Keine Empfehlung - unattraktiver Arbeitgeber mit intransparenter Bonusregelung trotz interessanter Rechtsbereiche
Arbeitsatmosphäre
Sehr teamabhängig - eine Kanzleikultur gab es meiner Wahrnehmung nach kaum, höchstens noch einen gewissen Zusammenschluss in Praxisgruppen, der mal mehr mal weniger gelebt wurde.
Die Kanzlei ist deutsch; am Frankfurter Standort in der Equity Partnerschaft zum weit überwiegenden Teil männlich (es gibt eine weibliche EP).
In meinem Team habe ich die Arbeitsatmosphäre leider toxisch wahrgenommen - trotz eines "jungen" EP fielen Sprüche, die man eher bei der "alten Schule" vermuten würde à la "kein Lob ist das größte Lob", "wieder einen halben Tag Urlaub", wenn man ab gewissen Zeiten nicht mehr erreichbar sein wollte, etc. Die Billables-Vorstellungen entsprachen zudem eher denen internationaler Großkanzleien (meiner Meinung nach mit Blick auf die Kompensation unverhältnismäßig). Tägliche Billables-Kontrollen wurden bei unter 10 h oft direkt per E-Mail moniert.
Kommunikation
Es gab ein Probezeitendgespräch, jährliche Feedbackgespräche und ein Exitgespräch.
Im Team wurde reichlich kommuniziert - aufgrund des eher kleinen Teams hat man sich auch viel persönlich ausgetauscht und Interessantes über die Mandate und Kanzleipolitik "hinter den Kulissen" erfahren.
Leider lag der Fokus inhaltlichen Feedbacks eher auf Kritik denn auf "Ausbildung" (wozu meiner Meinung nach auch Feedback zu guten Sachen gehört). Konstruktive Gespräche zu führen war meiner Wahrnehmung nach schwierig; die Bereitschaft war auf jeden Fall da, allerdings waren die inhaltlichen Standpunkte oft auf beiden Seiten verfestigt.
Größter Kritikpunkt in der Kanzlei-Kommunikation ist das intransparente Bonus-System. Die Kanzlei hat keine offiziellen Billable-Vorgaben, sondern basiert auf einem "Cash-in"-basierten System. An Umsatzzahlen, die in Meetings mit allen Associates kommuniziert wurden, möchte man sich dann aber in Bezug auf die Boni nicht halten, mit dem Hinweis, es handele sich lediglich um Richtwerte und der Bonus insgesamt stehe im Ermessen der Partnerschaft.
Vor allem in Anbetracht der Arbeitszeiterwartung ist dieser "Gap" für mich persönlich zu ungewiss und untragbar gewesen.
Kollegenzusammenhalt
Auf Associate-Ebene gegeben.
Work-Life-Balance
Urlaub und Wochenende waren idR frei.
Billable-"Vorgaben" im Team meiner Meinung nach deutlich überhöht und unverhältnismäßig.
Vorgesetztenverhalten
Wir sind grundsätzlich gut klar gekommen. Ich kann den Balanceakt nachvollziehen, den es erfordert, ein eigenes Team aufzubauen, sein Team happy zu halten, die Mandanten zufriedenzustellen und gleichzeitig seine eigenen Interessen zu verfolgen. Wie schon beschrieben hatte ich leider nicht das Gefühl, dass wir im Ergebnis unsere divergierenden Interessen auflösen konnten.
In der täglichen Arbeit eher unstrukturiert und nervös, was eine kleine Herausforderung war. Zugleich habe ich viele spannende Einblicke bekommen und konnte auch persönlich einiges Lernen.
Interessante Aufgaben
Im Krypto-Bereich habe ich an äußerst spannenden Mandaten gearbeitet.
Gleichberechtigung
Auf Associate-Ebene ganz gut. Bezeichnungen wie "HR-Mäuschen" sollten Partner beim Standort-Lunch aber besser zukünftig vermeiden. Und auch wenn bei Salary Partnerinnen eine Schwangerschaft (der Gerüchteküche nach) zu dem Verdacht führt, nur wegen des Dienstwagens die Beförderung abgewartet zu haben, fühlt es sich nicht so an, als sei Gleichberechtigung "schon" bei jedem internalisiert und offen gelebt.
Arbeitsbedingungen
Schöne Büros, moderne Ausstattung. Ein gemütlicherer Gemeinschaftsraum und bessere Kaffeemaschinen wären wünschenswert (vom vielzitierten Obstkorb möchte ich hier nicht wieder anfangen).
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Von kanzleiweiten Initiativen habe ich wenig mitbekommen - im Team wurde alles ausgedruckt.
Gehalt/Sozialleistungen
Meiner Meinung nach unverhältnismäßig.
Image
Kommt stark auf den Bereich an - im Krypto-Bereich ganz gut, was meiner Wahrnehmung nach aber weniger an der Kanzlei als mehr am Partner liegt.
Zur Außenwahrnehmung der Kanzlei: Nach Wechsel in eine internationale Großkanzlei wurde mir mehrmals zum "Upgrade" gratuliert.
Karriere/Weiterbildung
Karrierechancen im anwaltlichen Bereich sehr gut. Partner war auch offen für Promotionsanliegen.