob das auf alle Abteilungen und Rollen zutrifft kann ich nicht beurteilen - es wird nicht offen damit umgegangen. Die Höhe des Gehalts ist vermutlich auch abhängig von der Verhandlungsfähigkeit.
Image
Die gematik hatte mal ein unglaublich schlechtes Behörden-Image. Das hat sich in den letzten Jahren zum Glück massiv verbessert. Nach Außen treten wir als hippe Digitalagentur auf. Trotzdem steckt in unserer DNA noch ganz viel „Behörde“. Diese Realität kennen und spüren die Mitarbeiter natürlich in internen Prozessen. Es würde helfen, wenn wir den Image-Wechsel nicht nur verkaufen, sondern auch intern vorantreiben (und ja, das kann für langjährige Mitarbeitern auch mal weh tun).
Karriere/Weiterbildung
Zum Einstieg habe ich kein Onboarding erhalten, das mich auf meine vielfältigen Aufgaben vorbereitet hat. Einarbeitung war learning by doing. Ich erhalte auch keine Weiterbildungs-Angebote, wenn ich nicht aktiv danach frage. Es gibt interne Schulungsangebote. Für die ist aber oft keine Zeit im Arbeitsalltag. Es sei denn, man nimmt sich die Zeit und lässt seine Aufgaben liegen.